Die 25 besten Songs von Elton John

Hommage an den Paradiesvogel Elton John: Diese 25 Lieder des Sängers muss man gehört haben.

Zusammen mit seinem langjährigen Texter und Freund Bernie Taupin hat Elton John eine Menge unvergesslicher Songs geschrieben. Daraus die 25 Besten auszuwählen, scheint fast nicht möglich. Die Redaktion des ROLLING STONE hat es riskiert und ihre persönliche Elton-John-Playlist aufgestellt. Mit dabei sind die größten Hits, unverwüstlichen Klassiker und schönsten Perlen aus der Diskographie des „Rocket Man“.

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25. „Little Jeannie“ von „ 21 At 33“ (1980)

Nach dem missglückten Disco-Experiment „Victim Of Love“ (1979) musste ein adäquater Hit her, um den guten Ruf der Marke Elton John zu restaurieren. Die Zusammenarbeit mit Bernie Taupin befand sich immer noch im Sabbatical, also wurde wieder Gary Osborne engagiert, der auch schon Liedtexte für „A Single Man“ (1978) geschrieben hatte. „Little Jeannie“ hielt sich mit charmantem Fender-Rhodes-­Piano an die Formel von „Daniel“ (1973) und wurde die fünfte Nummer 1 für John in den USA – zudem sein größter Hit dort seit „Don’t Go Breaking My Heart“ mit Kiki Dee. Die erfolgreiche Rückkehr wurde am 13. September 1980 mit einem kostenlosen Konzert im New Yorker Central Park gefeiert, es kam fast eine halbe Million Menschen. Zur ­Zugabe erschien Elton im Donald-Duck-Kostüm.

Ina Simone Mautz

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24. „Tower Of Babel“ von „Captain Fantastic …“ (1975)

„Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy“ hatten John und Taupin als Konzeptalbum angelegt, um die Zeit zwischen 1967 bis 1970 zu rekapitulieren, eine für das Songschreiber-Duo schwierige, weil erfolglose Phase, in der sie die Londoner Musikszene vor allem als Zaungäste beobachteten und auf den großen Durchbruch hofften. „Tower Of Babel“ zeichnet die Swinging Sixties als düsteres Sittengemälde, Taupin entwirft Bilder einer dekadenten, vollkommen enthemmten Partykultur: „Sodom meet Gomorrah, Cain meet Abel/ Have a ball, y’all/ See the letches crawl/ With the call girls under the table.“ John macht daraus einen Abgesang, eine melancholische, gleichsam wütende Glam-Pop-­Ballade über Drogenmissbrauch, sexuelle Ausschweifungen und eine Generation, die sich dem Hedonismus hingibt.

Max Gösche

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23. „Ticking“ von „Caribou“ (1974)

Man hätte es nicht für möglich gehalten, dass „Caribou“ noch größere Intensität als jene von „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ bereithalten würde, aber das siebeneinhalbminütige Finale bewies das Gegenteil – und wurde einer der aufwühlendsten Songs im Œuvre von Elton John. Die fiktive Geschichte eines jungen Mannes, der in einer Bar ein Blutbad anrichtet, wurde vom Massaker an der University of Texas inspiriert. Am 1. ­August 1966 erschoss Charles Whitman 17 Menschen – vom Uhrenturm der Universität aus. Das dazu passende, titelgebende Ticken erforscht auf beklemmende, beinahe journalistische Weise das Phänomen der menschlichen Zeitbombe. Das reduzierte Klavier-Arrangement zeichnet Taupins Liedtext kunstvoll nach, die Variationen wirken gleichzeitig fast wie improvisiert.

Ina Simone Mautz

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22. „Take Me To The Pilot“ von „Elton John“ (1970)

Die B-Seite von „Your Song“ und auf der Live-Platte „11-17-70“, dem Dokument der ersten Amerika-Tournee – ein seltenes Beispiel für einen dampfigen Blues-Gospel-Song in Eltons Werk. Niemand hat den Song je verstanden. Bernie Taupin bemerkte nonchalant, Typen wie Baudelaire und Rimbaud hätten irgendwelche Sachen zusammengeworfen, weil es gut klingt. „Take Me To The Pilot“ habe mit Betrug zu tun, der Vorstellung von Gefahr, Angstfreiheit, einem Glasauge, so Zeug halt. Elton erinnert sich daran, dass Bernie damals viele Science-Fiction-­Romane las. Auf der B-Seite von „Nikita“ wurde das Stück merkwürdigerweise 1992 noch einmal veröffentlicht, und noch bei der Feier „Elton 60“ wurde das Lied mit engagiertem Kinderchor, ­Bläsern und Gitarren-Solo aufgeführt.

Arne Willander

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21. „Mellow“ von „Honky Château“ (1972)

Draußen fegt ein eisiger Wind durch die Straßen und der Regen peitscht gegen die Fenster, drinnen wärmen sich die Liebenden – „wrecking the sheets real fine“ –, für ein paar kostbare Tage und Stunden scheinen sie gefeit gegen das Hereinbrechen der brutalen Welt, die sie umgibt. Es ist der Moment purer Glückseligkeit, an den sich viele Songschreiber gar nicht erst herantrauen, weil er so schnell verdammt banal wirken kann und sich nicht so leicht besingen lässt wie ein cooler Flirt oder eine schmerzhafte Trennung. Das Gespann John/Taupin findet dafür nicht nur die passenden Worte („Heaven knows what you sent me, Lord/ But God, this is a mellow time“), sondern auch den richtigen Sound. Eine Ode an die Freude, die zufrieden vor sich hinseufzt, gekrönt von einer selig ­dudelnden Hammondorgel.

Max Gösche

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20. „Song for Guy“ von „A Single Man“ (1978)

Für eine kurze Phase des Überdrusses gerierte sich Elton als zurückgezogener Landadeliger. „A Single Man“ ist als Idee besser denn als Platte, aber das letzte Stück ist eines der meistgespielten von Elton John, ohne dass es stets mit ihm verbunden wird. Eines Sonntags, erzählt er, schrieb er am ­Piano einen Song über den Tod – er sah seinen Körper vom All aus. Am nächsten Tag erfuhr er, dass sein 17-jähriger Landadeligen-Botenjunge Guy bei einem Motorradunfall getötet wurde. So ist das Instrumentalstück, das Elton mit Mellotron und einem Roland-­Drumcomputer (und Bass, Rasseln und „wind chimes“) aufnahm, ein Requiem. Und klingt auch so. Am ­Ende wird die Sentenz „Life – isn’t every­thing“ wiederholt, jenseitig wie von einem Geist gewispert. Ein ­erhabener Kitsch.

Arne Willander

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19. „Honky Cat“ von „Honky Château“ (1972)

Einer von Johns Ausflügen ins musikalische Herz der USA mit Anleihen bei Ragtime, New-Orleans-Jazz und dem sich im Titel spiegelnden Honkytonk. John und Taupin verhandeln hier die Rivalität zwischen ländlichen und urbanen Lebenswirklichkeiten, gipfelnd in den mokanten Versen: „You better get back, honky cat/ Living in the ­city ain’t where it’s at/ It’s like trying to find gold in a silver mine/ It’s like trying to drink whisky, oh, from a bottle of wine.“ Nicht zuletzt ist „Honky Cat“ ein Roadtrip auf der Suche nach Selbstverwirklichung und Veränderung, gepflastert mit Enttäuschungen. Welchen Preis zahlt man? Und was ist mit dem Gefühl, sich ständig gegen die Missgunst der anderen behaupten zu müssen? Ein so nostalgisches wie selbstironisches Vergnügen, rhythmusverliebt und bläserbesoffen.

Max Gösche

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18. „Funeral For A Friend/Love Lies Bleeding“ von „Goodbye Yellow Brick Road“ (1973)

Eine Spur Electric Light Orches­tra weht durch die elfminütige Eröffnungssuite von „Goodbye Yellow Brick Road“. Das Instrumentalstück „Funeral For A Friend“ komponierte Elton John für seine eigene Beerdigung. Es beginnt mit den Klängen eines analogen ARP-Synthesizers, den der Tontechniker David Hentschel spielte. Daran schließt sich der bittere Break-up-Song „Love Lies Bleeding“ an, der mit seinen Glam-Riffs wie ein naher Verwandter des späteren Hits „The Bitch Is Back“ klingt. „Funeral For A Friend/Love Lies Bleeding“ erschien fünf Jahre nach der Veröffentlichung von „Goodbye Yellow Brick Road“ auf einer Maxi-Single und wurde später unter anderem von zwei Metal-Bands gecovert: Dream Theater und Re­demption. Wir bleiben aber lieber beim Original.

Maik Brüggemeyer

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17. „The Greatest Discovery“ von „Elton John“ (1970)

Der junge Komponist und Arrangeur Paul Buckmaster, der kurz zuvor David Bowies „Space Oddity“ abheben ließ und bald darauf mit den Rolling Stones und Miles Davis arbeiten sollte, beschwört mit seinem prächtigen Orchesterarrangement die Stimmung von „Eleanor Rigby“ und soliert auf dem Cello, am Schlagzeug hört man für ein paar Takte Terry Cox von den Folk-Jazzern Pentangle. Bernie Taupin hat mit dieser Beschwörung eines Kindheitsparadieses und eines Eindringlings einen seiner poetischsten Texte geschrieben („Peering out of tiny eyes/The grubby hands that gripped the rail/ Wiped the window clean of frost/ As the morning air laid on the latch“), und Elton John singt sanft und traumverloren. So very British wie auf dieser frühen Kostbarkeit hat er danach nie wieder geklungen.

Maik Brüggemeyer

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16. „Candle In The Wind“ von „Goodbye Yellow Brick Road“ (1973)

Taupin wollte ein Lied darüber schreiben, wie Berühmtheiten durch ihren Tod erst zu Ikonen werden, er wählte als Beispiel Marilyn Monroe, die 1962 gestorben war. Und John singt von ihrer Anmut mit so viel Mitgefühl, dass der Preis, den die Tretmühle des Erfolgs fordert, jederzeit spürbar ist. Er will sich nicht einreihen bei den stumpfen Bewunderern: „Goodbye Norma Jean/ From the young man in the twenty-second row/ Who sees you as something more than sexual/ More than just our Marilyn Monroe.“ Großes Pathos, kein Kitsch – anders als „Goodbye England’s Rose“, die aktualisierte Version nach dem Tod von Lady Diana 1997. Wie Elton John damals während seines Vortrags bei der Trauerfeier immer wieder hilfesuchend nach oben blickte: Das war so viel berührender als der klischeehafte Text.

Birgit Fuss

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15. „Blue Eyes“ von „Jump Up!“ (1982)

Soulproduzent Thom Bell (mit dem die 1979 veröffentlichte EP „The Thom Bell Sessions“ entstand) hatte Elton bereits 1977 empfohlen, doch mal etwa tiefer zu singen – was jener allerdings erst ein paar Jahre später beherzigte, erstmals 1982 auf „Jump Up!“. Die Vorabsingle „Blue Eyes“ wurde prompt in der Kategorie „Best Pop Vocal Performance – Male“ für einen Grammy nominiert. Während das Stück harmonisch verschlungene Wege geht (man muss erst mal von der Strophe in B-Dur zum Refrain in d-Moll kommen!), setzt der Text, geschrieben von Gary Osborne, auf eher schlichte, dennoch ergreifende Poesie: „Baby’s got blue eyes/ Like a deep blue sea/ On a blue, blue day.“ Die Schmachtmelodie ist sowieso unwiderstehlich. Angeblich werden in dem Song die legendären blauen Augen von Paul Newman besungen.

Ina Simone Mautz

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14. „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ von „Caribou“ (1974)

„Caribou“ ist ein seltsam zerrissenes und daher oft ein bisschen unterschätztes Album. Höhepunkt ist neben dem verdammt hübschen „Pinky“ die majestätische Ballade „Don’t Let The Sun Go Down On Me“. Im Chor singen unter anderem Carl Wilson und ­Bruce Johnston von den Beach Boys. 1985 sang George Michael, damals noch bei Wham, den Song beim Live-Aid-­Konzert im Wembley Stadium, und Elton John spielte dazu Klavier. Sechs Jahre später sangen sie den Song am gleichen Ort gemeinsam, und die Aufnahme dieses Duetts wurde erfolgreicher als die Originalversion von 1974. Seitdem wurde „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ oft gecovert – von Garth Brooks bis Miley Cyrus. Am berührendsten allerdings reduziert, bluesifiziert und stimmgewaltig von der formidablen Bettye LaVette.

Maik Brüggemeyer

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13. „I Don’t Wanna Go On With You Like That“ von „Reg Strikes Back“ (1988)

Ein Song aus der problematischen Phase der späten 80er-Jahre, als Elton gedeckte und auf jeden Fall zu große Anzüge, gepunktete Hemden, schmale Schlipse und konservative Hüte trug, während die jungen Leute in seinen Videos aussahen wie junge Leute in den späten 80er-Jahren, die durch „Miami Vice“ und Jeans-Werbung gingen. Nicht Elton Johns Welt. Er wollte nicht so weitermachen. Am Ende des etwas dümpeligen, schmierig produzierten, bloß halb wütend klingenden Songs – der ein mäßiger Billy-Joel-Song sein könnte! – haut er dann auf die Tasten, eine fantastische Improvisation, er wird richtig böse, er wehrt sich. „Oh-woah-woah, oh yeah!“ Könnte noch fünf Minuten so weitergehen. Das ­Album von 1988 hieß „Reg Strikes Back“, war aber ein ziemlicher Fehlschlag.

Arne Willander

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12. „Mona Lisas And Mad Hatters“ von „Honky Château“ (1972)

Die ersten Zeilen des Songs beziehen sich auf die Schnulze „Spanish Har­lem“, die Phil Spector und Jerry Leiber einst für Ben E. King schrieben. Dort geht es um eine rote Rose, die bei Mondenschein in dem New Yorker Viertel nördlich der 110. Straße aus dem Straßenbelag wächst (natürlich ist eigentlich eine junge Frau gemeint). Bernie Taupins Erfahrungen mit der Metropole passten nicht ganz zu diesem romantischen Bild, denn er hörte bei seinem ersten Besuch in der Nähe seines Hotels in Manhattan Schüsse und schrieb daraufhin: „Now I know/ ,Spanish Harlem‘ are not just pretty words to say/ I thought I knew/ But now I know that rose trees never grow in New York City.“ Elton John fand dazu eine seiner schönsten Melodien und legte all seine Melancholie in diese Entmythifizierung.

Maik Brüggemeyer

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11. „Sorry Seems To Be The Hardest Word“ von „Blue Moves“ (1976)

Ausnahmsweise schrieb John hier auch mal etliche Textzeilen selbst, während er an der Melodie arbeitete. Taupin ergänzte und polierte – und entschied schließlich den Titel. „Sorry Seems To Be The Hardest Word“: ein schlichtes Liebeslied, aber zu dem Zeitpunkt diente es Elton John auch als persönliche Entschuldigung. Als er 1977 im Wembley-Stadion seinen (vorläufigen) Rückzug vom Tournee-Geschäft ankündigte, spielte er im Anschluss diesen Song. „It’s a sad, sad situation/ And it’s getting more and more absurd“ passte einfach zu gut – die Ausweglosigkeit, die Erschöpfung des einsamen Musikers ist dem Stück anzuhören. Trotz der nicht gerade frohen Botschaft einer der meistgecoverten John/Taupin-Hits – von so unterschiedlichen Leuten wie Joe Cocker, der
Boyband Blue und Mary J. Blige.

Birgit Fuss

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10. „Daniel“ von „Don’t Shoot Me I’m Only The Piano Player“ (1973)

Der Auftaktsong von „Don’t Shoot Me I’m Only The Piano Player“ ist eine klassische Klavierballade, in die Elton John viel Sehnsucht und Trauer legt. So viel, dass es wie ein Requiem auf einen geliebten Freund klang, dabei hatte der Texter etwas ganz anderes im Sinn: Es war ein Artikel über einen Vietnam-Veteranen, der Bernie Taupin inspirierte. Es sollte darum gehen, wie schwer es ist, nach Hause zu kommen und an das Leben anzuknüpfen, das man vorm Krieg hatte, aber leider verstand das keiner – „,Daniel‘ ist bestimmt das am häufigsten missinterpretierte Lied, das wir je geschrieben haben“, kommentierte Taupin später lakonisch. Ein Hit wurde es trotzdem – oder vielleicht deshalb. In den USA hielt nur „My Love“ von Paul McCartney „Daniel“ davon ab, die Chart-Spitze zu erreichen.

Birgit Fuss

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9. „Levon“ von „Madman Across The Water“ (1971)

Spekuliert wurde viel über die Bedeutung dieses Songs, etwa darüber, ob die Inspiration Levon Helm lieferte, da John und Taupin große Bewunderer von The Band waren. Letztlich aber ist „Levon“ weit weniger um die Zitat-Ecke gedacht, sondern illustriert einmal mehr ein klassisches John-Thema: die Familie als Hüterin der Konvention, gefangen im engen Korsett aus Religion und Tradition. Es ist auch die amerikanische Erzählung vom Emporkömmling aus ärmlichen Verhältnissen, der es zu Reichtum gebracht hat, darüber jedoch die Frage nach einem glücklichen Leben vergessen hat. John widmet ihm ein himmlisches Piano-­­Intro und hymnische Gesangsharmonien, indes ziehen unheilvolle Streicher auf, überwölben die Idylle, die mit jeder Bewegung der Verandaschaukel mehr wie ein Hilfeschrei klingt.

Max Gösche

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8. „Bennie And The Jets“ von „Goodbye Yellow Brick Road“ (1973)

Dieses Kunstwerk der Verzögerung ist auch ein Meisterwerk des Spotts: Oh, Bennie und die Jets, weird und wonderful, Bennie ist so keen, und Bennie hat elektrische Stiefel und einen Mohair-Anzug! Hab ich in einem Magazin gelesen. B-B-B-Bennie, ein Stottern vor Aufregung. Elektrische Musik, „a solid wall of sound“. Alter, wer es jetzt nicht begriffen hat, der muss verblendet sein! Elton nutzt die klaftergroßen Pausen für ein paar exzentrische Klaviertupfer, die für Leute, die keinen Jazz kennen, vielleicht wie Jazz klingen. Das Lied ist so gut, dass Lady Gaga sich 40 Jahre später gar keine Mühe gab zu verbergen, dass ihr „Hey Girl“, das sie so schön mit Florence Welch sang, nichts anderes ist als „Bennie And The Jets“. Nicht sooo gut wie Eltons Lied. Aber gut.

Arne Willander 

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7. „Someone Saved My Life Tonight“ von „Captain Fantastic And The Brown Dirt Cowboy“ (1975)

Von den vielen majestätischen Balladen, die Elton John geschrieben hat, ist „Someone Saved My Life Tonight“ vielleicht die schönste, auch dunkelste. Man muss den autobiografischen Subtext nicht kennen, um davon berührt zu sein – der suizidale Grundton schwingt in jeder Note mit. Hier droht jemand zu ersticken zwischen Glamour, Beziehung und Identitätskrise. Das Rettende offenbart sich in Gestalt einer nicht mehr für möglich gehaltenen Liebe, einer Freundschaft gar – und in der Musik selbst. John war der Song so wichtig, dass er sich weigerte, ihn auf Single-Format zurechtstutzen zu lassen. Das verzweifelte Interludium oder den salbungsvollen Satzgesang am Ende herauszuschneiden kam nicht in Frage. Die 6:45 ­Minuten schlugen sich trotzdem bravourös im Charts-Dschungel.

Max Gösche

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6. „I’m Still Standing“ von „Too Low For Zero“ (1983)

Die aufgekratzte Melodie und Eltons trotziger Gesang stellen von Anfang an klar: Hurra, ich lebe noch! Besser denn je, „looking like a true survivor, feeling like a little kid“. Yeah, yeah, yeah“, ruft der Chor im Chorus. ­Eine klassische Durchhaltehymne von einem Mann, der ja nun wirklich ein Stehaufmännchen ist. Für Elton John war „I’m Still Standing“ seine „Reaktion darauf, dass ich immer noch relevant und erfolgreich war in den frühen Achtzigern, auch nach Punk und während die New Romantics ankamen“. Er wollte es allen zeigen, und das tat er auch: In vielen Ländern wurde der Ohrwurm ein Top-Ten-Hit, in den USA schaffte er es immerhin auf Platz 12. Beim Videodreh in Cannes traf John auf Duran Duran und betrank sich mit Martinis, bis er dann doch fast nicht mehr stehen konnte.

Birgit Fuss

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5. „Your Song“ von „Elton John“ (1970)

Es ist das Liebeslied unter vielen fantastischen Liebesliedern – über einen Mann, der nur diesen Song hat, sonst nichts. Kann kein großes Haus bieten, nicht viel Geld, keine Alchemie. Sein Geschenk ist also „Your Song“ – und das Schönste in der ernsthaften Hingabe ist das kleine Lachen in der Zeile „If I was a sculptor, but then again, no“. Zur Bescheidenheit kommt am Ende Ehrlichkeit, wenn er sich nicht erinnern kann, welche Augenfarbe die Angebetete hat – aber bestimmt sind es die süßesten Augen, die er je gesehen hat! Eigentlich müssten wir die Unaufmerksamkeit rügen, aber natürlich verzeihen wir ihm. Angeblich hat Elton die Melodie in zehn Minuten geschrieben, Bernie Taupin den Text dazu am Esstisch von Johns Mutter. War wohl ein gutes Frühstück.

Birgit Fuss

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4. „I Guess That’s Why They Call It The Blues“ von „Too Low For Zero“ (1983)

„Hey Toni, this one’s from me to you – Love, Bernie“ war in den Credits von „Too Low For Zero“ zu lesen. Taupin hatte während der Albumsessions in der von Sir George Martin gegründeten Dependance der AIR-Studios auf der Karibikinsel Montserrat Sehnsucht nach seiner damaligen Gattin, Toni Russo, und schrieb einen Liedtext wie einen Brief an sie („­time on my hands could be time spent with you“). Gleichzeitig gibt er kluge Entdramatisierungs-­Ratschläge, nicht nur sich selbst („don’t look at it like it’s for­ever“). „I Guess That’s Why They Call It The Blues“ wurde einer der erfolgreichsten Hits für Elton John in den Achtzigern und war gleichzeitig die große Comeback-Single nach der Kollaborationspause. An der Mundharmonika ist ein ganz besonderer Gast zu hören: Stevie Wonder.

Ina Simone Mautz

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3. Goodbye Yellow Brick Road von „Goodbye Yellow Brick Road“ (1973)

Die gelb gepflasterte Straße ist natürlich der Weg zum Zauberer von Oz aus dem Kinderbuch von Lyman Frank Baum, das Victor Fleming 1939 mit Judy Garland in der Rolle der Dorothy unvergesslich verfilmte. Für Bernie Taupin steht diese Straße für die falschen Versprechungen des Ruhms. „Oh, I’ve finally decided my future lies/ Beyond the yellow brick road“, textete er und beschwor wie so viele Anfang der Siebziger die Verheißungen des einfachen Lebens auf dem Land. Elton John hob diese Ode gemeinsam mit Arrangeur Del Newman, der auch bei Paul McCartneys James-Bond-Song „Live And Let Die“ das Orchester dirigierte, durch Beatles-Harmonien in den Soft-Rock-Himmel. Wurde als zweite Single des gleichnamigen ­Albums natürlich ein Hit.

Maik Brüggemeyer

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2. „Rocket Man“ – „Honky Château“ (1972)

Bernie Taupins Liebe zur Klammer, hier im Untertitel „(I Think It’s Going To Be A Long, Long Time)“, gefährdete den Erfolg dieser recht eigentlich unaufhaltsamen Single. Zwar bestritt Taupin die Inspiration durch David Bowies „Space Oddity“, die ja nicht zu bestreiten ist, gab dafür aber zu, dass er sich bei dem Song „Rocket Man“ der Folk-Hippies Pearls Be­fore ­Swine (1970) bedient hatte.

Elton setzte alles ein, was er hatte, und alles perfekt: die Melancholie, die Melodie, das Schwelgen, die Diktion. Und alles auf seinem ohnehin besten Album, „Honky Château“. Aber das wusste er, das wussten wir natürlich noch nicht. „Rocket Man“ wurde beinahe ein Nummer‑1-Hit in England, nämlich ein Nummer-2-Hit. In den USA: Platz sechs. Deutschland blieb noch spröde: Platz 18.

Arne Willander

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1. „Tiny Dancer“ von „Madman Across The Water“ (1971)

„Madman Across The Water“ (1971) war aus einer ausgesprochen unromantischen Situation entstanden: Die Plattenfirma forderte ein neues Album, aber bis auf ein Stück, das von den Sessions für „Tumbleweed Connection“ (1970) übrig geblieben war und der Titeltrack wurde, war der Vorrat an Stücken aufgebraucht. ­Eine lose Konzeptidee schien die Lösung zu sein, um für Songnachschub zu sorgen. Bernie Taupin schrieb also über Eindrücke, die er in Amerika („across the water“) gesammelt hatte.

Der erste Trip der Elton John Band nach Los Angeles, im Herbst 1970, war ihm besonders in Erinnerung geblieben – nicht zuletzt wegen dieser ganz speziellen Art von Frauen, die ihm dort begegnet war: außer­ordentlich freigeistige, unabhängige und selbstbewusste Ladys, die es genossen, im Orbit von Musikern aufzutauchen, um ihnen den Kopf zu verdrehen. In den Lyrics zu „Tiny Dancer“ schleicht ­eine dieser Grazien sich als Band-Schneiderin ein – ­eine durchaus clevere Vorstufe zum erhofften Auf-Tuchfühlung-Gehen! „Blue jean baby, L.A. lady, seamstress for the band/ Pretty-­eyed, pirate smile/ You’ll marry a music man.“ (Der ausgeprägte amerikanische Akzent ist hier natürlich kein Zufall.) Gleichzeitig hatten diese Frauen aber auch etwas Zartes, Zerbrechliches („Ballerina/ You must have seen her/ Dancing in the sand“) – ganz deutlich den ersten, sanft perlenden Tönen des Klavier-Arrangements anzuhören, in dessen Kinderliedhaftigkeit eine anrührende Unschuld mitschwingt, aber auch bereits diese verführerische Leichtigkeit, aus der sich im Laufe der 6:17 Minuten von „Tiny Dancer“ ein regelrechter Sog entwickelt.

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Taupin hatte sich selbst in eine dieser faszinierenden Frauen verliebt (die Schneiderin Maxine Feibelman), er heiratete sie – mit Elton als Trauzeuge – noch im Erscheinungsjahr von „Madman Across The ­Water“, das von „Tiny Dancer“ eröffnet wird. Im zweiten Teil der ersten Strophe läutet eine countryeske Pedal-Steel-Gitarre halb melancholisch, halb kühn den Moment ein, in dem die lächelnde „Piratin“ das Herz des „music man“ kapert (oder die Schneiderin die Naht seines Herzens auftrennt, um eine neue Füllung einzubringen). Er glaubt natürlich, alles selbst im Griff zu haben: „And now she’s in me/ Always with me/ Tiny dancer in my hand.“ Das Arrangement verdichtet sich immer weiter, wie auch er immer weiter in den Bann der Dame gezogen wird. An der Stelle im Lied, an der sie sich gegenüberstehen – er auf der Bühne („Piano man / He makes his stand in the auditorium“), sie im Publikum („She sings the songs/ The words she knows/ The tune she hums“) –, setzt ein erhabener Chor ein, und es folgen die wohl hinreißendsten Streicher im Werk von Elton John, arran­giert vom großen Paul Buckmaster.

In Amerika schaffte es „Tiny Dancer“ nur auf Platz 41 der Single-Charts, in England wurde das Stück gar nicht erst ausgekoppelt. Es kam erst im Jahr 2000 zu seinem verdienten Ruhm: als musi­kalischer Höhe­punkt in Cameron Crowes Film „­Almost ­Famous“.

Ina Simone Mautz

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