ROLLING STONE hat gewählt: Das sind die Alben des Jahres 2024

Das sind die 50 Alben des Jahres 2024 – zusammengestellt von den Kritiker:innen des ROLLING STONE.

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Empfehlungen der Redaktion
20

Iron & Wine – „Light Verse“

Sam Beams bestes Album seit „Ghost On Ghost“ (2013). Es verbindet alles, was man sich von Iron & Wine wünscht – zum Niederknien schöne Harmonien, fein gesponnene Arrangements, poetische Balladen zwischen Folk, Jazz und Orchester-Pop –, mit einer Verspieltheit, die dem Barden zuletzt etwas abhandengekommen war. Und diese Hymne der Vergänglichkeit im Duett mit Fiona Apple rührt schlicht zu Tränen. – MG

19

Bill Callahan – „Resuscitate!“

„And we’re coming out of dreams“, leitet Bill Callahan diesen buchstäblich zur Traumerfahrung geronnenen Mitschnitt eines Konzerts in Chicago ein. Die Aufnahme ist einerseits eine Erweiterung seines Albums „ytilaeR“, aufgenommen mit (Blas-)Instrumenten, die vor Sehnsucht vibrieren. Andererseits dokumentiert der Sänger hier mit elektrisierenden Variationen älterer Songs auch einen neuen transzendentalen Stil. – MV

18

Die Nerven – „Wir waren hier“

Wir legen uns mal fest: Deutschlands beste Live-Band hat ihr bislang bestes Album gemacht. Die Nerven irren auf „Wir waren hier“ zwischen Trotz, Resignation, Apathie und Wut, Noise-Rock, Post-Punk, New Wave und Indie-Pop, Existenzialismus und Tocotronic durch eine Welt, deren unausweichlicher Untergang keinen echten Verlust darstellt: Songs vom Davonlaufen- und Nicht-mehr-funktionieren-Wollen. Kapitulation jetzt! – GR

17

Gillian Welch & David Rawlings – „Woodland“

Nach dem Zwischenspiel des Grammy-prämierten Cover-Werks „All The Good Times“ knüpft das Americana-Duo dort an, wo es vor 13 Jahren mit „The Harrow & The Harvest“ famos aufgehört hatte. Wurde Zeit, dass sie ein Album schlicht nach dem Nashville-Studio betiteln, das sie 2002 vor dem Aus retteten. Auf neue Songs wie „What We Had“ oder das von Rawlings gesungene „Hashtag“ kann man eh kaum lange genug warten. – JF

16

Jessica Pratt – „Here In The Pitch“

Die Gitarristin aus Kalifornien löst mit ihren Arrangements Raum und Zeit auf. Sie ist inspiriert von den kunstvollen Kompositionen des Laurel Canyon, schätzt aber auch den barocken UK-Pop der späten Sixties. All das überträgt sie in moderne Indie-Poesie. „World On A String“ etwa ist so ein wunderbares Wiederhören mit großen Songwriting-Traditionen. Intime Chansons, leise Gitarrensongs und tolle Arrangements. – RN

15

MJ Lenderman – „Manning Fireworks“

Der vielleicht beste, ganz sicher aber lässigste Gitarrist seiner Generation ist ein ebenso brillanter (und lässiger!) Songwriter. MJ Lenderman singt in seinen heimlich virtuosen Country-Rock-Songs über Verlierer und Verlassene – mit trockenem Witz, poetischer Präzision und geilen Gitarrensoli. Der 25-Jährige aus North Carolina, der auch bei Wednesday spielt, überflügelt seine Band sogar. Ein wahres Original. – JJ

14

Fontaines D.C. – „Romance“

Auf „Romance“, das vierte Album der Iren, konnten sich im Jahr 2024 alle einigen. Vielleicht weil ihr Post-Punk mit Rap („Starbuster“) und den Smiths („Favourite“) flirtet. Vielleicht weil auf James Joyce’ „Ulysses“ („Horseness Is The Whatness“), Katsuhiro Otomos „Akira“ („In The Modern World“) oder Dylan Thomas’ „Under Milk Wood“ („Desire“) verwiesen wird. Vielleicht weil die Songs einfach verdammt gut sind. – GR

13

Kettcar – „Gute Laune ungerecht verteilt“

Dass alternative Rockmusik nicht mausetot ist oder ein Nischendasein fristen muss, demonstrieren Marcus Wiebusch und Co. In packenden, mit Flutlicht in die politischen Sackgassen unserer Zeit hineinleuchtenden und das Zerbrechen der Liebe mit kräftigen Farben ausmalenden Liedern. Sich immer wieder neu aus der eigenen Satt- und Saturiertheit hochzureißen, gelingt nur wenigen deutschen Bands so gut wie Kettcar. – MG

12

Charli XCX – „Brat“

Das kann niemand am Konferenztisch entwerfen: ein Album als Ereignis, als Moment, als Meme. Charli XCX formuliert das Lebensgefühl Gerade-nicht-mehr-Zwanzigjähriger, zwischen Ketamin und Kinderwunsch, Solidarität und Missgunst. Bubblegum-Pop und Avantgarde-Elektronik, Synthetik und Bekenntnis: Ihr Album darüber, für die zweite Reihe verdammt zu sein, lässt sie endlich in die erste aufsteigen. – JJ

11

The Lemon Twigs – „A Dream Is All We Know“

Ein Fest für Melodien! Die beiden Brüder Brian und Michael D’Addario haben hier ein Entspannungsbad voller Harmonien geschaffen, in dem man alle noch so schwierigen Probleme ablegt. Dabei helfen ihre zärtlichen Gefühle für die Zombies, die Monkees, die Beach Boys und The Left Banke. Sie versprühen aber so viel Euphorie, dass man nie auf den Gedanken kommt, dies wäre „Malen nach Zahlen“. – FL