Alternativen
Calla – Scavengers
So mürrisch das mittlerweile in Brooklyn ansässige Texaner-Trio aus der Wäsche guckt, so klingt auch die Musik. Verschlafene Gitarrenakkorde wälzen sich mühsam aus dem Bett, eine krächzende Stimme verlangt nach mehr Kaffee und noch mehr Exzess, und schon bald einigt man sich auf einen verkaterten Nachmittags-Groove, der im Laufe des Albums ganz bedächtig in wohlige Dämmerungsstimmung übergeht Ein wenig Elektronik darf auch sein, und die Zeitlupen-Vfersion von Steve Millers „Dear Mary“ ist in ihrer entspannten Schläfrigkeit kaum zu überbieten. Schöne Platte! 4,0
Spokane Leisure & Other Songs
(JAGJAGUWAR/CARGO) Insidern ist Rick Alverson als Songwriter der Gruppe Drunk bekannt, mit denen er bereits vier CDs auf dem Buckel hat Kurz vor der anstehenden Euro-Tour scheint er damit nicht ausgelastet und wirft nebenbei noch ein paar melancholische Lieder unter die Leute. Dabei ist Spokane keineswegs als Solo-Schnellschuss zu verstehen:
Alles ist liebevoll arrangiert, die Begleitmusiker sorgen für atmosphärische Dichte, und der einzige Unterschied zu Drunk liegt darin, dass Alversons Persönlichkeit hier etwas mehr im Mittelpunkt steht 3,5
Barefoot Contessa
Oh, The Sweet Power (INDIE 500/LOBEL MUSICI Ohne Live-Auftritte und sonstiges Marketing sind keine Lorbeeren zu gewinnen, und so kreist das Duo aus der mittelenglischen Provinz unbeirrt im eigenen Universum – welches weiterhin einem bestimmten Schwerefeld zuzuordnen ist, denn seit ihrem ’95er Debüt sind die Ähnlichkeiten zu Mazzy Star bzw. Cowboy Junkies unverkennbar geblieben. Auch wenn der einst rockige Ansatz hier zunehmend wohnzimmermäßig verplüscht daherkommt, lässt man sich von Helene Dineens Gesängen gern betören.3,0 Nought (SHIFTY DISCO/EFA) Wer Radiohead zu seinen Fans zählen darf, muss schon etwas Besonderes zu bieten haben – sollte man jedenfalls meinen. Aber was hier zu hören ist, klingt kaum anders als die ewigen versuche, abgeschmackte Hardrock-Riffs mittels symphonischer Arrangements aufzuwerten. Dies geschieht rein instrumental und mit sehr viel Energie, doch soviel Dampf die Band auch macht – es bleibt nur hohler Bombast.Wg. nachbarschaftlicher Fürsprache: 2,0
1-speed Bike
Droopy Butt Beqone!
(CONSTELLATION/HAUSMUSIK) Aidan Girt ist hauptberuflich Trommler bei Godspeed You Black Emperor! bzw. Exhaust Hier zerschneidet er eigenes Live-Material in Loops und Samples, um daraus – sozusagen im Selbstremix – etwas ganz anderes zu machen. Was soviel anders aber gar nicht ist, denn auch im Heimstudioformat sind die typischen Godspeed-Merkmale jederzeit identifizierbar. Die wagnerianischen Momente fehlen zwar, und manchmal sind die Overdubs auch nicht besonders einfallsreich – aber für Fans von Godspeed! ein Muss. 3,0 Q And Not U No Kill No Beep Beep idischord/efa) Kein Label ist über die Jahre einem so unverwechselbaren Sound treu geblieben: Auf Dischord klingt alles ambitioniert, verhakelt und dazu musikalisch wie menschlich und politisch korrekt – so auch diese junge Band, deren Debüt ohne die Vorarbeit von Fugazi (Ian MacKaye produzierte) kaum denkbar gewesen wäre. So klingt Alternative Rock, wenn die Kunst vom Können kommt. 3,0
Manishevitz Rollover (IAGJAGUWAR/CARGO)
Seit Blues-Sammler Adam Busch nach Chicago umgezogen ist, hat sich seine Musik in die gegenteilige Richtung entwickelt Sein zweites Album ist eine Sammlung charmanter, unaufdringlicher Pop-Songs mit Referenzen an Größen wie Van Dyke Parks oder Arthur Lee (durchaus heterogen also), wunderbar arrangiert von dem Cellisten Fred Lonberg-Holm, der ansonsten in ganz anderen Kreisen (John Zorn und Peter Brötzmann etwa) tätig ist Roots plus Avantgarde – ergibt das jetzt Pop? 4,0