Wie Yoga für die Ohren

Das Hamburger Label JUBILEE RECORDS hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Nation zum Chillen zu bringen und Club-Künstler langfristig zu etablieren

Juli 2001. Hamburg ächzt unter lähmender Hitze. Gehen die Leute auf der Straße eigentlich absichtlich so langsam? Ist es normal, dass die Gedanken verkleben, einfachste Aktionen zäh wie Sirup von der Hand gehen? Den Machern von Jubilee Records scheint das egal zu sein.

Sie sind den langsameren Gang der Dinge gewohnt, schrauben sie doch im Herzen der Stadt am Soundtrack für diesen Gemütszustand: „Chillen“ ist das Stichwort, edler ausgedrückt „Loungen“ oder, um eine Maxime des Labels zu zitieren: „Relaxation js total peace“. Und friedvoll klingt es durchaus, was das Label seit Anfang des Jahres in die Couchlandschaften, Clubs und Ruhezonen des Landes entlässt. Acts wie Ohm-G, der Ambientes von Singer/ Songwriter-Seite aufrollt, oder die süperben Havana Boys, die cineastische Soundscapes mit Newjazz-Grooves verbinden, zählen zu den ersten Outputs. Die Fäden hält LabelchefNartak zusammen. Der heißt eigentlich Dennis, wird aber inzwischen selbst von Onkel und Tante mit dem DJ-Namen gerufen und fühlt sich darin „einfach zu Hause“.

Ebenso kommod, so Nartaks Credo, müssen sich auch die Künstler bei Jubilee fühlen. „Wir sind nicht an Mode oder Trends interessiert. Wir betreiben langfristigen Aufbau, sind miteinander befreundet und Partner der Künstler nicht, wie so oft, der Gegner.“

Seit 1997 gibt es Nartaks Firma Freeform, die sich jedoch mehr auf Trance und Techno konzentrierte. Zur Initialzündung für Jubilee Records wurde eine Veranstaltungsreihe des Mojo-Club-Designers Raphael Marionneau, der inzwischen auch für das hochwertige Artwork des Labels zuständig ist:

„Le Cafe Abstrait“ – das ist Chillen im Hamburger „Mojo“, mit Club-Grooves vom Plattenteller. Ist das nun einfach Easy Listening oder steckt mehr dahinter? „Ich halte diese Szene und Musikrichtung nicht nur für einen vorübergehenden Hype. Wir haben jeden Tag soviel Input, es passiert so viel und so schnell. Da braucht man einen Gegenpol. Die einen machenbga, die anderen entspannen sich bei Cafe del Mar oder eben Le Cafe Abstrait.“

Dass dieJubilee-Acts bis auf Ohm-G allesamt Hamburger sind, ist nicht beabsichtigt, erleichtert jedoch vieles. Jeden Tag steht jemand auf der Matte, spielt einen Song vor oder hat etwas zu bequatschen. Das ist positiv fürs Teamwork.“ Wie aufs Stichwort betritt Peter von Deep Dive Corporation das Büro.

Und was geht in Sachen Expansion? „Wir sind grad dabei, Neuland zu betreten. Mit Inaya (sang Mousse-Ts ,Horny‘) werden wir den Deep Dive Corp.-Song ,Deep Heart‘ als housigen Remix veröffentlichen. Damit peilen wir die DJ-Charts an.“ Ob der Erfolg an diesem homogenen Geflecht aus Label, Booking-Agentur und nicht zuletzt alten Freundschaften rütteln könnte? Nartak: „Wir sind alle Autodidakten und naturgemäß sehr vorsichtig.“ Lächelt, lehnt sich relaxt zurück und ist ganz Corporate Identity. Totalpeace.

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