Rage Against The Machine – Renegades

Noch einmal Krach: Rage spielen zum Abschied ihre Lieblingslieder

What can a poor boy do but sing in a Rock’n’Roll Band?“ – Das scheint für Zack de la Rocha nicht mehr zu gelten. Am 20. Oktober gab der Sänger bekannt, dass er Rage Against The Machine verlässt – das Scheitern der Entscheidungsprozesse innerhalb der Band untergrabe sein künstlerisches und politisches Ideal. Das war ein Schlag ins Kontor, denn RATM waren die wichtigste politische Band mit Breitenwirkung in den 90er Jahren, und nach ihnen kommen zwangsläufig die Nullen (um den beliebtesten Heckscheiben-Spruch des Abi-Jahrgangs ’99 zu zitieren).

Als Vermächtnis hatten die Hardcore-Aktivisten aus Los Angeles zunächst ein Live-Album geplant, stattdessen produzierten sie jetzt spontan eine Platte voller Cover-Vfersionen. Die letzte Amtshandlung (auch wenn Morello, Wilk und Commerford einen neuen Frontmann suchen) als Verbeugung vor anderen musikalischen „Renegades“ aus Rap, Rock und Punk. Dass das Quartett damit seine beste Platte seit ihrem überlebensgroßen Debüt Jiage Against The Machine“ (1992) produzierte, wirkt wie ein kleiner Treppenwitz der Rock-Geschichte, ist aber nur logisch: Derartige Klassemusiker lassen die besten Stücke anderer Künstler zwangsläufig zu Hochform auflaufen.

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Die atemlose Energie, mit denen Punk-Juwelen wie „In My Eyes“ (Minor Threat), „Kick Out The Jams“ (MC 5) oder „Down On The Street“ (The Stooges) hingerotzt werden, macht mehr Spaß als die letzten beiden RATM-Alben zusammen – zumal Shouter de la Rocha hier ungeahnte Variabilität an den Tag legt Vblume 10s „Pistol Grip Pump“, „Renegades Of Funk“ (Afrika Bambaataa and Soulsonic Force), Eric B and Rakims „Microphone Fiend“, „Fm Housin'“ (EPMD) und Cypress Hills „How Could I Just Kill A Man“ werden schon stärker in die Rage-Maschine gespannt und klingen wie selbstgestrickt. Die spacige Aufnahme von „Street Fighting Man“ überrascht dagegen ebenso wie das erfreulich grooveüstige „Maggie’s Farm“, das Tom Morello in simplizistischer Angus-Young-Manier antreibt Die kompromisslose Version von Springsteens „The Ghost Of Tom Joad“ vom „No Bouttdaries“-Sampler fällt gegen den Rest fast schon ab. Ist aber auch gar nicht wiederzuerkennen.

Dass die Band auf dieser Platte nicht permanent das Ohr auf das Gleis der Geschichte legt, ist kein Nachteil – etwas weniger Spaßfreiheit hätte zu einem früheren Zeitpunkt vielleicht die aufkeimenden Differenzen abgefedert und die Breitenwirkung noch erheblich erhöht. Zu spät!