Serie der Woche: „Your Friends And Neighbors“
Jon Hamm wird zum Dieb - und das Eskalations-Drama sagt einiges über die Gesellschaft ...

Don Drapper ist jetzt Hedge-Fonds-Manager. In „Your Friends & Neighbors“ sieht Jon Hamm wieder wie dieser Werbefritze aus den 1950er-Jahren aus, den er in „Mad Men“ spielte. Zumindest anfangs, als er noch in seinem maßgeschneiderten Anzug in einem Büro mit teurem Blick auf die Stadt residiert und sich in Herablassung und Selbstgefälligkeit übt. Doch die Welt des Mannes, der hier Andrew „Coop“ Cooper heißt, zerbröselt allmählich: Erst erwischt er seine Frau im Bett mit einem Nachbarn, einem Ex-NBA-Profi, und muss aus dem spektakulären Haus in der Vorstadt ausziehen. Dann verliert er nach einer Affäre mit einer Kollegin seinen Job, weil das ein Verstoß gegen Unternehmensstatuten ist.
Was aber tut man, wenn man arbeitslos ist, den Schein wahren will, und weiterhin den absurd-dekadenten Lebensstil, an den man sich gewöhnt hat, finanzieren muss? Wie kommt man an die Viertelmillionen, die als Bestechungsgeld fällig sind, damit der Sohn nicht von der Privatschule fliegt, nachdem er dort sein ADHS-Medikament als Partydroge verteilt hat? Woher soll das Geld für den Profi-Tennislehrer kommen, den die Tochter unbedingt braucht? Die Antwort ist einfach: Cooper wird zum Einbrecher, klaut bei seinen Freunden und Nachbarn in Schränken und Schubladen verstaubende teure Uhren, Weine oder Birkin- Bags – oder tauscht auch mal einen Original-Roy-Lichtenstein gegen eine Fälschung aus.
Dass das nicht gut geht, erfährt man bereits in der Eröffnungssequenz (ja, das ist eine dieser Serien, die eine lange Rückblende ist). Jonathan Tropper („Banshee“) hat sie sich ausgedacht, vermengt in diesem Eskalationsdrama Gesellschaftssatire und Krimi, erfindet lauter Figuren, für die grotesker Luxus völlig selbstverständlich ist – und schafft das Kunststück, dass man irgendwann so etwas mit Mitleid mit diesem verwöhnten Unsympathen hat. (AppleTV+)