Daniel Clowes :: Mister Wonderful

Einer Nominierung für den Grand Prix, den Lebenswerkpreis, auf dem Comicfestival Angoulême, hat sich der Schöpfer von „Ghost World“ gerade verweigert, weil keine einzige Frau auf der Shortlist stand. In „Mister Wonderful“ freilich, das nun in der Übersetzung von Heinrich Anders erscheint, dominiert eine männliche, egozentrische Perspektive. Die Graphic Novel im ungewöhnlich breiten Querformat handelt vom geschiedenen, kurz vor der Pleite stehenden Marshall, der auf sein Blind Date wartet. Als Natalie mit erheblicher Verspätung erscheint, hat es den Miesepeter sofort erwischt. Doch sein innerer Monolog überlagert das, was sie erzählt. Ihr Gespräch kommt nur schleppend in Gang, zumal Marshall dringend pinkeln muss. Als sein Hang zum Jähzorn offen zutage tritt, befürchtet er Natalie verschreckt zu haben. Aber auch bei ihr liegt einiges im Argen. Marshall und Natalie sind zweimal zweite Wahl. Man wünscht ihnen alles Glück dieser Welt. Wer jedoch Clowes’ zeichnerische Welten kennt, weiß, dass schon ein kleines Stück vom Glück schwer zu ergattern ist. (Reprodukt, 24 Euro) – von Alexander Behrmann

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