Robert Plant über Elvis Presley: „Diese verführerische, gnadenlose Stimme“

Der Sänger von Led Zeppelin schwärmt in seinem Essay über den beeindruckenden Brustkorb und die Besessenheit Elvis Presleys.

Aus unserer Reihe: Die besten Sänger aller Zeiten – Elvis Presley

Von Robert Plant

Es gibt einen Unterschied zwischen denen, die nur singen, und denen, die mit ihrer Stimme an einen anderen, jenseitigen Ort gehen, die in sich eine Euphorie erzeugen. Man verwandelt sich. Ich habe das selbst erlebt. Und ich weiß, dass Elvis das auch konnte.

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Mein erster Elvis-Song war „Hound Dog“. Ich wusste damals noch nichts von Big Mama Thornton oder wo der ganze Swing herkam. Ich hörte nur diese Stimme, die ihren absolut eigenen Platz hatte. Die Stimme war souverän, verführerisch, gnadenlos. Sie glitt auf und ab, stürzte sich auf Noten wie ein Raubvogel auf die Beute.

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Ich nahm das alles auf, man hört es bei Led Zeppelin an allen Ecken und Enden. Als ich Elvis traf, nach einem unserer Konzerte Anfang der 70er Jahre, nahm ich ihn erst mal unter die Lupe. Er war nicht so groß wie ich, hatte aber einen ordentlichen Brustkorb – wichtig als Resonanzkörper. Und er war ein Besessener. „Anyway You Want Me“ ist das Bewegendste, das ich je aus dem Mund eines Sängers gehört habe.

„Jailhouse Rock“ und die Songs, die bei den King-Creole-Sessions herauskamen – unvergleichlich. Wenn ich mir heute die Sun-Aufnahmen anhöre und auf seine Karriere zurückblicke, denke ich: „Wow, was für ein Anfang.“ Aber am meisten gefielen mir die modernen RCA-Sachen. „I Need Your Love Tonight“ und „A Big Hunk O’ Love“ hatten so viel Power – diese Sessions klingen, als hätte man sich damals an keinem besseren Ort der Erde aufhalten können.

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Bei unserem Treffen damals scherzte Jimmy Page, wir würden nie Soundchecks machen, aber wenn doch, würden wir nur Elvis-Songs singen. Elvis fand das lustig und fragte, welche Songs das wären. Die besonders stimmungsvollen, sagte ich, wie dieses tolle Country-Stück, „Love Me“: „Treat me like a fool/Treat me mean and cruel/But love me.“

 

Als wir uns verabschiedeten, nach sehr amüsanten 90 Minuten, und ich den Flur runterging, kam er aus der Tür, grinste und fing an zu singen: „Treat me like a fool…“ Ich drehte mich um, fiel ein – und dann standen wir da und besangen uns gegenseitig. Sein Umfeld verhinderte, dass er mit moderneren Songschreibern zusammenkam. Als er starb, war er 42. Ich bin jetzt 18 Jahre älter, aber ihm fehlten damals neue Partner, frische Beziehungen – seine alten Kumpel konnten ihm nichts Neues beibringen. Ich weiß, dass er mehr von sich zeigen wollte.

Aber mir – als Sänger – hat er es möglich gemacht, zu diesem jenseitigen Ort zu kommen.

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