In der Warteschlange von Till Lindemanns Phuket-Silvesterkonzert: Touris in Shorts
Till Lindemann tritt an Silvester in Phuket auf. Vor der Lotus Arena bildet sich eine lange Schlange – überwiegend Touristen in Shorts.
Am heutigen Silvestertag (31. Dezember 2025) lädt Till Lindemann zum Konzert. In Phuket, dem Mallorca Thailands, kann der Rammstein-Sänger sicher sein, dass er – in Anlehnung an sein Tourneemotto – auf „Meine Welt“ trifft.
Wie eine Instagram-Story Till Lindemanns zeigt, bildet sich vor der Lotus Arena schon am Morgen eine lange Schlange. Viele Thailänder sind dort allerdings nicht zu sehen. Eher Touristen in Shorts, mit Brustbeutel und in Sandalen. Also sicher auch viele deutsche Fans.
Das Reel zeigt auch die Arena selbst, in die je nach Veranstaltung zwischen 2.000 und 10.000 Fans passen. Der Thailand-Auftritt könnte also eine Art Clubshow für Lindemann werden. Am 03. Januar 2026 geht es für ihn weiter in die thailändische Hauptstadt Bangkok. Bis dahin hat Lindemann also theoretisch Zeit, das „Nachtleben“ von Phuket „mit all seinen Freuden“ zu erforschen. Am 04. Januar, seinem 63. Geburtstag, tritt er dann in Dubai auf.
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Sollte Till Lindemann ausgerechnet vor dem Völkerschlachtdenkmal auftreten?
Der Plan steht seit dem letzten Sommer: Das sogenannte „Till Fest“ ist als zweitägiges Festival konzipiert, bei dem Maestro Lindemann jeweils unterschiedliche Shows spielen wird. Nach dem Motto: „One Festival. Two Shows. Two Worlds.“ Neben Lindemann selbst ist bislang die US-Band Ministry bestätigt, die an beiden Tagen exklusive Sets ankündigt. Beide Auftritte sollen laut Aussagen des Managements ihre einzigen Europa-Shows im Jahr 2026 sein.
Ein Monument mit schwerer Symbolik
Das Festival soll auf dem Parkplatz vor dem Völkerschlachtdenkmal stattfinden. Ein Ort mit hoher Symbolkraft, an dem schon häufiger (Musik-)Veranstaltungen stattgefunden haben. Das klotzige Monument, das im Gedenken an die siegreichen Napoleonkriege (und die Megaschlacht in Leipzig selbst) im Jahr 1913 errichtet worden ist, zählt zu den bedeutendsten historischen Mahnmalen in Deutschland.
Es wurde in den letzten Jahren aufwendig saniert. Und positioniert sich nun als europäisches Friedensbauwerk. Aufgrund seiner wuchtigen Architektur und der Entstehung im Kaiserreich wurde es immer wieder von nationalistischen und rechten Gruppen symbolisch vereinnahmt. Seit Jahrzehnten bemühen sich Stadt und Stiftung, das Denkmal als europäische Friedensstätte zu kontextualisieren. Diese Lesart von oben steht im Gegensatz zu anderen ideologischen Deutungen, die das Monument als Ort von Nationalstolz und martialischer Selbstinszenierung nutzen wollen.
Stadt genehmigt – Stiftung distanziert sich
Die Stadt Leipzig hat das „Till Fest“ durchgewunken. Und betont, dass die Versammlungs- und Veranstaltungsbehörde neutral und nach gesetzlichen Vorgaben entscheidet. Dennoch regte sich Kritik. Es wurde wiederholt hervorgehoben, dass das Konzert auf dem Parkplatz stattfinde und keine direkte Nutzung des Denkmals involviere.
Die „Stiftung Völkerschlachtdenkmal“ als formale Eigentümerin hat sich deutlich von der Rocker-Sause distanziert. Ihr Geschäftsführer, Dr. Anselm Hartinger, bezeichnete in lokalen Medien die Platzierung eines derart „polarisierenden Events“ vor dem Mahnmal als „sehr kritisch“. Er betonte, dass die Stiftung weder organisatorisch noch finanziell in das Festival eingebunden sei. Und keinen Einfluss auf Line-up oder Abläufe habe.
Zudem monierte Hartinger die Belastungen durch vergangene Großkonzerte – von Lärm bis zu Müllproblemen – und die negative Wirkung auf die Wahrnehmung des Denkmals als Friedensort.Bereits bei seiner Einladung als Ehrengast zum Leipziger Opernball im Herbst 2025 kam es aufgrund der Personalie Lindemann zu Protesten seitens zivilgesellschaftlicher Gruppen, die eine „moralische Verantwortung und Sensibilität“ bei der Auswahl prominenter Leipzig-Gäste einforderten.
Solo-Ambitionen jenseits von Rammstein
Unabhängig von dieser schwelenden Kontroverse markiert das „Till Fest“ für Lindemann einen weiteren Schritt seiner Solo-Künstler-Werdung jenseits von Rammstein. Seine „Meine Welt“-Tour 2025/26 führt ihn bis Mitte 2026 durch zahlreiche europäische Städte und hat bereits immense Publikumszahlen vorzuweisen.
Die Leipziger Festival-Idee als Stand-alone-Event, das über klassische Konzertformate hinausgeht, zeigt Lindemanns künstlerischen Ehrgeiz und seinen Versuch, musikalische Räume jenseits etablierter Festivalformate zu bespielen. Ob und wie diese Vision in der öffentlichen Wahrnehmung ankommt, wird maßgeblich von der weiteren Kommunikation der Akteure, der Resonanz der Fans und der gesellschaftlichen Debatte über geschichtliche Verantwortung in der Musikszene abhängen.