„The Lamb Lies Down on Broadway“: Der Geniestreich, der Genesis zerstörte
Für viele Fans ist „The Lamb Lies Down on Broadway“ ein Meisterwerk – doch das Doppelalbum, das in diesem Jahr mit einer „50th Anniversary Edition“ gewürdigt wird, trieb die Band auch auseinander: Peter Gabriel stieg 1975 bei Genesis aus. ROLLING STONE blickt zurück auf die kreative Hochphase der Band – und veröffentlicht weltexklusiv ein besonderes Genesis-Sammlerstück.
Es gilt als das schwierigste Genesis-Album, als Höhepunkt des Progressive Rock der 70er-Jahre, als Peter Gabriels Geniestreich. Ein spinnertes, kunstvolles Doppelalbum mit einer Geschichte, die nicht mal Gabriels Mutter verstand. Inhaltlich geht es um einen puertoricanischen Graffiti-Sprayer in New York, den Helden eines surrealistischen Rätsels – aber wie, wo, was genau, das wissen wohl nur echte Genesis-Nerds.
Warum das Album so verehrt wird
Und das ist wohl auch nicht nötig, denn die meisten schätzen „The Lamb Lies Down On Broadway“ wegen der Musik. Jeff Buckley mochte das Album und nahm sogar einen Song davon auf. Auch Billy Corgan (Smashing Pumpkins), John Fruciante (Red Hot Chili Peppers) und Jonny Greenwood (Radiohead) lieben das umstrittene Meisterwerk.
Doch was macht seine Magie aus und warum fesselt die Musik noch 50 Jahre später Hörer überall auf der Welt?
Vielleicht, weil „The Lamb Lies Down On Broadway“ eine der „innerlichsten Platten aller Zeiten“ ist, wie wir in der großen Titelstory im kommenden ROLLING STONE (Juni-Ausgabe) schreiben. Vielleicht, weil die Band hier das Lyrische und Pastorale ihrer vorherigen Alben gegen eine kühle, urbane Schärfe tauschte, wie man sie von den Briten bis dahin nicht kannte.
Dabei entstand das von Beginn an als episches Doppelalbum konzipierte Werk unter widrigen Umständen. Von allen Aufnahmen mit der Band habe er an „Lamb“ die wenigste Freude gehabt, gestand Genesis-Keyboarder Tony Banks später.
Genesis haben Peter Gabriel zu wenig Luft gelassen
Als die Arbeit daran im Sommer 1974 begann, war Peter Gabriel gerade Vater geworden, seine Frau Jill hatte eine komplizierte Schwangerschaft und schwere Geburt hinter sich. Es kam zu Spannungen in der Gruppe, und Gabriel soll sich schon damals mit Ausstiegsgedanken getragen haben. Außer Peter Gabriel habe keiner Familie gehabt, erinnert sich Phil Collins Jahre später. Keiner habe den familiären Druck gekannt, unter dem der junge Vater stand. Die Band habe ihm zu wenig Luft gelassen.
Dennoch planten Genesis eine große US- und Europatournee für den Winter 1974/75. Gabriel hatte wenig Lust darauf. Doch die anderen drängten ihn. Im November 1974 startete die Tour in den USA, erst kurz darauf wurde das Album veröffentlicht. Für damalige Verhältnisse waren die Genesis-Konzerte spektakulär – mit acht Diaprojektoren, Einspielfilmen und Kostümwechseln. Genesis führten „The Lamb Lies Down On Broadway“ komplett auf.
In einem Hotel in Cleveland verkündete Gabriel der Band schließlich, dass er aussteigen will. Niemand hielt ihn auf. Und keines der Bandmitglieder dachte auch nur eine Minute darüber nach, Genesis deswegen aufzulösen. Im Gegenteil: Die Band machte ziemlich nahtlos weiter, schrieb Songs für das Nachfolgealbum „A Trick Of The Tail“, hielt Auditions mit anderen Sängern ab – und besann sich schließlich darauf, dass ihr Schlagzeuger eigentlich ein ziemlich guter Sänger war und sogar eine ähnliche Stimme wie Gabriel hatte. So begann das nächste Erfolgskapitel: Phil Collins übernahm.
Höhepunkt des Höhepunkts ist „The Carpet Crawlers“
„The Lamb Lies Down On Broadway“ ist also Höhepunkt und Endpunkt der klassischen Genesis-Besetzung. Phil Collins sagte später einmal, „Lamb“ sei Peter Gabriels Platte gewesen, aber Genesis nicht Gabriels Band.
Höhepunkt des Höhepunkts ist sicherlich „The Carpet Crawlers“, einer der melodischsten Genesis-Songs jener Zeit, der sich zu einem Hit entwickelte. An dieser Melodie habe er länger geschrieben als an jeder andren, sagte Peter Gabriel.

ROLLING STONE Germany veröffentlicht „The Crapet Crawlers“ im brandneuen Remaster weltexklusiv auf einer Vinyl-Single, die nur mit der Juni-Ausgabe des ROLLING STONE im Handel erhältlich ist. Oder zu bestellen unter rollingstone.de/shop. Auf der B-Seite der Single findet ihr die Live-Aufnahme des Songs von 1975.
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Und im August veröffentlicht Rhino/Sony eine große „50th Anniversary“-Box mit dem Doppelalbum in einer 2025 neu in den Abbey Road Studios unter der Aufsicht von Peter Gabriel und Tony Banks remasterten Version, auf Vinyl und Blu-Ray sowie in Atmos-Versionen. Außerdem in der Box: drei bislang unveröffentlichten Studio-Demos, das Konzert aus dem Januar 1975 im Shrine Auditorium in Los Angeles (erstmals remastered und in voller Länge, inkl. der Zugaben „Watcher of the Skies“ und „The Musical Box“), ein 60 seitiger Bildband, sowie Replicas des Tour-Programms, der Tickets und des Posters.
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Die große Titelstory zu Genesis und ihrem letzten Akt mit Peter Gabriel lest ihr in ROLLING STONE 06/25, der ab 30. Mai im Handel erhältlich ist.