Kate Winslet schämt sich für Arbeit mit Woody Allen und Roman Polanski

Nach der Sensibilisierung für sexuellen Missbrauch durch MeToo würde Kate Winslet ihre Darstellungen in „Der Gott des Gemetzels“ und „Wonder Wheel“ am liebsten ungeschehen machen.

Ein wenig überraschend und ohne klaren Anlass gibt Oscar-Preisträgerin Kate Winslet bekannt, dass sie die Zusammenarbeit mit den ebenfalls mehrfach preisgekrönten Regisseuren Woody Allen und Roman Polanski zutiefst bedauere.

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Winslet spielte 2011 die Hauptrolle in Polanskis Film „Der Gott des Gemetzels“ und war 2017 auch in Woody Allens „Wonder Wheel“ zu sehen.

In einem Gespräch mit „Vanity Fair“ zweifelt sie nun öffentlich an ihrer Entscheidung: „Wie zum Teufel kam ich dazu, mit ihnen zu arbeiten?“

Kate Winslet: „Eine verdammte Schande“

Winslet erklärte, es sei ihr nicht zu erklären und höchst befremdlich, dass beide Filmemacher „über so lange Zeit und weit verbreitet in der Filmindustrie ein so hohes Ansehen genossen haben, obwohl sie so waren, wie sie waren“ – für sie sei das eine „verdammte Schande“.

Sowohl Woody Allen als auch Roman Polanski wird schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen. Die Fälle unterscheiden sich aber deutlich voneinander. Allen war bereits 1992 beschuldigt worden, seine Adoptivtochter Dylan Farrow im Alter von sieben Jahren im Haus seiner damaligen Frau, der Schauspielerin Mia Farrow, sexuell belästigt zu haben.

Woody Allen sorgt mal wieder für Schlagzeilen.
Woody Allen

Mehrfach hatte der Regisseur bestritten, dass die Ereignisse wirklich stattgefunden haben, zuletzt in seiner umstrittenen Autobiographie. Juristisch konnten in einem Verfahren keine klaren Beweise für die von dem Mädchen geschilderten sexuellen Übergriffe festegestellt werden. Ein rechtsmedizinisches Gutachten deutete darauf hin, dass Dylan Farrow nicht missbraucht worden war. Allerdings blieb die Staatsanwaltschaft überzeugt von weiteren Indizien in dem Fall, ließ die Anklage aber in Sorge um das Wohl des Kindes fallen.

Polanski wurde hingegen für die nachgewiesen Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens im Jahr 1977 in Kalifornien verurteilt. Zuvor hatte ihm die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben einen Deal angeboten, der in letzter Minute wohl platzte. Polanski floh aus den USA nach Europa und muss seitdem die Auslieferung fürchten. Nach dem Vorfall drehte Polanski 13 weitere Filme, zuletzt den Historienstreifen „J’Accuse“ (Intrige).

Roman Polanski will seine Vergangenheit hinter sich lassen
Roman Polanski

Für Winslet sind die Verhältnisse indes recht klar, zumindest was ihre eigene Bewertung angeht. „Ich muss die Verantwortung für die Tatsache übernehmen, dass ich mit beiden gearbeitet habe“, sagte Winslet der „Vanity Fair“. „Ich kann die Uhr nicht zurückdrehen. Ich muss mich mit diesem Schmerz auseinandersetzen, aber es wäre schrecklich, wenn wir nicht in der Lage dazu sind, verdammt wahrheitsgetreu über all das zu sprechen.“

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Die Schauspielerin machte nach ihrem Film mit Woody Allen eine längere Drehpause, ist demnächst in dem Liebesdrama „Ammonite“ von Francis Lee („God’s Own Country“) zu sehen.

picture alliance / AP Photo
Adam Nurkiewicz Getty Images
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