George Ezra

„Gold Rush Kid“

Sony (VÖ: 10.6.)

Der Superstar tobt sich auf der Überholspur aus.

Irgendwie kommt man ja nie im Leben ganz an. George Ezra, der Singer-Songwriter aus Hertfordshire, der auszog, um dann wieder nach Hause zurückzukehren, scheint jedoch auf seinem dritten Album ein wenig bei sich gelandet zu sein – und mit seinem Alter Ego „Gold Rush Kid“ Seelenfrieden geschlossen zu haben. Das ermöglicht ihm, hier gleich diverse Grenzwanderungen zu unternehmen, wobei ihn sein Produzent Joel Pott tatkräftig unterstützt.

Ein ausgesprochen ausgeprägtes Gespür für mitreißende Melodien

Als britischer Superstar ist er der nette Junge von nebenan geblieben, der den goldenen Mittelweg zwischen Spaßhaben und Ernsthaftigkeit verfolgt. Das Kernstück von „Gold Rush Kid“ bildet „Green Green Grass“, das genau dies thematisiert und nach einer Straßenparty in St. Lucia entstand, die sich im Nachhinein als Beerdigung herausstellte. Und Ezra textete: „You better throw a party on the day that I die …“

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Als Kind der Generation Spotify besitzt unser Mann ein ausgesprochen ausgeprägtes Gespür für mitreißende Melodien, das vielen seiner Kollegen, wie Ed Sheeran und James Morrison, in dieser Deutlichkeit fehlt. Er selbst nennt seine Songs „indie dance tunes“. Es ist ein weiterer Spagat, jener zwischen Romantik und Fun, der „Gold Rush Kid“ auszeichnet. Da darf es auch mal ein Eurobeat wie auf „Dance All Over Me“ sein. Derweil versprüht „Anyone For You (Tiger Lily)“ eine von Afropop inspirierte Vampire-Weekend- ähnliche Fröhlichkeit, der man einfach nicht widerstehen kann.

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Der Gegensatz hierzu? Auf der eleganten Klavier-Powerballade „Sweetest Human Being“ mutet Ezra wie eine Art moderner Elton John an – mit dem feinen Unterschied, dass er mit seinem vom Blues geprägten Bariton mehr Tiefe verkörpern kann. Das wäre es vielleicht noch: ein Ezra-Album mit einem Orchester! Ein bisschen Trivia zum Schluss: Wen „Gold Rush Kid“ an die grandiose Post-Britpop-Band Athlete und ihren Hit „Wires“ erinnert, der liegt völlig richtig: Produzent Joel Pott diente dort als Sänger und Gitarrist.