Beginnt die Primetime im Fernsehen bald um 20.30 Uhr?
Die ARD erwägt, die „Tagesschau“ auf 30 Minuten zu verlängern. Das könnte die TV-Landschaft in Deutschland verändern.
Wenn Aldi seine Preise ändert, dann ziehen die anderen mit. Dieses Gesetzt für den Discounter- und Lebensmittelmarkt kann man auch aufs TV übertragen: Was die „Tagesschau“ macht, hat Konsequenzen für alle Mitbewerber am Abend.
Wie es aus Medienkreisen heißt, plant die ARD eine Ausweitung der Sendezeit seines Nachrichtenflaggschiffs „Tagesschau“. Statt von 20 Uhr bis 20.15 Uhr soll die Sendung nach ersten Plänen um 15 Minuten auf dann 30 Minuten Gesamtlänge gestreckt werden.
Man wolle so dem verstärkten Informationsbedürfnis der Bevölkerung nachkommen, heißt es laut „Horizont“ in einem internen Dossier, das bisher aber über die erste Planungsphase hinaus noch keine Wirksamkeit hat.
Grund dafür ist auch, dass Formate wie „Tagesthemen“ und „Heute-Journal“ wesentlich mehr Zeit für Erklärungen und Nachrichteninhalte hätten. Auch „Heute“ und „RTL Aktuell“ haben eine längere Laufzeit.
„Tagesschau“ ist konkurrenzlos
Was zunächst nur wie eine kleine kosmetische Veränderung im Abendprogramm der ARD anmutet (nachfolgende Sendungen begönnen dann stets um 20.30 Uhr, natürlich auch der „Tatort“), könnte für den ganzen TV-Markt Signalwirkung haben. Andere Sender müssten überlegen, ob es nicht besser wäre, ebenfalls erst um 20.30 Uhr in die Primetime zu gehen, um nicht Marktanteile zu verlieren.
Vor einigen Jahren probierte es Sat1 mit einem Hauptsendezeit-Wechsel und ging bereits um 20 Uhr mit Filmen, Serien und Shows on Air. Das funktionierte unter anderem auch wegen der direkten Konkurrenz mit der „Tagesschau“ überhaupt nicht. Das Experiment wurde schnell beendet.
Sollte sich die „Tagesschau“ nun also bald verdoppeln, dann könnte auch für alle anderen gelten: Der (Unterhaltungs-)Abend beginnt am besten erst um 20.30 Uhr.