Nic Collins über Tour der Emotionen mit Genesis – und mögliche Konzerte mit Peter Gabriel

Der Sohn von Phil Collins spricht über die eigene Zukunft – und die des Vaters

Das finale Konzert in der Londoner 02 Arena ist gelaufen. Genesis als Liveband ist Rockgeschichte. Phil Collins leidet unter einer Vielzahl von Erkrankungen, darunter die anhaltende Halswirbel-Rückenverletzung, die er sich vor über zehn Jahren zuzog. Die in der Lockdown-Ära verschobenen Tour-Termine in Italien, Australien und Südamerika können Genesis nicht mehr nachholen. Das macht London 2022 zum Schluss-Kapitel. Goodbye und farewell nach 55 Jahren. Oder etwa doch nicht?

„Stand jetzt ist er definitiv im Ruhestand. London war die letzte Show meines Vaters. Aber andererseits hat er das auch 2004 schon mal gesagt. Und wir haben dann 2018 eine Solo-Tour gemacht“, sagt Nic Collins (20) im Gespräch mit dem amerikanischen ROLLING STONE.

„Mit meinem Vater auf der `Not Dead Yet`-Tournee unterwegs zu sein, hat viel verändert. Es hat gezeigt, dass er trotz seiner gesundheitlichen Probleme immer noch brillant singen konnte. Es war eine gute Show. Die Fans konnten noch einmal die Musik feiern, mit der sie aufgewachsen sind. Oder die sie bislang noch nie live hören konnten, weil sie einer neuen Generation angehören.“

„Er vermisst es höllisch, nicht mehr Schlagzeug spielen zu können“

Nic Collins ist hin- und hergerissen zwischen seinem eigenen Bandprojekt Better Strangers, das auf Indie-Clublevel tourt, und den Mega-Strukturen bei seinem Vater Phil als Solokünstler oder bei Genesis. Er musste seinen Weg zwischen den Extremen finden. Man hätte ihn mit 16 ins kalte Wasser geworfen und plötzlich hätte er in einer komplett anderen Dimension gespielt. Das sei mega-aufregend gewesen, doch die Einbindung als Genesis-Drummer hätte ihm weniger Zeit für eigene Projekte gelassen.

Für Tony Banks und Mike Rutherford wären diese Vater/Sohn-Auftritte letztlich der entscheidende Kick gewesen, sich noch einmal auf das Abenteuer Genesis einzulassen. „Wenn mein Vater nur am Mikro gesessen hätte, ohne meinen Part, wäre es komisch rübergekommen. Er vermisst es höllisch, nicht mehr Schlagzeug spielen zu können: Und ich weiß auch, dass die Fans ihn gerne sehen würden. Ich wünschte nur, er könnte es weiterhin.“

„Es gibt da keine Sicherheit. Doch ich denke, dass mein Vater auf den nächsten Schritt in seinem Leben gespannt ist. Die Musik hat ihm so viel gegeben, aber er genauso viel investiert. Es wird ihm gut tun, einen Schritt zurückzutreten und diesen jahrzehntelangen Druck einfach abzuschütteln.“

Am Tag des Tour-Finales erfuhr Nic Collins vom Tod seines Freundes und Mentors Taylor Hawkins. Auf diesen Schock folgte die letzte Show mit Genesis. „Mir war ja klar, dass es ein emotionales Set werden würde. Was ein seltsamer Tag für mich.“

Was ist vom kolportierten Szenario zu halten, dass sich Peter Gabriel noch einmal aufschwingt, mit der alten Truppe einige Konzerte zu spielen? Laut Nic Collins müssten dafür dutzende Details geklärt werden. „Für mich wäre das eine Hommage an eine bestimmten Genesis-Ära. Das müsste mir sehr viel Geschmack und Kenntnis umgesetzt werden. Und alle müssten mit an Bord sein. Und bei Menschen, die schon so lange im Leben des anderen leben, ist das leichter gesagt als getan!“

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