The Doors: Die Todesursache von Organist Ray Manzarek

Mit Jim Morrison gründete er The Doors und stand zeitlebens in ihrem Schatten. ROLLING STONE blickt auf das Leben von Ray Manzarek zurück.

Eigentlich waren sich Ray Manzarek und Jim Morrison 1965 sicher, dass sie sich nie wieder sehen würden. Beide waren Film-Studenten in unterschiedlichen Jahrgängen am UCLA in Los Angeles, die sich gelegentlich auf dem Campus über den Weg liefen. Ein Smalltalk hier, ein Gruß da, keine wirkliche Freundschaft. Doch es kam anders. Kurz nachdem Manzarek seinen Abschluss gemacht hatte, trafen sie sich per Zufall in Venice Beach. Morrison erzählte Manzarek, er habe einige Songs geschrieben, von denen er noch an Ort und Stelle – so die Legende – eine rohe Version von „Moonlight Drive“ zum Besten gab. Der Song erschien später auf dem zweiten Doors-Album „Strange Days“.

The Doors
The Doors

Ray Manzarek war so sehr überzeugt, dass er John Densmore am Schlagzeug und Robby Krieger an der Gitarre für das Projekt mit Jim Morrison rekrutierte. Es war die Geburtsstunde der Doors. Manzarek hatte Krieger und Densmore bei einem Kurs für transzendente Meditation kennengelernt. „Ohne Maharishi hätte es keine Doors gegeben“, war sich John Densmore sicher.

Die Gründung der Doors als glücklicher Zufall

Zu diesem Zeitpunkt hatte Ray Manzarek schon eine beachtliche Studienkarriere hingelegt. 1960 machte er in seiner Heimatstadt Chicago seinen ersten Abschluss in Wirtschaftswissenschaften, bevor er in Los Angeles begann, Vorlesungen in Jura zu besuchen. Allerdings hielt der Bund zwischen ihm und Justitia nicht lange. Manzarek interessierte sich für Kultur, für Politik ohnehin und vor allem für die Arbeit mit der Kamera. Der erste Anlauf beim Film-Studium scheiterte, doch nachdem er zwischenzeitlich bei einem US-Geheimdienst Codes und Feindesnachrichten entschlüsselt hatte, glückte der zweite Versuch.

Ray Manzarek, circa 1960

Manzareks Eltern hatten ihn stets unterstützt, auch indem sie für seine Klavierstunden zahlten, die das musikalische Talent ihres Sohnes förderten. Es mag in der Retrospektive zunächst anders wirken, aber Ray Manzarek war trotz allem keiner von der Sorte, die nichts als Musik im Kopf haben und alles auf diese Karte setzen. Vielmehr floßen sein Intellekt, seine allgemeine Neugier für kulturelle, politische und soziale Zusammenhänge und die Leidenschaft für die Kultur als Ganzes in sein Schaffen als Musiker ein. Die Musik war eine Farbe auf seiner Palette, mit der er sich ausdrücken wollte. Hier gab es den Film, dort die Musik. Wenn man so will, war die Gründung der Doors somit ein glücklicher Zufall. Nichts, was forciert wurde. Als Ray Manzarek in Venice Beach auf Jim Morrison traf, war er bereits 27. Ein Alter, das Morrison bekanntlich nicht überschreiten sollte.

Ray Manzarek und The Doors: Die Anfänge auf dem Sunset Strip

Im London Fog, einem schäbbigen Club auf dem Sunset Strip, bekamen The Doors einen Job als Hausband. Ganz im Zeitgeist war ihr Bandname von Huxleys Buch „The Doors of Perception“ inspiriert, stets auf der Suche nach Pforten zu neuen Ebenen des Bewusstseins. „Niemand kam jemals in diesen Club“, erinnerte sich Manzarek. „Hier und da ein paar Segler, sonst vor allem Säufer. Alles in allem war es eine sehr deprimierende Erfahrung, aber sie gab uns die Zeit, die Musik wirklich auszuarbeiten.“

The Doors

Bald darauf feuerte sie der Besitzer des London Fog, sodass sie im Whisky A Go Go eine neue Heimat fanden. Es war ihr Glück, denn ins Whiskey verirrten sich regelmäßig die A&R’s der Plattenfirmen. Ihren ersten Vertrag bekamen sie bei Columbia, doch das Label glaubte nicht an sie. Ohne einen einzigen Ton der Doors zu veröffentlichen, entließ man sie aus der Vereinbarung. Jac Holzman, legendärer Gründer von Elektra Records und Nonesuch Records, bewies darauf, dass sich Columbia gewaltig geirrt hatte, als er Manzarek, Morrison, Krieger und Densmore unter Vertrag nahm. Der Rest ist Geschichte.

Mehr zum Thema
Legendäre Konzerte: The Doors live im Whisky A Go-Go in Los Angeles 1966

Ray Manzarek nach The Doors

Nachdem Jim Morrison in Paris gestorben war, wurde klar, dass Ray Manzarek als Organist und Keyboarder zwar unersetzlich für The Doors war, als Lead-Sänger hingegen nicht. „Other Voices“ und „Full Circle“, die beiden Alben, auf denen er sich die Rolle als Sänger nach Morrisons Tod mit Robby Krieger teilte, waren nicht mehr als die Verwaltung des Vermächtnis, das die Band mit ihrem charismatischen Frontmann aufgebaut hatte. Wirklich daran anschließen konnte sie nie.

Ray Manzarek kurz vor seinem Tod auf der Bühne

Ray Manzarek nahm zwei Solo-Alben auf, beide mit mäßigem Erfolg, und ließ sich daraufhin treiben. Eine Rock-Adaption von Carl Orffs „Carmina Burana“ mit Philip Glass als Co-Produzent, ein Gastspiel bei Iggy Pop, als Produzent der Punkband X – das Leben als Rock-Frührentner. Die Tantiemen der Doors machten es möglich. Im Jahr 1998 veröffentlichte er seine Memoiren „Light My Fire: My Life With the Doors“. Sein Roman „The Poet in Exile“ über einen Morrison-ähnlichen Rockstar, der seinen eigenen Tod vortäuscht,  wurde hingegen weniger wohlwollend aufgenommen.

Mehr zum Thema
ROLLING-STONE-Ranking: Die zehn besten Songs von The Doors

Wie sehr Ray Manzarek vom Erfolg mit The Doors zehrte, machten vor allem die späteren Jahre seines Lebens deutlich. 1997 veröffentlichte er eine Doppel-CD als Hörbuch, „The Doors: Myth and Reality“, und tourte fünf Jahre später mit Krieger als The Doors of the 21st Century. John Densmore und die Nachlassverwaltung von Jim Morrison legten umgehend Klage gegen die Verwendung des Namens The Doors ein. Dabei war Manzarek selbst sehr darauf bedacht, wie mit dem Andenken an die Band umgegangen wurde. Über Oliver Stones Film „The Doors“ von 1991 empörte er sich leidenschaftlich. „[Bei uns] ging es um Idealismus und das Streben der 60er nach Freiheit und Brüderlichkeit“, sagte er. „Aber der Film basiert auf Wahnsinn und Chaos. Oliver hat Jim zu einem Agenten der Zerstörung gemacht.“

Ray Manzarek und Robby Krieger 2007

Ray Manzarek stirbt in Deutschland

Im März 2013 diagnostizierten Ärzte eine seltene Form von Gallenkrebs, woraufhin Ray Manzarek Spezialisten im bayrischen Rosenheim aufsuchte, um sich heilen zu lassen. Die zwischenzeitlichen Verstimmungen mit John Densmore wurden zu dieser Zeit endgültig beseitigt, zu ernst war die Situation. Zunächst schien es, als wäre Manzarek auf dem Weg der Besserung. Sogar Konzerte für die Ärzte und das Klinikpersonal gehörten zu seinem Aufenthalt. Schließlich ging der Kampf gegen den Krebs jedoch verloren. Am 20 Mai 2013 starb Ray Manzarek im Krankenhaus in Deutschland, er wurde 74 Jahre alt.

Mehr zum Thema
The-Doors-Drummer John Densmore: „Es hat mich Jahre gekostet Jim zu vergeben“

Seine beiden noch lebenden Mitmusiker von The Doors äußerten sich bestürzt. „Ich war zutiefst betrübt, als ich heute vom Ableben meines Freundes und Bandkollegen Ray Manzarek erfuhr,“ teilte Robby Krieger mit. „Ich bin einfach nur froh, dass ich mit ihm im letzten Jahrzehnt Doors-Songs spielen konnte. Ray war ein großer Teil meines Lebens und ich werde ihn immer vermissen.“ John Densmore sagte: „Es gab keinen Keyboarder auf dem Planeten, der besser geeignet war, Jim Morrisons Worte zu unterstützen. Ray, ich fühlte mich mit dir musikalisch vollkommen im Einklang. Es war, als wären wir immer einer Meinung, während wir das Fundament festhielten, auf dem Robby und Jim schweben konnten. Ich werde meinen musikalischen Bruder vermissen.“

Das Whisky A Go Go erinnerte an Ray Manzarek
Warner Music
Estate of Edmund Teske Getty Images
Michael Ochs Archives Getty Images
Chelsea Lauren WireImage
Chris Jackson Getty Images
Chelsea Lauren WireImage
Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates