Robert Plant: Mit den Hits von Led Zeppelin hat er abgeschlossen

Keine Lust auf Nostalgie-Schleuder. im Herbst setzt er seine Reise durchs Alternative-Country-Land fort

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Robert Plant will es noch einmal wissen. Neues Album. Nordamerika-Tour. Medien-Auftritte. Doch zu seinen populären Schätzen, den großen Erfolgen von Led Zeppelin, pflegt er ein eher distanziertes Verhältnis. „Was waren denn die ‚Hits‘?”, fragt er in einer aktuellen Story im UK-Magazin „Mojo“. „Wie können sie mit der Gegenwart in Verbindung gebracht werden? Wo passen sie hin? Als eine Art Erinnerung, ok, aber sonst…“

Neues Album im September

Er meditiert auch über seine (angebliche) Abneigung zum Übersong „Stairway to Heaven“. „Ich mag einfach die Idee dahinter nicht. Diese ikonischen Sachen sind einfach, was sie sind. Doch die meisten Leute haben einige der besten Zeppelin-Songs verpasst. Etwa „For Your Life“ oder „Achilles Last Stand“ auf „Presence” (dem siebten Led-Zep-Studioalbum von 1976). Also wirklich, dass drei Typen und ein Sänger so etwas noch hinbekommen haben, war wirklich bemerkenswert.“

Der demnächst 77-Jährige (Geburtstag am 20. August) hatte für Ende September 2025 ein neues Album mit seiner aktuellen Begleitband um Sängerin Suzi Dan angekündigt. „Saving Grace“ wird es heißen, mit ausgesuchten Coversongs, etwa „Everybody’s Song“ von der Band Low. Alternative-Country mit Material von Memphis Minnie, Bob Mosley (Moby Grape) oder Blind Willie Johnson.

Damit führt er seine Projekte mit der Blues- und Country-Sängerin Alison Krauss, mit der er regelmäßig unregelmäßig seit Mitte der Nullerjahre zusammenarbeitet, in stilistisch ähnlicher Form weiter. Ihr gemeinsames Album „Raise The Roof“ von 2021 schaffte es gar bis hinein in deutschen Charts. Im Juni 2024 veröffentlichten die Beiden zuletzt den Led-Zep-Klassiker „When The Levee Breaks“.

Nun also „Saving Grace“. Die Shows der gleichnamigen Formation, die bislang in Südfrankreich und Spanien stattfanden, hatten Led Zeppelins „Friends“, „Four Sticks“ und „The Rain Song“ in den Setlisten.

Doch die weithin bekannten Hit-Schoten sollte es genauso wenig geben, wie eine offizielle Wiedervereinigung mit den Rest-Zeppelinen, wie etwa 2007 zu Ehren von Atlantic-Records-Boss Ahmet Ertegun.

Absage an Ozzy

Die Hommage an Ahmet wäre damals eine gelungene Sache gewesen, so Plant. Selbst ohne den 1980 verstorbenen Drummer John Bonham, dessen Tod schließlich zum Auseinanderbrechen der Band führte. „Es war eine gute Lektion. Der Geruch der Angst auf dieser Bühne war bemerkenswert. Denn wir waren manchmal chaotisch und manchmal großartig. So sollte es auch sein, wenn man solche Risiken eingeht.“ Mehr davon würde er aber nicht brauchen, sagte er.

Auch zum Abschiedskonzert von Black Sabbath Plant seine ureigene Meinung. Er war trotz Einladung von Sabbath-Gitarrist Tony Iommi nicht beim „Back to the Beginning“-Hochamt dabei.

„Ich sagte: Tony, ich würde gerne kommen, aber ich kann nicht kommen”, erklärte Plant im „Mojo“-Gespräch. „Es geht einfach nicht. Ich sage nicht, dass ich lieber mit Peter Gabriel oder Youssou N’Dour abhängen würde. Doch ich weiß überhaupt nichts darüber, was in dieser Welt gerade sonst passiert. Ich verurteile es nicht, ich habe nichts dagegen. Es ist nur so, dass ich andere Orte gefunden habe, die so reichhaltig sind.”

Das sei auch der Grund, warum er die „Saving Grace“-Shows jenseits der großen Arenen angesetzt hat. „Diese Konzerte sind klein genug, dass es nicht das Ende der Welt ist, wenn niemand kommen will”, so Plant bescheiden.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.