Bonnie „Prince“ Billy – Ask Forgiveness :: Eine EP mit Freude an der Schönheit und Folk-Seligkeit

Vor 13 Jahren erschien, im vorweihnachtlichen Herbst, die kleine Platte „Hope“ von Palace Songs. Will Oldham hatte die sechs Lieder nach seiner sagenumwobenen Russland-Reise geschrieben. Melancholie und Melodie bestimmten diese Lieder, das Piano und die Orgel. Damals hatte Oldham erst zwei Alben aufgenommen, die auf die Weihnachtssentiments von „Hofe“ nicht vorbereiteten – wohl aber auf die Einsamkeit, die Verzweiflung und das Pathos in den feierlichen Balladen. Später, auf „Greatest Palace Music“, interpretierte er einige der Stücke, die zu seinen bedeutendsten zählen, noch einmal auf polierte, Nashville-perfektionierte Weise. Aber besser war es gar nicht möglich.

„Ask Forgiveness“ nun, eine EP mit acht Songs, ist ähnlich versöhnlich, sentimental, herzergreifend. Oldham liebt ja durchaus das Abstrakte und die Ver-Störung, doch die Versionen von Songs von Mickey Newbury, Björk, den Mekons, gar R. Kellv („The World’s Greatest“) sind nicht vom Wunsch an der Destruktion oder Verfremdung getragen, sondern von der schlichten Freude an Schönheit und Folk-Seligkeit (wie bei Phil Ochs‘ „My Life“). Der Gesang, den Bonnie „Prince“ Billy sonst gern aus dem Register springen lässt, wird diesmal im Zaum gehalten; Meg Baird unterstützt ihn mit Harmonien. Auch an einen Song von Frank Sinatra traut der Alchimist sich heran. Unnötig zu sagen, dass die Stücke ganz unverwechselbar zu Oldham-Songs geworden sind. Nur einen Song hat Oldham selbst geschrieben, nämlich „I’m Loving The Street“. Das mit der Vergebung nimmt er verdammt ernst: „Better to ask forgiveness than permission“, steht im Booklet (während die Song-Titel nicht dort stehen!). Eine Themen-Platte!

Und sieht der Prinz nicht auf der neuen Radierung aus wie unser alter Reichskanzler Bismarck? Und war jener ehrliche Makler nicht ein Gigant der Vergebung?

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