RS-Fundstück

Für Keith Richards ist „Sgt. Pepper’s“ von den Beatles ein Haufen Dreck

Der Gitarrist der Rolling Stones vergleicht das berühmteste aller Beatles-Alben zugleich selbstironisch mit „Their Satanic Majesties Request“.

Das grenzt an Blasphemie: Für Keith Richards gehört „Sgt. Pepper’s Lonely Heartsclub Band“ zu den am meisten überschätzten Alben aller Zeiten. Und nicht nur das. Für den Gitarristen ist die Platte sogar ein „Haufen von Dreck“.

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Richards, der vor einiger Zeit mit dem „Esquire“ eigentlich über seine damals erschienene Soloscheibe „Crosseyed Heart“ sprechen wollte, rückte dann auch das Legendenbild der Beatles ordentlich zurecht. Für den 71-Jährigen haben die Stones den Herausforderungen der Zeit wesentlich besser standgehalten als die Fab Four:

„Die Beatles klangen großartig, als sie die Beatles waren. Aber ihre Musik hatte eigentlich keine Wurzeln. Ich denke, sie übertrieben es einfach mit allem. Und warum auch nicht? Wenn man die Beatles in den 60ern gewesen wäre, dann musste man es einfach übertreiben. Man musste vergessen, was man wirklich wollte.“

Keith Richards: Dreck? Das können die Rolling Stones auch!

Richards fuhr mit seiner Schelte fort und nahm sich das vielleicht berühmteste Album der Beatles mit einer Portion Sarkasmus zur Brust: „Dann machst du ‚Sgt. Pepper’s…‘. Viele Menschen denken, dass es eine geniale Platte ist, aber für mich ist es einfach ein Haufen von Dreck, so etwa wie ‚Satanic Majesties…‘ von den Rolling Stones. Wenn die so einen Scheiß machen konnten, dann war das für uns auch kein Problem.“

Ein Artikel aus dem RS-Archiv


Rolling Stones vs. The Beatles

Aber es gab da noch ein anderes Thema, das unter den Nägeln brennt. Beatles vs. Stones. Ein Thema, das unter Fans beider, aber natürlich auch unter Fans nur einer der beiden Mega-Bands seit Jahrzehnten diskutiert wird. Welche der beiden Bands ist besser?

Über die Dekaden wurden immer wieder Zitate von Musikern der Gruppen kolportiert, die übrigens seit den frühen 1960er-Jahren freundschaftliche Beziehungen untereinander pflegen – sie sahen sich nicht wirklich als Konkurrenten. In den Nullerjahren soll Jagger mal gesagt haben: „Ja, wir waren die Nummer zwei. Aber die beste Nummer zwei aller Zeiten.“ Nun hat Paul McCartney unlängst die Diskussion wieder befeuert. Im Gespräch mit dem bohrenden Howard Stern sagte der 77-jährige vor wenigen Tagen: „Die Beatles waren besser als die Stones“.

25. August 1967: Paul McCartney und Jagger fahren nach Bangor

ANTONIA HILLE GETTY IMAGES

Im Interview mit „Apple Music“ wurde Mick Jagger nun von Zane Lowe aufgefordert, zu diesem Vergleich Stellung zu beziehen. Lowe leitet die Frage damit ein, dass er Howard Stern eine Suggestiv-Methode unterstellt, weil der sagte :„Nun komm schon, Paul, die Beatles waren doch besser als die Stones“.

Aber auch Mick Jagger ist Profi und versucht zunächst, die Frage Lowes gar nicht zu beantworten. McCartney sei ein „Sweatheart“, und es gebe „absolut keinen Wettbewerb“.

„Die Rolling Stones prägten das Tourgeschäft, die Beatles nicht“

Doch auch Lowe lässt nicht locker. Dann holt Jagger zu einer Erklärung aus, die geschickt ist, weil er damit die Frage nach Konkurrenz aus dem Weg geht; er bezeichnet sich in dieser Hinsicht hier auch als „Politiker“. „Der Unterschied besteht darin: Die Stones sind seit vielen Jahrzehnten eine große Liveband, und das in ganz anderen Arenen, als jene, in denen die Beatles spielten. Die Beatles absolvieren zu keiner Zeit eine Arena-Tour.“ Zum Beispiel nicht im Madison Square Garden, mit einem „angemessenen Sound-System“.

Die Beatles hätten sich zu einem Zeitpunkt aufgelöst, als das Tourgeschäft erst richtig ins Rollen kam – „all das ging erst mit dem Ende der 1960er-Jahre los.“

Mick Jagger bezeichnet die Tournee von 1969 als erste, die für die Stones ihren Namen verdient hätte: „real sound, your own sound systems, your own stage, your own stage surface.“ In Amerika sei es für sie in Hockey- und Basketball-Arenen gegangen. Etwas, dass die Beatles nicht erlebt hätten.

Antonia Hille Getty Images
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