Zak Starkey: Zu schlecht für The Who, gut genug für Oasis?

An Starkeys Fähigkeiten dürfte es wohl es kaum liegen, das Problem ist wohl woanders zu suchen.

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Zak Starkey ist sauer: Nach fast 30 Jahren als Schlagzeuger der britischen Rocklegenden The Who wurde der Sohn von Beatles-Drummer Ringo Starr von der Band gefeuert. Der Grund, verlautbarte Starkey, sei seine Performance bei den Konzerten der Band in der Royal Albert Hall gewesen. „Nachdem ich diese Songs so viele Jahrzehnte lang mit der Band gespielt habe, bin ich überrascht und traurig, dass jemand ein Problem mit meiner Performance an diesem Abend hatte. Aber was soll man machen?“

Aber was war das Problem mit Starkeys Performance? Gut genug für Oasis, aber nicht gut genug für The Who? Das darf bezweifelt werden. Über den tatsächlichen Grund für die Unzufriedenheit können wir nur spekulieren, aber Videos der zwei Konzerte geben durchaus Aufschluss, woran es gelegen haben könnte. Das Absurde daran: Ist dem tatsächlich so, kann Starkey selbst wenig dafür.

Daltrey hat Probleme

Wie Videos vom Auftritt am 30. März zeigen, scheinen The-Who-Sänger Roger Daltrey die Drums zu laut gewesen zu sein. Wie unter anderem „Metro.co.uk“ berichtete, brach Daltrey, der genau wie Pete Townshend an Hörverlust leidet, während eines Songs die Performance ab. „We’ve got a big problem up here. I can sing to some things, but I can’t sing to that f***ing racket“, sagt er. Mit dem „fucking racket“ meint er Starkeys Spiel. Später klagt Daltrey, er könne die richtige Tonart nicht treffen, weil das Schlagzeug zu dominant sei.

Zak Starkey zu laut – am E-Drumkit?

Natürlich ist es schwer, die Lautstärkenverhältnisse aus YouTube-Videos zu beurteilen. Dass Starkey das Schlagzeug nicht gestreichelt hat, ist hör- und erahnbar. In den Aufnahmen wirkt sein Sound durchaus präsent, teilweise wuchtig. Das Kuriose: Starkey spielte an diesen Abenden ein elektronisches Schlagzeug. Ein E-Drumkit lässt sich deutlich besser kontrollieren und drosseln als ein akustisches – eigentlich müsste der für den Mix zuständige Tontechniker mehr Verantwortung tragen als Starkey. Selbst wenn die Band (wie an diesem Abend) mit Monitorboxen statt In-Ears spielt: Der Sound lässt sich beim E-Drumkit exakt regulieren. Starkey trommelte schließlich auf Gummipads, die akustisch kaum mehr hergeben als ein leises plonk – den Lärm macht hier eigentlich der Mischer.

Overplaying? Was war nochmal mit Keith Moon?

Andere werfen Starkey „Overplaying“ vor – also ein zu verspieltes, hektisches Schlagzeugspiel. Doch auch das überzeugt nicht ganz. The-Who-Urdrummer Keith Moon war ja auch nicht gerade für ein kreuzbraves Begleitspiel in Rentner-Lautstärke bekannt. Und dass Starkey kein fähiger Schlagzeuger sei, würde wohl kaum jemand ernsthaft behaupten. „Der Standard war nicht so hoch wie gewollt“, heißt es auch. Vielleicht spielte Starkey der Band zu energetisch? Auch hier: Keith Moon?

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Was hinter den Kulissen tatsächlich ablief, wissen wir nicht. Vielleicht waren Daltrey und Townshend schon länger genervt. Vielleicht wollten sie, dass Starkey reduzierter spielt – und die Lautstärke war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nach Sichtung der Aufnahmen wirkt es jedoch eher so, als hätten Daltreys Hörprobleme – und möglicherweise auch seine Launenhaftigkeit – entscheidend dazu beigetragen, dass Zak Starkey seinen Drum-Sitz bei The Who räumen musste. Denn wenn sich Daltrey nicht hören konnte, hätte eine Geste zum Monitor-Mixer gereicht, und man hätte Starkeys E-Drum leiser machen können.

Zak Starkey – nicht gut genug für The Who? Unsinn, da haperte es vermutlich an ganz anderen Stellen – und die haben mit Starkey selbst vielleicht gar nicht so viel zu tun, wie Roger Daltrey das an diesem Abend glauben wollte.

Markus Brandstetter schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.