Bonnie „Prince“ Billy

„Keeping Secrets Will Destroy You“ – Lass uns reden

Domino (VÖ: 11.8.)

Eindringlicher Folk, der von einer bedrohten Welt erzählt

Alle reden von KI und davon, welche disruptiven Auswirkungen sie auch auf die Musikproduktion haben wird. Will Oldham dürfte das ziemlich egal sein, sein jüngstes Album als Bonnie „Prince“ Billy konzentriert sich auf eine uralte Kernkompetenz von Musik: das, was zwischen Menschen passiert, wenn sie miteinander singen, Musik machen und sich Geschichten erzählen, von dem, was sie glücklich macht oder ängstlich. Holz, Tasten, Stimmen – alles in Louisville/Kentucky aufgenommen, mit sieben Musiker:innen und Freund:innen aus der Nachbarschaft. Folk ohne die Lieblichkeit, die dem Genre mitunter auch innewohnt – vor allem an den Rändern zum Pop.

Der tiefe gesellschaftliche Graben, der die USA teilt, klingt hier ebenso durch wie die Ratlosigkeit

Oldham dagegen singt von Zweifeln, die schmerzhaft sind, erzählt Geschichten, die tief wurzeln: „Everyone cries when we feel like nobody trusts us/ Everyone dies in the end so there’s nothing to hide/ Like it or not, I’m singing destruction.“ Das klingt betont leise, ist nur von Gitarre, Violine und Mandoline begleitet. Der wie immer eindringliche Gesang reflektiert eine Welt, die uns zu ersticken und zu erdrosseln droht, wie es in „Blood Of The Wine“ heißt. Ein Gegenmittel – davon ist der Songwriter überzeugt – sind Zusammenhalt und Gemeinschaft. „Careful who you praise and blame or you’ll lift up the wrong name“, warnt Bonnie „Prince“ Billy in „Sing Them Down Together“.

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Der tiefe gesellschaftliche Graben, der die USA teilt, klingt hier ebenso durch wie die Ratlosigkeit hinsichtlich dessen, was dagegen zu tun ist. Immer wieder gibt es berührend zarte Duette mit Dana Waters („Willow, Pine And Oak“). Auch das apokalyptische „Trees Of Hell“ nutzt Bäume als Metapher, klagt über die andauernde Zerstörung der Natur, zu der alle beitragen: „Satan did a dance with me and I dance right along/ Maybe somewhat purged I’ll be by making up this song.“ Es ist der dunkelste und schönste Song dieses wieder sehr berührenden Albums. Statt wie das Kaninchen ängstlich auf die KI zu starren, sollten wir vielleicht mehr miteinander reden. Alles schweigsam in sich hineinzufressen macht einen nur kaputt.