CocoRosie
„Little Death Wishes“
Joyful Noise/Cargo (VÖ: 28.3.)
Die Quäker-Schwestern sind mit neuer Klarheit zurück.
Der Gesang ist immer noch toll und ein Alleinstellungsmerkmal. Mal klingen die Casady-Schwestern wie alte Blues-Ladys aus dem Mississippi-Delta, mal wie ungezogene Gören, die auf dem Schrottplatz hinterm Haus herumkrakeelen. Doch meistens kommt alles zusammen, so wie man auch nie genau weiß, wer von den beiden nun gerade am Mikrofon steht. Die Musik klingt jetzt opulenter und „normaler“ – nicht mehr so sehr nach einem in Thrift Stores zusammengeklaubten Instrumentarium wie auf dem phänomenalen Debüt, „La maison de mon rêve“. Weird und etwas neben der Spur geht es natürlich immer noch zu, doch „Little Death Wishes“ wirkt klarer und ist besser produziert als die Vorgänger. Das geht auf Kosten der Verzauberung der Welt, hat aber auch einen unbestreitbaren Vorteil: Man erreicht ein größeres Publikum.
Weird und etwas neben der Spur geht es natürlich immer noch zu
„Nothing But Garbage“ spielt mit HipHop-Elementen – ohne den prahlerischen Dicke-Hose-Anteil –, die CocoRosie-typischen ratternden Beats sind dafür mit einer Portion Blues geerdet: „Love is lost, it’s gone/ Ain’t nothing but garbage.“ Bei „Girl In Town“ ist Chance The Rapper mit dabei, der es sich nicht nehmen lässt, seine Gastgeberinnen mit einem kleinen Battle-Rap auf die Schippe zu nehmen: „I’m a cutie bitch, I’m clementine adorable/ These bitches is ignorable, these bitches is deplorable.“
Der gelungenste Song ist die Trash-Fantasie „Pushing Daisies“, deren Melodie sich genussvoll durch ein Kabinett voller Sounds schlängelt. Wirklich überraschend sind diese kauzig-heiteren Rollenspiele heute nicht mehr – man hört sie aber trotzdem immer noch gern. Interessanter könnte das gemeinsame Album mit dem Kronos Quartet werden, das bald erscheinen soll. Dort könnte eine kreative Reibung entstehen, die „Little Death Wishes“ leider fehlt.
Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 4/25.