Michael Stipe über Social Media: „Wir müssen viel mehr tun“

Für den Sänger von R.E.M. sind Instagram und Co. überschätzt, wenn es um politische Teilhabe geht.

R.E.M. waren immer als politische Band bekannt, und das hört auch nicht auf, nur weil es sie seit 2011 nicht mehr gibt. Beim Interview zur neuen Jubiläums-Edition ihres elften Albums „Up“ sprach Sänger Michael Stipe auch von seinen gemischten Gefühlen, was Social-Media-Plattformen angeht.

Er hat sich kürzlich der Petition www.artists4ceasefire.org angeschlossen, die auf einen Waffenstillstand in Gaza drängt. Auf Instagram postet er häufig Kommentare und Informationen zur Lage dort – neben kleinen R.E.M.-Clips und vielen Selfies.

Wie entscheidet er, was er mit der Öffentlichkeit teilt – und wie? „Ich verachte Social Media, im Allgemeinen. Diese Plattformen bringen das Schlimmste in den Menschen hervor“, sagt Stipe. Und relativiert dann: „Während der Pandemie wurde mir aber auch klar, dass das für viele Leute so was wie der Platz im Stadtzentrum ist, auf dem über alles geredet wird, was gerade passiert. Und ich habe in der Vergangenheit große Umwege unternommen, um diesen Platz zu vermeiden – aber andererseits möchte ich doch ein Teil der Gesellschaft sein. Ich hoffe sehr, dass es bald eine bessere Plattform zur Kommunikation gibt, aber momentan müssen wir eben mit dem arbeiten, was da ist.“

Es ist schwer, Fakten in den sozialen Netzwerken zu überprüfen

Dass man immer nur kleine Denkanstöße bieten kann, keine umfassenden Analysen, ist ihm bewusst. Aber besser als nichts: „Ich unterstütze einfach das, was ich für richtig halte. In Zeiten wie jetzt ist Social Media ja noch mehr Hallraum als sowieso schon. Es ist sehr schwer, sich in die Konversation dort einzumischen, wenn einem bewusst ist, dass man immer darauf aufpassen muss, ob etwas real ist oder nicht. Was man sieht, was man hört: Stimmt das wirklich? Ich bin ja old-school, ich will fact-checking, ich will Quellen. Das wird auf Social Media selten berücksichtigt, es wird alles viel zu schnell ventiliert. Wie taucht man also selbst dort ein?“

Eine Frage, die man sich jeden Tag neu stellen muss – und damit ist es noch lange nicht genug, so der Sänger. „Außerdem reicht es einfach nicht, nur etwas zu kommentieren oder zu liken oder weiterzuleiten. Manche denken ja, damit haben sie alles Nötige getan. Aber das ist nicht genug! Wir müssen viel mehr tun, wir müssen uns bemerkbar machen.“

Am 10.11. erschien die „25th Anniversary Edition“ von „Up“ als 2CD+Blu-ray, 2CD- oder 2LP-Version und digital. Mehr dazu lesen Sie in der Dezember-Ausgabe des ROLLING STONE.

rs
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