Thom Yorke im Interview: „Der einzige Weg mit all diesen Clowns umzugehen, ist Wut“

In einem ausführlichen Interview mit „Beat 1“ sprach der Radiohead-Sänger über Dinge, die ihn beschäftigen: Die missliche Lage der Welt, gute und schlechte Politiker und den Ursprung seines aktuellen Album-Titels.

Thom Yorke versteht es, mit ungewöhnlichen Aktionen auf seine Musik aufmerksam zu machen. Wie kürzlich zur Ankündigung seines neuen Soloalbums, für die er auf der ganzen Welt Plakate mit Telefonnummern aufhängen ließ. Es kommt allerdings eher selten vor, dass der Radiohead-Mastermind in langen Gesprächen öffentlich über seine sonstigen Interessen spricht.

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Für „Apple Musics“ Radio-Plattform „Beat 1“ setzte sich der 51-Jährige jedoch kürzlich mit Moderator und DJ Zane Lowe an eine Bar und verriet erstaunlich viel. Yorke sprach unter anderem über die Entstehung seiner neuen Platte „Anima“, den britischen Politiker Boris Johnson und darüber, was passieren muss, damit die Welt sich ändern kann.

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Als Lowe ihn zur Entwicklung seines neuen Materials fragte, erklärte Yorke, dass die Fertigstellung überraschend leicht war: „Wir hatten die meisten Stücke schon seit Ewigkeiten und daher ging das Ganze sehr schnell. Wir haben es vorbereitet, als würden wir eine Live-Show spielen und es dann einfach durchgezogen. Es hat wirklich Spaß gemacht. Es ging schnell und war einfach, aber wir wussten auch zuvor schon genau wo wir damit hin wollen.“

„Wir trotten anonym zurück in unsere Realität“

Der Brite gab auch eine Erklärung zum Titel seines neuen Albums ab, das am 27. Juni erscheint: „Ich glaube der Grund, weswegen ich das Album letzten Endes „Anima“ nannte, ist, weil ich mich sehr für Dinge, die mit Träumen zutun haben, interessiere. Der Titel kommt von einem Konzept des Psychologen Carl Jung.“ Yorke äußerte sich außerdem über die Art und Weise, wie die digitalisierte Gesellschaft mit populistischen Charakteren aus der Politik umgeht.

„Der Grund, weshalb wir Politikern wie Boris Johnson beim Lügen zusehen, uns anhören, wie er Dinge verspricht, die er niemals halten wird, ist, dass wir uns nicht direkt damit verbunden fühlen. Er ist nur dieser kleine Avatar. Nur dieser kleine Typ mit einem blöden Haarschnitt. Und dann denken wir: „Das ist schon okay, es ist ja irgendwie amüsant. Und es wird schon keine Konsequenzen haben. Nichts, was wir tun, wird Konsequenzen haben. Wir können ja anonym bleiben.“ Wir schicken unseren Avatar raus, der mit Beleidigungen und Gift um sich schleudert und trotten anonym wieder zurück in unsere Realität.“

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„Die Menschen haben sich damit abgefunden, dass der einzige Weg, etwas zu ändern, fundamentaler, struktureller Umbruch ist. Der einzige Weg mit all diesen Clowns umzugehen, ist Wut“, so Yorke im Video.

Scott Dudelson Getty Images
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