Report: Was kommt als Nächstes für die „No Kings“-Bewegung?

Neue Proteste gegen Trump stehen an – plus das Ziel, eine Million Organisatoren auszubilden

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Die „No Kings“-Proteste waren historisch. Millionen amerikanischer Aktivisten gingen am Samstag, dem 14. Juni, dem Geburtstag von US-Präsident Donald Trump, auf die Straße, um gegen seine autoritären Tendenzen zu demonstrieren. Am selben Tag, an dem sich der Präsident selbst mit einer extrem kostspieligen, spärlich besuchten Militärparade in Washington, D.C. feierte, komplett mit Panzern und Hubschraubern. (Offiziell sollte die Parade auch das 250-jährige Bestehen der Armee würdigen.)

Mit mehr als 2.000 Protesten – von Großstädten bis zu Kleinstädten, in roten wie blauen Bundesstaaten – schufen die „No Kings“-Proteste eine der größten Massenbewegungen der jüngeren Geschichte. Die Organisatoren sprechen von 5 Millionen Teilnehmern. Unabhängige Beobachter schätzen die Zahl auf bis zu 7 Millionen. Es waren in jedem Fall Millionen mehr als jene, die an Trumps kläglicher, autoritärer Zirkusparade teilnahmen.

Nächste Proteste und Strategien

Die Organisatoren von „No Kings“ veranstalteten am Montagabend einen Call, um diesen Erfolg zu feiern und die nächsten Schritte zum Aufbau einer populären pro-demokratischen Bewegung zu verkünden – darunter Massenproteste, Führungstrainings und Konsumentenboykotte.

Ein nächster geplanter Protest heißt „Good Trouble Lives On“. Er ist für den 17. Juli angesetzt und ehrt den Jahrestag des Todes von Bürgerrechtsikone und Kongressabgeordnetem John Lewis im Jahr 2020, der die Amerikaner aufforderte, für Gerechtigkeit „guten Ärger“ zu stiften, um die Seele Amerikas zu retten. Der Slogan für den Marsch lautet: „March in Peace. Act in Power.“ Dutzende Demonstrationen sind bereits geplant.

Eine weitere Initiative heißt „1 Million Rising“. Organisiert von Indivisible – der progressiven Graswurzelbewegung –, will diese Aktion die Energie der Protestierenden langfristig in politische Macht umwandeln. „One Million Rising“ beschreibt sich selbst als „nationale Initiative zur Ausbildung von einer Million Menschen“, damit sie Führungsrollen in der pro-demokratischen Bewegung übernehmen können – mit „den Fähigkeiten, andere anzuleiten“. Ziel ist es, „eine nicht zu ignorierende Bürgerkraft aufzubauen“. Die Mission lautet: „1 Million ausgebildet, Millionen mehr befähigt.“

Boykott gegen Musk und neue Allianzen

Auch die Konsumentenboykotte gegen Elon Musk und Tesla nehmen Fahrt auf. Während des Calls wurde eine „Musk Must Fall“-Demonstration angekündigt, organisiert von Tesla Takedown-Aktivisten, die am 28. Juni – Musks Geburtstag – stattfinden soll. Die Protestierenden richten sich nun auch gegen Musks Geschäftspartner. Ziel ist etwa, den Mobilfunkriesen T-Mobile dazu zu bewegen, seine Partnerschaft mit Musks Satellitenunternehmen Starlink zu beenden.

Der Call war abwechselnd feierlich und ernst. Die Organisatoren feierten die Mobilisierung von Millionen Menschen. Gleichzeitig gedachten sie tragischer Ereignisse, etwa der Ermordung einer ehemaligen demokratischen Parlamentspräsidentin und ihres Ehemanns in Minnesota. Auch ein Todesfall bei einem „No Kings“-Protest in Utah wurde betrauert. Dort wurde ein Modedesigner durch eine verirrte Kugel eines bewaffneten Protest-Sicherheitshelfers getötet, der einen Mann mit AR-15 Sturmgewehr konfrontieren wollte. Dieser wurde wegen Mordes angeklagt.

Von der Straße zur Struktur

Die zentrale Botschaft war jedoch Hoffnung. Und die Entschlossenheit, die Energie des Samstags in dauerhafte Strukturen zu überführen. Ezra Levin, Mitbegründer von Indivisible, sagte, Millionen Amerikaner müssten den Mut feiern, mit dem sie Trumps „lächerliches, autoritäres, theatralisches, chaotisches Event“ herausforderten. Er betonte, Trumps Parade sei „nicht nur lächerlich, sondern gefährlich“ gewesen. „So etwas erwartet man in Nordkorea oder China. Nicht in den Vereinigten Staaten.“ Levin lobte den Mut und die Haltung der Demonstrierenden. „Ich bin stolz, mit euch in dieser Bewegung zu sein.“

Später im Call stellte eine Indivisible-Kollegin die „1 Million Rising“-Initiative näher vor. Ziel sei es, „dauerhafte Macht“ aufzubauen. Die Organisatoren machen deutlich, dass dies ein Bündnisprojekt sei. Mit Partnern wie der League of Conservation Voters, der American Civil Liberties Union und der Graswurzelbewegung 50501. Das Ziel sei es nicht, das Rad neu zu erfinden. Sondern Menschen in die Lage zu versetzen, Führungskompetenzen zu erwerben. Und sich dann in Organisationen einzubringen, die sich für ihre Herzensthemen einsetzen. Von Einwanderung und Rassengerechtigkeit über Klimaschutz bis zu Wahlrecht und Demokratieaufbau.

Training, Boykott, Wandel

Für protestbereite Bürger wird die nächste Massenmobilisierung unter dem Motto „Good Trouble Lives On“ den Geist von John Lewis aufgreifen. Wie Barbara Arnwine von der Transformative Justice Coalition im Call erläuterte, starten wöchentliche „Host Trainings“ (beginnend am 18. Juni) für Aktivisten, die in ihrer eigenen Stadt oder Gemeinde Proteste organisieren wollen. Anders als die Proteste im April („Hands Off“) und Juni („No Kings“) richtet sich diese Mobilisierung ausdrücklich gegen „Angriffe auf unsere bürgerlichen und Menschenrechte durch die Trump-Regierung“.

Ein weiteres Training kam von Maria Stephan vom Horizons Project, die über die Wirkung von Konsumentenboykotten sprach. Insbesondere in Hinblick auf Trumps autoritäre Agenda. Stephan hob dabei die Wirkung der Proteste gegen Elon Musks Firma Tesla hervor. Sie nannte diese Boykotte „eine der wirkungsvollsten Konsumentenaktionen der letzten Zeit“, die den Tesla-Aktienkurs einbrechen ließ. „Das Unternehmen ist toxisch geworden.“ Stephan erwähnte auch den von Schwarzen geführten Boykott gegen Target. Der das Unternehmen für den Rückzug aus Diversitätsinitiativen bestrafen soll.

Stephan beschrieb Konsumentenaktionen als mächtige Ergänzung zu Straßenprotesten. Es gehe darum, die Anreize für mächtige Unternehmen – und deren Anteilseigner, oft Universitäten oder Pensionsfonds – zu verändern. Erfolg bedeute, „sie davon abzubringen, autoritäre Regime zu unterstützen. Und sie dazu zu bringen, unsere pro-demokratische Bewegung zu fördern.“

Tim Dickinson schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil