Rares Interview: Am Ende hatte David Lynch Frieden mit „Dune“ geschlossen

Die tiefe Unzufriedenheit mit „Dune“ trieb David Lynch in eine Krise. 40 Jahre später hatte er Frieden mit dem Sci-Fi-Abenteuer geschlossen

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Die Entstehung von „Dune – Der Wüstenplanet“ verlief 1983 turbulent. Der 36-jährige Regisseur David Lynch, nach „Der Elefantenmensch“ 1980 zu einem der begehrtesten Regietalente aufgestiegen, wurde von Produzent Dino De Laurentiis für die Umsetzung von Frank Herberts Sci-Fi-Epos „Dune“ engagiert. Zuvor hatte Lynch die Regie des dritten „Star Wars“-Films, „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, abgesagt. Die Herbert-Story über Kolonialismus, Drogen und Transzendenz aber hatte ihn gepackt.

Warum „Dune“ floppte

„Dune“ wurde aus vielen Gründen ein kolossaler Flop (lesen Sie alles dazu hier). Das größte Problem bestand sicher in der Herausforderung, mit wenig Budget einen Riesenroman auf 137 Minuten zu kürzen, damit der Film an den Kassen eine Chance haben würde. Was ironischerweise „Dune“ erst Recht unverständlich machte. Kritik und Publikum waren sich einig: Viel zu konfus, diese Lynch-Erzählung. Der frustrierte Filmemacher blies nicht nur das Engagement für die angedachten Teile 2 und 3 ab, er erwog gar den Rückzug aus Hollywood. Bis eben jener Produzent Dino De Laurentiis ihm ein Jahr nach dem Debakel die Regie von „Blue Velvet“ ermöglichte. Und David Lynch feierte mit dem Noir-Thriller ein phänomenales Comeback.

Über „Dune“ wollte David Lynch, der den Film unter dem geschmähten Alan-Smithee-Pseudonym ins Kino bringen ließ, danach nie wieder reden. Für den Journalisten Max Evry, der mit „A Masterpiece in Disarray“ eine lesenswerte Oral History zu „Dune“ schrieb, machte er eine Ausnahme (auch Kyle MacLachlan kommt zu Wort, Sean Young … Sting und Jürgen Prochnow dagegen sagten wohl ab). Und zeigte sich 40 Jahre später versöhnlich gegenüber dem Werk, das seine Laufbahn fast beendet hätte.

„Ich hatte keine kreative Freiheit“

„Ich wollte dieses Interview nicht machen. Weil es bedeutet, über „Dune“ zu sprechen. Die ganze Sache wieder aufzurollen“, sagte David Lynch im Telefoninterview.  Doch Lynch brannte ein Thema auf der Seele. Er hatte zu wenig Mitspracherecht am Film. „Aber was ich heute sagen wollte, ist, ein wenig die Dinge klarzustellen. Für mich persönlich ist „Dune“ ein Misserfolg. Der Grund – und ich habe das tausendmal gesagt – ist, dass ich keinen finalen Schnitt hatte. Ich hatte keine kreative Freiheit.“

Dennoch hatte der Regisseur seinen Frieden mit „Dune“ geschlossen. Nicht nur, weil er seit Jahrzehnten transzendentale Meditation betreibt. Sondern weil er mit einer phänomenalen Crew zusammenarbeitete. „Ich möchte heute sagen, dass ich so viel Glück hatte, mit der großartigsten Gruppe von Schauspielern und der großartigsten Crew zu arbeiten! Keiner von ihnen trägt Schuld an diesem Scheitern. Sie waren fantastisch! Jeder einzelne von ihnen. Und wissen Sie, ich fühle mich so schlecht, dass sie durch diesen Misserfolg vielleicht verletzt wurden.“ Es hatte den Anschein, als wollte David Lynch sein Gewissen entlasten.

„Ich habe großartige Erinnerungen an die Besetzung und die Crew“

Und Lynch kommt auf seine Kooperation mit Dino De Laurentiis zu sprechen, der 2010 verstarb. „Das gilt sogar für Dino De Laurentiis. Ich liebe Dino. Und ich habe mich großartig mit ihm verstanden. Es ist nur so, dass er und ich offensichtlich nicht gleich dachten. Und er hatte das letzte Wort. Das ist mein Fehler, weil ich diesen Vertrag unterschrieben habe. Aber ich habe ihn unterschrieben. Und damit muss ich leben. Und Raffaella De Laurentiis (Tochter von Dino, ebenfalls Produzentin, Anm.) – ich liebe sie so sehr. Ich liebe es, mit ihr zu arbeiten. Und sie ist eine großartige, großartige, großartige Produzentin. Ein großartiger Mensch. Ich möchte, dass die Leute das wissen. Sie ist fantastisch. Ich habe großartige Erinnerungen an die Besetzung und die Crew. Und ich hatte eine großartige, großartige Zeit in Mexiko-Stadt, dort zu leben und diese Atmosphäre zu erleben. Die romantischste, unglaublichste, magische Stadt der Welt. Und ich habe es einfach geliebt. Das wollte ich Ihnen heute sagen.“