Wie Debbie Gibson der heutigen Pop-Girls-Generation voranging
Debbie Gibson prägte als Teenagerin die Popmusik der Achtziger. Heute erzählt sie ihre Geschichte in „Eternally Electric“.
Debbie Gibson schoss im Sommer 1987 mit ihrem Top-Ten-Hit „Only In My Dreams“ aus Amerikas Boomboxen. Ein Teenager-Disco-Song voller Schwärmerei aus den Malls von Long Island, produziert wie ein Freestyle-Clubhit von Little Louie Vega. Doch es war mehr als nur ein Radioliebling – es war ein Zeichen der Zukunft. Debbie war 16 Jahre alt, noch Schülerin – und schrieb ihren eigenen Pop-Megahit. In den Achtzigern war das praktisch undenkbar.
Teenagerin ohne Glamour-Image
Mit 17 wurde sie dann die erste Teenagerin, die ihren eigenen Nummer-eins-Hit schrieb, sang und produzierte: die Ballade „Foolish Beat“. Bis heute hält sie den Rekord als jüngste Künstlerin überhaupt. Ein Jahr später gelang ihr das gleiche mit „Lost In Your Eyes“.
Debbie etablierte das Konzept des Pop-Mädchens, das seine Songs selbst schreibt. Kein Glamour, keine aufreizende Pose – nur ein gewöhnlicher Teenager aus der Vorstadt, der seine Gefühle besingt. Sie trug Porkpie-Hut, zerrissene Jeans und malte Smileys auf die Knie. Mit Songs wie „Electric Youth“, „Shake Your Love“ und „Out of the Blue“ erkämpfte sie sich ihren Platz in einer Branche, die nicht wusste, wohin mit einem Mädchen wie ihr.
Ihre Geschichte erzählt sie nun in ihren Memoiren „Eternally Electric: The Message In My Music“. Sie bereitete den Weg für die heutige Pop-Ära – sie ging, damit Billie, Chappell, Olivia, Taylor oder Gracie rennen konnten. Wer Popmusik in den 2020ern liebt, lebt in einer Welt, die Debbie mitgestaltet hat.
Debbissance und Rückkehr ins Rampenlicht
Mit ihrem Comeback-Album „The Body Remember“s (2021) und Tourneen mit den New Kids on the Block startete sie neu durch. Mit „Eternally Electric“ ist klar: Die „Debbissance“ ist da.
Debbie war eine echte Achtzigerjahre-Erscheinung. Auch Indie-Fans wie der Autor konnten „Only In My Dreams“ nicht widerstehen. Ihr Debütalbum „Out of the Blue“ mischte Disco, Rock, Motown und Showtunes. „Foolish Beat“ mit seinem typischen Achtziger-Saxophon wurde zur ultimativen Teenager-Ballade. „Lost In Your Eyes“ fand später sogar Eingang in die Popkultur, etwa in Family Guy.
Long Island, Elton John und der große Durchbruch
Aufgewachsen auf Long Island, bekam sie Unterricht bei Billy Joels altem Klavierlehrer, spielte auf Liberaces Klavier und schrieb Songs in der Garage. Zu jung für Clubs, aber schon auf der Bühne – mit Schwestern als Technikerinnen und Designerinnen. „Die Musikindustrie wusste damals nichts mit einem Mädchen wie mir anzufangen“, schreibt sie.
Doch sie landete zwischen Whitney, Michael und Princess Di, trat beim 40. Jubiläum von Atlantic Records auf und sang 1988 die Nationalhymne bei der World Series. Ein Höhepunkt: Elton John holte sie spontan auf die Bühne im Madison Square Garden, um „Lucy in the Sky with Diamonds“ zu singen – gemeinsam mit Billy Joel.
Von Broadway bis Circle Jerks
Nach der Teen-Pop-Ära wechselte Debbie ins Theater, spielte in „Les Misérables“, „Grease“ und „Cabaret“. Sie blieb verschont von Skandalen, berichtet aber offen über gesundheitliche Probleme, den Tod ihrer Mutter und Karrierekrisen. Unterstützung kam von Freunden wie Lance Bass, der ihr diskret 5000 Dollar schenkte.
Sie machte Reality-TV („Dancing with the Stars“), sang mit Tony Orlando, tourte mit den Osmonds und stürzte sich sogar beim Circle-Jerks-Gig in CBGB ins Publikum. In den 2010ern trat sie mit Tiffany, ihrer einstigen „Rivalin“, auf – sogar im Trashfilm „Mega-Python vs. Gatoroid“.
Ein echtes Original
Heute lebt Debbie in Las Vegas mit Liberaces Klavier. Sie wurde nie als Fake entlarvt, weil Teenager – das härteste Publikum – erkannten, dass sie authentisch war. „Ja, Sechzehnjährige schreiben über sechzehnjährige Dinge, wie Schwärmereien und Schulschwärme“, schreibt sie. Aber die Botschaft war immer in der Musik: ein gewöhnliches Mädchen erzählt seine Geschichte.
Das macht sie bis heute zur Wegbereiterin einer ganzen Generation. Wir alle verdanken Debbie Gibson viel.