Mogwai
„The Bad Fire“
Rock Action/PIAS (VÖ: 24.1.)
Brachial bis wunderschön: Ein Post-Rock-Höllentrip.

Auch im 30. Jahr ihres Bestehens gilt die programmatische Aussage, die Gitarrist Stuart Braithwaite so oder ähnlich einmal formuliert hat: „We’re not a rock band with a singer.“ Im Dream-Pop-mäßigen Auftaktsong, „God Gets You Back“, gibt es zwar eine Stimme, doch diese legt sich mit viel Hall um die instrumentalen Spuren, ohne dabei eine Erzählfunktion zu übernehmen. Der fast siebenminütige Song will Atmosphäre. Rock’n’Roll-Parolen stören da nur.
Die Glasgow-Schotten bleiben also mit ihrem elften Album auf Kurs. Die zu erwartende Düsternis, die sich im Albumtitel „The Bad Fire“ ankündigt, ein Slang-Ausdruck für Hölle, wird dabei nicht zum Maß der Dinge. Vielmehr schlagen sich die persönlichen Schicksalsschläge und Rumpelphasen innerhalb der Band in virtuosen Soundgewittern wie „Hi Chaos“ nieder. Nach versöhnlichen Gitarrenakkorden verdichtet sich dieser Song zu einem psychedelischen Feedback-Gewitter, bei dem trotz aller Brachialität ein Hauch Pop mitschwingt.
Irgendwie alles Horror, doch kein Grund aufzugeben!
Mogwai sind zwar Avantgardisten, doch solche mit Bodenhaftung und Humor. Im Video zum aggressiv voranpeitschenden „Lion Rumpus“ zeigen sie den schottischen Künstler-Kumpel Larry Wilson, der sich nach seinem Umzug nach New York dort als Hundesitter verdingt. Auch ein Titel wie „Fanzine Made Of Flesh“ zeigt ihre Verschrobenheit, entsprechend anspielungsreich instrumentiert und sogar mit einem Daft-Punk-mäßigen Sphärengesang versehen. Mit „Pale Vegan Hip Pain“ der nächste Winkelzug; eine kuschelige Emo-Gitarren-Nummer von merkwürdiger Dada-Bedeutung. Um dann „18 Volcanoes“ explodieren zu lassen.
Zusammen mit Produzent John Congleton hat das Quartett ein reiches Spektrum zwischen wunderschön und brachial geschaffen. Nimmt man das wilde Getöse von „If You Find This World Bad, You Should See Some Of The Others“ als typisch hintersinnige Aussage, dann hat man Mogwai 2025 ganz gut erfasst: Irgendwie alles Horror, doch kein Grund aufzugeben!
Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 2/25.