Quentin Tarantino über Uma Thurmans Unfall: „Die größte Reue meines Lebens“

Jetzt äußert sich Quentin Tarantino zu den schweren Vorwürfen Uma Thurmans, schildert seine Sicht der Dinge und zeigt sich schwer bedrückt.

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Schauspielerin Uma Thurman (47) hat in einem Interview schwere Vorwürfe gegen Quentin Tarantino, Harvey Weinstein und vielen anderen erhoben, die sich während der Dreharbeiten zu „Kill Bill: Vol. 1“ und „Kill Bill: Vol. 2“ zugetragen haben sollen. Gegenüber der New York Times berichtet Thurman unter anderem, dass Tarantino sie gewürgt und angespuckt haben soll. Aber auch ein Autostunt steht im Mittelpunkt, bei dem sich Uma Thurman verletzte und durch den sie bis heute bleibende Schäden hat. Tarantino soll sie zu diesem Stunt gegen ihren Willen gezwungen haben.

Erstmals ist auch ein Video aufgetaucht, das den Unfall in allen Details zeigt: Uma Thurman rast gegen einen Baum, hält sich danach ihren schmerzenden Kopf fest und wird kurz darauf ohnmächtig. Quentin Tarantino hat ihr dieses Video höchstpersönlich besorgt, nachdem es 15 Jahre lang als verschollen galt. Uma Thurman hat dieses Video auf Instagram veröffentlicht und schreibt dazu, dass sie stolz darauf ist, dass Tarantino den Mut aufgebracht und das Richtige getan hat.

Jetzt spricht Quentin Tarantino

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Gegenüber „Deadline“ hat sich nun auch Tarantino zu den Vorfällen geäußert und schildert seine Sicht der Dinge. Zum Auto-Stunt sagt er, dass er Thurman keineswegs gezwungen habe, sondern die Strecke extra abgefahren sei, um sich zu versichern, dass keine Gefahr bestünde. Anschließend sei er zu Thurman in den Wohnwagen gegangen und habe ihr gesagt, dass alles in Ordnung sei. Daraufhin habe Uma Thurman zugestimmt, den Stunt, der übrigens „nur“ eine ruhige Autofahrt mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/h war, zu machen. Dazu der Regisseur:

„Für keinen von uns war es ein Stunt. Es war einfach nur Auto fahren. […] Ich hörte ihre [Uma Thurmans, Anm.] Angst und obgleich schon alles für den Dreh vorbereitet war, hörte ich ihr zu. Ich fuhr diese Straße dann selbst entlang. Es war ein einspuriger, kleiner Straßenstreifen mit Laubwerk auf beiden Seiten in Mexiko. Ich fuhr sie entlang und hoffte, dass es sicher genug für Uma sein würde. Ich dachte, es würde okay sein, denn es war eine gerade Straße ohne komische Neigungen oder Schluchten. Es gab auch keine versteckten S-Kurven, nichts dergleichen. Es war einfach nur eine gerade Strecke.“

Und weiter:

„Uma hatte einen Führerschein. Sie war eine unsichere Fahrerin, aber sie hatte einen Führerschein. Als ich fertig war, war ich sehr glücklich, denn ich war davon überzeugt, dass sie die Strecke auch entlang fahren könnte. Ich ging also zu ihrem Trailer. […] Ich war froh und sagte ihr, dass sie es tun kann, denn es war eine gerade Strecke und dass sie keinerlei Probleme haben würde. Uma antwortete ‚Okay.‘, denn sie glaubte mir. Sie vertraute mir. Ich sagte ihr, es sei sicher, doch das war es nicht. Ich habe mich geirrt. Ich habe sie nicht dazu gezwungen, ins Auto zu steigen. Sie stieg ins Auto, weil sie mir vertraute. Und sie glaubte mir.“

Schicksalhafte S-Kurve

Beim eigentlichen Dreh folgte dann jedoch ein fataler Fehler, der letztendlich den Unfall verursacht hat. Um bessere Lichtverhältnisse zu haben, entschloss sich Tarantino dazu,  die Szene andersrum zu drehen, Uma Thurman sollte also die Straße von der anderen Seite aus entlangfahren:

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„Ich dachte mir, eine gerade Straße ist eine gerade Straße und dachte nicht, dass ich sie noch einmal von der anderen Richtung aus befahren müsste. Das it eines der größten Bedauern meines Lebens. Als Regisseur lernt man Dinge und manchmal lernt man sie durch die schrecklichsten Fehler. Das war einer meiner schrecklichsten Fehler. Ich hätte die Straße noch einmal entlangfahren sollen, nur um sicherzugehen. Sie [Uma Thurman, Anm.] kam also zum Set und war gut drauf. Wir drehten und sie hatte den Unfall. Zuerst wusste keiner wirklich, was vorgefallen war. Uma kam ins Krankenhaus und ich war in großer Pein über das, was passiert war.

Ich lief die Straße also von der anderen Seite aus entlang und merkte plötzlich, dass die gerade Strecke nicht mehr gerade war. Da war diese kleine S-Kurve, die fast so wirkte, als ob sie in eine Mini-Gabelung mündete. Von der anderen Seite sah das aber gar nicht so aus. Vielleicht war es eine optische Täuschung. Doch es gab diese kleine Biegung und wenn man sich das Video anschaut, ist es genau die Stelle, wo Uma die Kontrolle verloren hat. Sie fuhr die Straße entlang und dachte, es sei eine gerade Strecke. Doch dann kam diese kleine S-Kurve und darauf war sie nicht vorbereitet. Sie verlor die Kontrolle über das Auto.“

Tarantino fühlte sich anschließend schrecklich und es zerbrach ihm das Herz, als er die Aufnahmen vom Unfall sah. Die Beziehung zwischen ihm und Uma Thurman litt die nächsten zwei bis drei Jahre massiv unter diesem Vorfall:

„Es war nicht so, dass wir nicht miteinander redeten. Aber das Vertrauen war gebrochen. Ein Jahr lang drehten wir die wahnwitzigsten Stunts, richtig große Sachen. Ich wollte, dass sie so viel wie möglich selbst machte und achtete immer darauf, dass sie sicher ist. Sie wurde nicht verletzt, doch dann – innerhalb der letzten vier Drehtage – wäre sie aufgrund eines simplen Auto-Drehs fast gestorben.“

Uma gab Quentin Tarantino die Schuld an dem Unfall und das war laut dem Regisseur auch absolut gerechtfertigt. Inzwischen soll die Beziehung zwischen den beiden aber wieder in Ordnung sein, so Tarantino.

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