„Ignorant und unsensibel“: Quentin Tarantino bittet Polanski-Opfer um Verzeihung

Quentin Tarantino hat Interview-Aussagen über das Vergewaltigungsopfer von Regisseur Roman Polanski relativiert. Zuvor war er von der Frau deutlich kritisiert worden.

Der Eindruck erhärtet sich: Quentin Tarantino kommt gar nicht mehr heraus aus der Entschuldigungsfalle. Fast täglich kommen neue Anschuldigungen oder zumindest fragwürdige Vorfälle aus der Vergangenheit ans Licht. Bisher äußerte sich der 54-Jährige stets unmittelbar nach Bekanntwerden und bat dann um Entschuldigung.

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Tarantino war sich sicher: Polanski ist kein Vergewaltiger

Etwas anders sieht es aus, was seine Worte angeht, die er in einem Interview aus dem Jahr 2003 über den Fall Roman Polanski verlor. Dem Radiomoderator Howard Stern vertraute Tarantino damals an, dass seiner Meinung nach der polnische Star-Regisseur kein Vergewaltiger sein könne, weil der Sex einvernehmlich geschehen sei. Allenfalls könne man, so der „Pulp Fiction“-Schöpfer, von Sex mit einer Minderjährigen sprechen. Doch der sei von dem „Party Girl“ gewollt gewesen.

Der Vergewaltigungsfall von Roman Polanski erregte 1977 großes öffentliches Interesse
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Während Polanski nach wie vor eine Gefängnisstrafe droht, sollte er die USA jemals wieder betreten, meldete sich am Mittwoch (07. Februar) sein Missbrauchsopfer Samantha Geimer zu Wort. Der „New York Daily News“ teilte sie mit, dass der „Kill Bill“-Regisseur „falsch liegt“. Gleichzeitig wettete sie, dass er dies auch selber wisse. „Ich hoffe, er macht sich nicht zum Esel und redet so weiter“, sagte sie.

Samantha Geimer: „Niemand muss in meinem Namen angepisst sein“

Dass das Interview noch einmal für Aufregung sorgte, ärgere sie nicht, gleichwohl würde sie sich wahrscheinlich besser fühlen, „wenn er jetzt merkt, dass er sich geirrt hat, nach 15 Jahren, nachdem er die Fakten gehört hat“. Geimer fügte hinzu: „Niemand muss in meinem Namen angepisst sein. Mir geht es gut.“ Die 54-Jährige hat Polanski schon vor einiger Zeit verziehen und forderte unlängst auch eine Einstellung des Verfahrens gegen den Polen.

Hat ihren Frieden mit der Vergangenheit gemacht: Samantha Geimer
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Quentin Tarantino will in diesem Fall wohl auch nicht auf seiner ursprünglichen Meinung beharren und bat in einem Statement für die Film-Website „IndieWire“ nun um Entschuldigung: „15 Jahre später bemerke ich, wie falsch ich damals lag. Ich war ignorant und unsensibel und vor allem nicht korrekt.“

Gefühle des Opfers nicht bedacht

Tarantino weiter zur Erklärung, warum er sich zu diesen Gedanken hinreißen ließ: „Als Howard (Stern, Anm. d. Red.) Polanski erwähnte, spielte ich in der Debatte unglücklicherweise den Advocatus Diaboli, um provokant zu sein. Ich habe die Gefühle von Frau Geimer nicht bedacht und das tut mir aufrichtig leid.“

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