The Rolling Stones

„Grrr Live!“

Universal (VÖ: 10.2.)

Mitschnitt des Tournee-Finales von 2012

„That song to me just has that grrr init“, so Mike Campbell in der Tom-Petty-­Retrospektive „An American Treasure“ zur 1981er Live­-Version von „Kings Road“. Man hört, was gemeint ist: eine Band am Ende des ersten Erfolgszyklus, erstmals im L.A.­-Heimspiel vor großer Kulisse. Doch wie viel „Grrr“ ist drin, wenn der sogar draufsteht? Bei einer Band, die überall und nirgends zu Hause ist und – dazu passend – zum 50. einfach eine Arena in New Jersey zum Finale-Aufnahmeort im Dezember 2012 erwählt hatte. Vermutlich weil Bruceda kurz für ein überdrehtes „Tumbling Dice“ vorbeischauen konnte.

Wie viel „Grrr“ ist drin, wenn der sogar draufsteht?

Damals nur Pay­per­ View, jetzt in allen Formaten von buntem Vinyl bis schnöder CD, ist von „Get Off Of My Cloud“ bis „Satisfaction“ ein von zwei damals gerade aktuellen Einlagen nur kurz gestörtes 24­-Song-Best­of entstanden, das noch weitere Stargäste auffährt. Lady Gaga darf „Gimme Shelter“ in Grund und Boden singen. Dass zu viel „Grrr“ schaden kann, wird auch bei Freddie Kings „Going Down“ deutlich. Diese Art Blues spielt vermutlich jede Band ohne Einfluss sedativer Drogen live einen Tick zu schnell, und wenn sich dann noch gleich zwei Gitarrengäste wie Gary Clark Jr. und John Mayer gegenseitig zeigen wollen, wo Barthel den Most holt etc., schaukelt sich natürlich Intensität hoch. Die aber die cooler rollende des Originals (Piano: Leon Russell) doch nicht erreicht.

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Bo Diddleys „Who Do You Love?“ mit den Black Keys hat hingegen gerade so viel „Grrr“, wie’s braucht. Und auch „Midnight Rambler“ (mit Ex­-Stone Mick Taylor) findet doch noch in ein angemessen strammes Finale, nachdem es sich unterwegs zu verlieren drohte. Als Gewinner ohne Gäste grüßen ein spät wiederentdecktes „Paint It Black“, die von Jagger mal ohne Parodie­-Anflüge interpretierten „Wild Horses“ und „Dead Flowers“, das „Brown Sugar“-­Original­-Sax-­Solo (Bobby Keys!). Und natürlich Keith Richards, der „Before They Make Me Run“ und „Happy“, na ja, singen darf. Und das auch noch am Stück. Grrr!