Ozzy Osbourne: 6 Mitstreiter, die mehr Anerkennung verdient hätten

Sechs Mitstreiter von Ozzy Osbourne, die sich einen prominenteren Platz im Geschichtsbuch verdienen.

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Ozzy Osbourne und seine Mitstreiter: So visionär Ozzy auch war, um seine dunklen Höhenflüge zu erreichen, brauchte er immer die richtigen Mitmusiker. Ob beim Songwriting, als Solisten oder als unverzichtbare Bandkollegen – Ozzy strahlte besonders dann, wenn er kongeniale Mitstreiter an seiner Seite hatte. Klar, da denkt man zunächst an Tony Iommi, an den viel zu früh verstorbenen Randy Rhoads oder später an Zakk Wylde, natürlich auch an Geezer Butler und Bill Ward.

Doch im Laufe seiner Karriere gab es auch eine ganze Reihe von Musikerinnen und Musikern, die in den offiziellen Ozzy-Geschichtsbüchern vielleicht nicht ganz vorne stehen, aber dennoch einen wichtigen Platz in der Historie des „Prince of Darkness“ einnehmen. Einige dieser unterschätzten Mitstreiter von Ozzy Osbourne wollen wir hier beleuchten.

Ozzy Osbourne: Mitstreiter, die sich mehr Anerkennung verdient hätten

1

Bob Daisley

Geht es um unterschätzte Mitstreiter von Ozzy Osbourne, muss man den Namen Bob Daisley unbedingt nennen. Daisley stieß 1979 als Bassist zu Ozzy, kurz nachdem dieser bei Black Sabbath ausgestiegen war, und wurde zu einer zentralen Figur bei den Aufnahmen von „Blizzard of Ozz“. Daisley war aber viel mehr als nur ein Bassist: Er schrieb große Teile der Texte, entwickelte Songstrukturen mit, übernahm Arrangements – und trug so entscheidend dazu bei, dass Ozzys Solokarriere überhaupt in Gang kam.

Warum er dann in den Ozzy-Geschichtsbüchern eher unter „Ferner liefen“ geführt wird? Nun, das hat wohl in erster Linie mit jahrelangen Rechtsstreitigkeiten zwischen Daisley und den Osbournes zu tun. Immer wieder ging es um nicht gezahlte Tantiemen und Songwriting-Credits. Die Spannungen gipfelten 2002 in der umstrittenen Entscheidung, seine Bassspuren (und die Drums von Lee Kerslake) auf den Neuauflagen der ersten beiden Alben durch neue Einspielungen zu ersetzen – offiziell aus klanglichen Gründen, inoffiziell wohl als Reaktion auf die Klagen.

Sharon Osbourne erklärte damals: „Bob Daisley und Lee Kerslake haben Ozzy und unsere Familie mehrere Jahre lang belästigt. Aufgrund ihres missbräuchlichen und ungerechten Verhaltens wollte Ozzy sie von diesen Aufnahmen entfernen. Wir haben aus einer negativen Situation etwas Positives gemacht, indem wir den Originalalben einen frischen Sound verliehen.“ Das Verhältnis entspannte sich offenbar bis zum Schluss nicht – denn Daisley war auch nicht zum großen Black-Sabbath-Abschiedsevent 2017 in Birmingham eingeladen.

2

Lee Kerslake

Gut, jetzt wo Sharon schon mal den Namen Lee Kerslake erwähnt hat – kommen wir nun zum wohl tragischsten Fall unter Ozzys unterschätzten Mitstreitern. Kerslake war nicht nur der Schlagzeuger auf „Blizzard of Ozz“ und „Diary of a Madman“, sondern trug mit seinem druckvollen, zugleich groovenden Spiel entscheidend zum Charakter dieser beiden Meilensteine bei.

Wie Daisley war er maßgeblich in die Arrangements eingebunden und half dabei, Ozzys Vision Form zu geben. Doch auch Kerslake geriet in denselben Strudel aus Rechtsstreitigkeiten und Zerwürfnissen mit den Osbournes. Jahrzehntelang blieb die Anerkennung aus, bis sich kurz vor seinem Tod 2020 ein versöhnlicher Moment ergab: Ozzy schickte ihm eine persönliche Videobotschaft und übergab ihm schließlich die wohlverdienten Platin-Schallplatten für die ersten beiden Soloalben – eine Geste, die Kerslake laut eigenen Worten „mein Herz geheilt“ habe, auch wenn sie sehr spät kam. Lee Kerslake starb am 19. September 2020 in Bournemouth an Krebs.

3

Jake E. Lee

Kommen wir zu Jake E. Lee – dem Gitarristen, der nach dem tragischen Tod von Randy Rhoads 1982 in fast schon übermenschlich große Fußstapfen trat. Lee brachte einen eigenen Stil ein: weniger neoklassisch als Rhoads, dafür bluesiger, kantiger, mit einem Sinn für eingängige Riffs und Hooklines. Er prägte Hits wie „Bark at the Moon“ und hielt Ozzys Karriere, das kann man durchaus sagen, in einer kritischen Phase am Laufen.

Auch zwischen Lee und den Osbournes gab es Meinungsverschiedenheiten über Credits und Songwriting-Anteile, doch im Gegensatz zu den Eskalationen bei Bob Daisley und Lee Kerslake blieb hier zumindest weniger böses Blut zurück. Ein Symbol dieser Entspannung: Lee war 2025 sogar zum „Back to the Beginning“-Abschiedskonzert in Birmingham eingeladen und stand dort auf der Bühne – ein später, aber versöhnlicher Gruß an einen langjährigen Weggefährten.

4

Phil Soussan

Auch eher in der Kategorie „Ferner liefen“ bewegt sich in der Ozzy-Historie Phil Soussan – zu Unrecht. Der englische Bassist kam 1986 zu Ozzy, spielte auf The Ultimate Sin und war Co-Autor des Hits „Shot in the Dark“.

Soussan tourte die komplette Ultimate Sin-Tour mit, bevor er 1988 die Band verließ. Danach arbeitete er unter anderem mit Billy Idol, Vince Neil, Steve Lukather und Toto, schrieb und produzierte Songs für diverse Rockgrößen. Trotzdem wird sein Beitrag zu einem der größten Ozzy-Hits in den offiziellen Erzählungen oft nur am Rande erwähnt.

5

Bernie Tormé

Ein noch kürzeres, aber umso heldenhafteres Kapitel in der Ozzy-Historie schrieb Bernie Tormé. Der irische Gitarrist sprang im März 1982 ein, nur wenige Tage nach dem tragischen Tod von Randy Rhoads. Ohne große Vorbereitung half er, die laufende US-Tour fortzusetzen – ein Kraftakt, der vor allem emotional kaum zu überschätzen ist.

Tormé blieb nur für eine Handvoll Shows, bevor Brad Gillis übernahm. In den offiziellen Rückblicken wird sein Name selten groß erwähnt, doch ohne seinen kurzfristigen Einsatz wäre Ozzys Karriere in diesem Moment womöglich ins Straucheln geraten.

6

Tommy Aldridge

Tommy Aldridge gehört zu den Schlagzeugern, die in der Rockwelt längst einen Legendenstatus haben – im Ozzy-Kosmos wird sein Beitrag jedoch oft unterschätzt. Er stieß Anfang der 80er zur Band, spielte unter anderem auf der Bark at the Moon-Tour und kehrte in späteren Jahren immer wieder zurück.

Mit seinem aggressiven Doppelbass-Stil und seiner unerschütterlichen Live-Präsenz verlieh er Ozzys Shows eine enorme Wucht. Dennoch wird Aldridge in den offiziellen Erzählungen meist nur als „Tour-Schlagzeuger“ erwähnt, obwohl sein Spiel die Live-Energie maßgeblich prägte.

Markus Brandstetter schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.