TV Tipp – „“Beautiful Losers“

„Beautiful Losers“, der Titel von Cohens erstem Roman, die Schrift des Sängers, der eigentlich Dichter ist, ist auch der Titel eines Dokumentarfilms. Der Regisseur Diethard Küster hat sich dafür 1997 auf die Reise gemacht. Nicht hinter Bühnen und in Hotels, sondern zu Hause, in ihrer Umgebung, hat er drei Ikonen aufgesucht – und zugehört: Willy DeVille, Marianne Faithfull und Cohen. Keine hektische MTV-Rockumentation, sondern ein Tasten nach den Leerstellen in Songs, die mehr sind als Pubertät-Soundtracks. Wie ein Roadmovie umkreist der Film die Themen großer Dichtung: Liebe, Hoffnung – also auch Scheitern -. Drogen, die Hölle auf Erden, so unterschiedlich die porträtierten Barden klingen, so vergleichbar und ineinander verzahnt ist ihre Suche. „Für mich stehen die drei für die ,never ending tour‘ des Rock’n’Roll, der nie endenden Suche nach einem Sinn mit all seinen Fehltritten. Forever young auch noch mit 73“, so der Regisseur. Weil Küster die drei in ihrer ganz privaten Umgebung aufsucht, weil er sie über Tage hinweg gefilmt hat, unterscheidet sich der Film so außerordentlich von dem auf allen Kanälen und Medien üblichen Newzak-Overkill. Nicht nur Cohen, der Letzte und Weiseste aus dem Trio, findet denn auch die Connection von der Suche zur Sucht, der Suche nach einer Mitte, einem spirituellen Zentrum. Verlierer? OK. aber eben beautiful. Die Gefühlswelten von Cohen, der Widersprüchen nachforscht wie ein jüdischer Buddhist, oder Faithfull, die leidet, weil sie liebt, oder De Ville. der über den Junkie als Vampir philosophiert, sind so zeitlos, aber auch so aktuell wie Kafka, Beethoven oder Cobain – die eher vor Leid verbrennen statt im Mittelmaß bei lebendigem Leib zu verfaulen. Beautiful!

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