NEWS: Udo Lindenberg beim IMA – Panikrocker mit Haltung

Udo Lindenberg wird am 22. November beim IMA 2019 in der Verti Music Hall dabei sein. Er ist der Pate des Deutsch-Rock und prägte die Popkultur des Landes wie kaum ein anderer. Und er ist ein Künstler, der stets Haltung bewiesen hat und dies bis heute tut. Rolling-Stone-Redakteur Arne Willander erzählt seine Geschichte

Als Kind in kleinbürgerlichen Verhältnissen im westfälischen Gronau träumte Udo Lindenberg sich in die Ferne: von Hollywood und von großen Schiffen, auf denen er die Welt bereisen wollte. Mit 15 trommelte er auf Ölfässern, mit 17 ging er als Musiker nach Frankreich und nach Libyen, wo er auf einem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt auftrat.

Desillusioniert kehrte er heim, studierte an der Musikschule in Münster, leistete seinen Wehrdienst und zog 1969 nach Hamburg, also in die Nähe der großen Schiffe. Dort spielte er Schlagzeug bei Peter Herbolzheimer und der Folk-Rock-Band City Preachers, etablierte sich im Onkel Pö – Epizentrum der Hamburger Musikszene –, spielte mit Klaus Doldingers Jazz-Rock-Band Passport in München und nahm 1971 seine erste Platte (mit englischen Texten) auf.

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Sein drittes Album, „Andrea Doria“ (1973), revolutionierte die deutsche Rockmusik, ja erfand sie erst: In einem Idiom aus Kneipensprache und Gossenpoesie, Sponti-Sprüchen und Nonsens. Die um ihn versammelten Musiker taufte Lindenberg „Panikorchester“ – mit einigen von ihnen tritt er bis heute auf. Mit Chuzpe und Nonchalance forderte er von der Plattenfirma eine Million Mark für weitere Alben – und bekam sie. Die Investition amortisierte sich in den 70er-Jahren.

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Nachdem Lindenberg mit der Ballade „Mädchen aus Ost-Berlin“ nicht nur ein Liebeslied gesungen hatte, provozierte er 1983 mit „Sonderzug nach Pankow“, seiner Version von „Chattanooga Choo-Choo“, das SED-Regime. Seit den späten 70er-Jahren hatte Lindenberg sich um Auftritte in der DDR bemüht, die verweigert wurden – nun durfte er im Palast der Republik auftreten. Die Karten für das Konzert waren an konforme Parteileute vergeben worden, die Stasi überwachte den Auftritt, der schließlich nur eine Viertelstunde dauerte.

Vor dem Konzert aber war Lindenberg vor die Halle gegangen, wo Tausende von Fans auf ihn warteten, und hatte mit ihnen gesprochen und Autogramme geschrieben. Die Erlaubnis für eine schon geplante DDR-Tournee im Jahr 1984 wurde zurückgezogen – die bürokratischen Vorgänge sind in einem später veröffentlichten Dossier der Staatssicherheit dokumentiert.

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1985 trat Lindenberg mit Alla Pugatschowa in Moskau auf, wo sie in einem deutsch-russischen Duett das Stück „Wozu sind Kriege da?“ sangen. Anlässlich von Erich Honeckers Besuch in der Bundesrepublik 1987 schickt er eine Lederjacke an den Staatsratsvorsitzenden und überreichte ihm in Wuppertal eine Gitarre mit der Aufschrift „Gitarren statt Knarren“ – später revanchierte sich Honecker mit einer Schalmei. Nach dem Fall der Mauer unternahm Udo Lindenberg 1990 schließlich die erste Tournee durch den Osten.

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Lindenberg verbindet seinen bohemistischen Gestus immer mit unverkrampftem Bürgersinn, Toleranz und Weltoffenheit: Der Traum von den Schiffen und der offenen See ist ihm geblieben. Er gründete das Projekt „Rock gegen rechte Gewalt“ und die kulturpolitische Udo-Lindenberg-Stiftung, die Nachwuchsmusiker unterstützt und das Hermann-Hesse-Festival veranstaltet.

Nach seinem beispiellosen Comeback mit dem Album „Stark wie zwei“ (2008) und dem gefeierten Musical „Hinterm Horizont“ (2011) ist Udo Lindenberg die Integrationsgestalt eines Landes, das er in einem Plattentitel nennt: „Bunte Republik Deutschland“. Im fränkischen Mellrichstadt trägt seit 2017 eine Schule seinen Namen – eine Rockmusiker-Ehrung, die bisher nur John Lennon zuteilwurde.

Der International Music Award wird erstmals am 22. November in Berlin vergeben.

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