Lars Ulrich von Metallica: Mein Leben in 15 Rock- und Metal-Alben
Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich taucht tief in Klassiker ein, von AC/DCs „Let There Be Rock“ bis zu System of a Downs „Toxicity“.
Als Rolling Stone damit begann, die 100 besten Metal-Alben aller Zeiten zu ranken, war einer der ersten Musiker, den wir konsultierten, Lars Ulrich von Metallica. Er hat nicht nur fünf der Alben mitgeschrieben und eingespielt, die es in die Liste geschafft haben. Darunter auch das zweitplatzierte Master of Puppets. Sondern ist seit fast vier Jahrzehnten einer der prominentesten und freimütigsten Sprecher des Metal.
Seinen tadellosen Geschmack hat er in Interviews und auf den zahlreichen „Garage Days“-Veröffentlichungen von Metallica unter Beweis gestellt, auf denen sie Songs von Diamond Head, Black Sabbath, Motörhead, Mercyful Fate und vielen anderen Künstlern covern. Die es ebenfalls auf unsere Liste geschafft haben. Kurz gesagt: Ulrich und seine Bandkollegen haben den Geschmack künftiger Generationen geprägt.
Die Liste der Metal-Alben, die er für Rolling Stone zusammengestellt hat, umfasst ein breites Spektrum an Heavy-Metal-Stilen. Von den komplexen Arrangements von Iron Maiden bis zum kompromisslosen Punk-Spirit von Guns N‘ Roses. „Für jeden Künstler, der Teil meiner ultimativen Metal- oder Hardrock-Alben ist, habe ich mich für das entschieden, was man als den entscheidenden Moment in ihrem Schaffen bezeichnen würde“, erklärt er. „Viele dieser Bands haben eine Art Evolution durchlaufen. Wine Art Wachstum. Und viele von ihnen haben eine Menge großartiger Alben veröffentlicht. Ich habe also eine Kombination aus dem ausgewählt, was das Album für den Künstler repräsentiert, und dem Einfluss, den es auf mich hatte.“
AC/DC, „Let There Be Rock“ (1977)
Dies ist das härteste Album von AC/DC. Das dichteste Album von AC/DC. Das energiegeladenste Album von AC/DC. Vier oder fünf der Songs sind einfach unverzichtbare AC/DC-Live-Songs. Darunter „Let There Be Rock“, „Bad Boy Boogie“, „Whole Lotta Rosie“ und „Hell Ain’t a Bad Place to Be“. Ich möchte gar nicht versuchen, mir vorzustellen, wie oft diese Songs schon live gespielt wurden.
Das war natürlich, bevor AC/DC mit [Produzent] Mutt Lange für das Album „Highway to Hell“ zusammenkam und begann, die Idee des drei- bis vierminütigen Rocksongs als Radiohit zu perfektionieren. Hier war es die perfekte Balance zwischen zwei Gitarren. Endlose Gitarrensoli und die Riffs von Angus und Malcolm. Viele der Songs begannen damit, dass einer einen Riff spielte und der andere offene Akkorde. Nach 16 oder 32 Takten oder wie auch immer spielten dann beide Gitarren denselben Riff.
Roher, bluesbasierter Hardrock auf dem absoluten Höhepunkt
Dann kam Bon [Scott] mit diesen frechen, großartigen, fast schon cartoonartigen Texten über Frauen, schlechtes Benehmen und verbotene Erfahrungen. Es ist eines dieser Alben, bei denen man das Gefühl hat, mit ihnen im Studio zu sitzen. Am Anfang der Songs hört man die Verstärker brummen. Es gibt so etwas wie Einzählen. Man hört die Gespräche im Studio und all so etwas. Das ist roher, bluesbasierter Hardrock auf dem absoluten Höhepunkt.
Und es gibt einen Song auf diesem Album, der möglicherweise mein Lieblingssong von AC/DC ist. Nämlich „Overdose“. Wenn die beiden Gitarren in diesem Song zusammenkommen, ist das einfach das Heftigste, was ich je gehört habe. Meines Wissens haben sie ihn nie live gespielt. Ich denke, für viele AC/DC-Fanatiker und Puristen wie mich steht er ganz oben auf der Liste der Songs, die nie veröffentlicht wurden. Ich habe es nie geschafft, Angus zu fragen, warum sie ihn nie gespielt haben [lacht]. Aber jetzt, wo Axl dabei war … scheint er sie dazu zu bringen, Sachen zu spielen, die sie schon lange nicht mehr gespielt haben. Anstatt Angus zu fragen, werde ich vielleicht versuchen, Axl dazu zu bringen, ihn einzubauen.
Alice in Chains, „Dirt“ (1992)
Ich habe Alice in Chains kennengelernt, als ihr erstes Album im Sommer 1990 herauskam. Wir waren in L.A., um das Black Album aufzunehmen. Und wir sahen sie überall in der Stadt in den Bars und Clubs. Das waren supercoole Typen. Jung, locker, lustig, ein bisschen verrückt. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum sie lange Unterhosen unter ihren Hemden trugen. Sie hatten einen ganz anderen Look, den wir noch nie gesehen hatten. Mit Flanellhemden, und das war cool. Und ihre Musik war einfach so verdammt heavy und hatte so viel Attitüde.
Als dann „Dirt“ herauskam, etwa zwei Jahre später, war das ein so düsteres, tiefgründiges Album. Zu dieser Zeit hatten wir noch nicht viel mit Drogenmissbrauch in dieser Form zu tun. Wir tranken nur viel. Und das meiste, was wir machten, fand eher in einer geselligen, partyähnlichen Atmosphäre statt. Wir waren nicht besonders vertraut mit der ganzen Drogenkultur, die sich in Schränken und Hotelzimmern abspielte. Die Leute, die wirklich auf harte Drogen standen, waren nicht besonders gesellig. Daher konnte ich anfangs nicht wirklich einen Zusammenhang zu diesem Album herstellen. Ich verstand nicht alle Anspielungen auf Drogen. Aber als ich die Jungs natürlich besser kennenlernte und die Alben besser verstand, traf mich die Schwere der Texte.
Es ist einfach ein unglaublich tiefgründiges, düsteres Album. „Rooster“ ist natürlich ein unglaublich schöner Song. Ich wusste nicht, ob er von Jerrys Vater handelte oder was sonst. Aber „Rain When I Die“ und „Dam That River“ und all die anderen Songs waren superheavy, kurze Songs, die großartig waren. Es ist verrückt. Es war wahrscheinlich eines der ein oder zwei Alben aus dem Jahr 1992, die ich am meisten gehört habe.
Black Sabbath, „Sabotage“ (1975)
Ich weiß, dass für viele Black-Sabbath-Fans „Paranoid“ oder „Master of Reality“ das Album ist. Für mich war es die verdammte Doppelschlag-Kombination aus „Hole in the Sky“ und „Symptom of the Universe“, die den Höhepunkt darstellte. Und dann die tiefergehenden Tracks. „Megalomania“ ist wie eine Reise durch den fundamentalen Heavy Metal. Seite A, wenn man sich die Vinylplatte ansieht, ist wahrscheinlich die stärkste 20 Minuten von Black Sabbath. Und dann „Symptom of the Universe“. Die Einfachheit des Riffs, das Down-Picking, das Chugging. Das ist ganz klar die Blaupause für den Kern dessen, wie Hard Rock und Metal letztendlich klangen. Bis in die Achtziger- und Neunzigerjahre hinein.
Die erste Sabbath-Platte, die ich mir gekauft habe, war die davor, „Sabbath Bloody Sabbath“. Ich habe sie 1973 zu Weihnachten bekommen, als sie herauskam. Das war alles beängstigend. Der Song „Sabbath Bloody Sabbath“, wenn er in den zweiten Teil übergeht. „Where can you run to?/What more have we done?/ … Sabbath, bloody sabbath/Nothing more to do.“ Scheiße. Beängstigend, verrückter Scheiß. Diese Platte hatte etwas mehr von dem, was ich als Uptempo-Energie bezeichnen würde, als einige der anderen Alben. Was wahrscheinlich auch ein Grund dafür ist, dass sie meine Lieblingsplatte ist. Natürlich wurde ihr Sound im Laufe der Zeit etwas ausgefeilter. Einige der früheren Platten haben eine Einfachheit, die ich sehr schätze. Aber klanglich ist „Sabotage“ die beste Platte.
Blue Öyster Cult, „On Your Feet or On Your Knees“ (1975)
Dies ist eines der ultimativen Live-Alben. Ein Großteil der Songs stammt aus dem Album „Secret Treaties“ von Blue Öyster Cult. Es enthält einige ihrer früheren Hits wie „Cities on Flame“. Und einige weniger bekannte Stücke wie „The Red and the Black“. Sowie eine Ballade, die als Blaupause für großartige Hardrock-Balladen der 70er Jahre gilt. „Last Days of May“. Dieses Album hat eine gewisse Dichte und Konsistenz.
Alle Jungs in der Band sangen. Ich glaube, der Schlagzeuger sang „Cities on Flame“. Und sie hatten einen Song, bei dem alle fünf Mitglieder Gitarre spielten, „ME 262“. Es gibt ein Bild, auf dem alle fünf nebeneinander Gitarre spielen. Das war wie das ultimative Gitarrensolo [lacht]. Ich glaube, es gab zwei Gitarristen. Dann kam der Schlagzeuger dazu und spielte mit.
Blue Öyster Cult hatte auch diese Verbindung zu New York. Downtown-Intellektuelle, Teil der New Yorker CBGB-Szene. Patti Smith hatte eine Beziehung zum Keyboarder Allen [Lanier]. Sie waren sozusagen Teil dieser New Yorker Intellektuellenszene, aus der Lou Reed und die Velvet Underground stammten. Das ist etwas durchdachter und etwas intelligenter als der eher neandertalerhafte Ansatz, den einige andere Rockbands zu dieser Zeit hatten. Es hat eine gewisse Finesse.
Deep Purple, „Made in Japan“ (1972)
Deep Purple hatten natürlich eine Handvoll wahnsinniger Songs. Von „Highway Star“ über „Smoke on the Water“ bis hin zu „Speed King“ und all den anderen. Aber es gibt wahrscheinlich keine andere Rockband, bei der der Unterschied zwischen den Albumversionen und den Liveversionen so radikal ist. „Made in Japan“ war die erste Platte von Deep Purple, die ich in die Hände bekam. Und ich lernte alle Songs kennen. Auf der Vinylplatte waren auf den Seiten eins, zwei und drei jeweils zwei Songs. Und auf Seite vier war nur ein Song. „Space Truckin’“ – fast 20 Minuten lang. Als ich dann in den nächsten Jahren die Alben kaufte, bekam ich „Machine Head“. Ich dachte: „Wow. ‚Space Truckin‘ auf ‚Machine Head‘ ist drei Minuten lang. Wo sind die anderen 17 Minuten geblieben?“ Das hatte etwas von einer Entdeckungsreise.
Bei Deep Purple kam alles zusammen, wenn die fünf auf der Bühne standen. Wenn man sich die Videoaufnahmen ansieht, sieht man, wie sie alle miteinander spielen. Wenn Blackmore sein Solo beendet hat, hebt er die rechte Hand. Das ist das Signal für den Schlagzeuger Ian Paice, mit dem nächsten Teil einzusteigen. Alles ist völlig frei. Aber es ist kein Hippie-Trippie-Space-Age-„Lasst uns vier Stunden lang Pilze nehmen“ oder so etwas. Es gibt eine Kohäsion und es passt immer noch zusammen. Aber jede Live-Version ist anders. Jedes Konzert war anders. Man wusste nie, wie viele Takte die Solisten spielen würden und wie sie sich entwickeln würden und all das.
Das Gitarrensolo in „Child in Time“ habe ich Jazz-Puristen vorgespielt
Diese drei Shows – sie spielten zwei Shows in Osaka und eine Show in Tokio im August 1972 – haben etwas Besonderes. Sie sind einfach am wildesten. Das Gitarrensolo in „Child in Time“ habe ich Jazz-Puristen vorgespielt, die auf Ornette Coleman und verrückte Miles-Davis-Sachen stehen. Das Zusammenspiel zwischen Ritchie Blackmore und Ian Paice ist fast jazzartig. Gleichzeitig gibt es Songs wie „Highway Star“, bei denen natürlich Down-Picking und Riff-Chugging im Vordergrund stehen. Aber es geht um die Energie. Das ist eine Band, in der es viele interne Spannungen gab. Wenn sie dann auf der Bühne zusammenkamen und dieses Hin und Her entstand, bei dem fast alle versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen, sich gegenseitig anstachelten und versuchten, sich zu überbieten, ergab das einfach ein unglaubliches, wildes Hörvergnügen.
Vor etwa 10, 15 Jahren ist ein Live-Album namens Deep Purple Live in Japan erschienen, auf dem alle drei Konzerte in voller Länge zu hören sind. Wenn man sich also drei Nächte hintereinander „Highway Star“, „Child in Time“, „Space Truckin’“, „Lazy“ und „Strange Kind of Woman“ anhört, ist der Unterschied in den Gitarrensoli, dem Schlagzeug und dem Gesang unglaublich.
Diamond Head, „Lightning to the Nations“ (1980)
Wenn man nach einem Album gefragt wird, das den Sound von Metallica geprägt hat, dann ist es dieses. Das habe ich schon tausendmal gesagt. Ich habe es zehntausendmal gesagt.
Ich verbrachte den Sommer 1981 mit dem Sänger und dem Gitarristen, Sean [Harris] und Brian [Tatler]. Lebte in ihrem Wohnzimmer, schlief auf der Couch und hing mit ihnen rum. Ich ging zurück nach Kalifornien und wollte eine Band gründen. Sie waren diejenigen, die einen eher traditionellen Hardrock-Ansatz verfolgten. Sie waren große Fans von Led Zeppelin und betrachteten die Songs als eine Reise. Als eine Entdeckungsreise. Als eine Erfahrung, die sie dann mit purer, von Gitarrenriffs getragener Energie verschmolzen. Es sind großartige Songs, die groovig sind und mit einfachen Drumbeats auskommen.
Aber ja, wir haben im Grunde genommen als Diamond-Head-Coverband angefangen
Und irgendwann hat Metallica all diese Songs gespielt. Wir haben natürlich „Am I Evil“ veröffentlicht. Haben „It’s Electric“, „Helpless“ und „The Prince“ veröffentlicht. Früher haben wir „Sucking My Love“ gespielt. Wir haben natürlich zu „Sweet and Innocent“ gejammt. Haben zu „Lightning to the Nations“ gejammt. Wir haben eine sehr, sehr enge Beziehung zu jedem dieser Songs.
Bei unserem ersten Konzert haben wir, glaube ich, vier Diamond-Head-Songs gespielt. Wir haben als Coverband angefangen und waren irgendwie in dieser Grauzone. Wir sind einfach auf die Bühne gegangen und haben die Songs gespielt. Haben niemandem gesagt, dass es Coversongs waren. Aber wir haben auch niemandem gesagt, dass es unsere Songs waren. Wir haben einfach die Songs gespielt. Ich glaube, es war bei unserem zweiten oder dritten Auftritt, als wir als Vorgruppe für Saxon spielten, dass ihr Tontechniker Paul zu uns kam und fragte, ob wir jemals von einer Band namens Diamond Head gehört hätten. Ich sagte: „Natürlich, wir covern vier ihrer Songs.“ Aber ja, wir haben im Grunde genommen als Diamond-Head-Coverband angefangen.
Guns N‘ Roses, „Appetite for Destruction“ (1987)
Was kann ich über „Appetite“ sagen, was nicht schon gesagt wurde? Es ist eines der besten Rockalben, die je aufgenommen wurden. „Appetite“ ist in gewisser Weise genreübergreifend. Denn es ist nicht nur eines der besten Hardrock- und Metal-Alben aller Zeiten. Sondern auch eines der besten Alben aller Zeiten. Es hat offensichtlich eine ganze Generation geprägt und war die Blaupause für buchstäblich Tausende von Bands. Man kann [das Beatles-Album] Revolver und das beste Rolling-Stones-Album und das beste Springsteen-Album und das beste U2-Album dazu nehmen. Es ist einfach eines dieser Alben, zu denen jeder eine Beziehung hat. Das Album war der Soundtrack zu einem bestimmten Abschnitt im Leben der meisten Menschen.
Wenn ich an „Appetite“ denke, denke ich an 1987. Diese Platte war drei Jahre lang allgegenwärtig. Wenn man sie sich heute wieder anhört, erinnere ich mich daran, als ich sie zum ersten Mal hörte. Ich war auf dem Weg nach New York, nachdem ich in L.A. bei der Plattenfirma gewesen war. Mein A&R-Manager gab mir eine Vorab-Kassette und sagte: „Hör dir mal diese Platte von dieser Band an, die bald rauskommt.“
Diese Boshaftigkeit und diese Wut und diese Attitüde und dieses verdammte Ding
Das war etwa zwei Monate vor der Veröffentlichung. Und „Welcome to the Jungle“ – das war ziemlich cool. Ich mochte es. Aber es hat mich nicht umgehauen oder so. Aber „It’s So Easy“? So etwas hatte ich noch nie gehört. Und dann, als er anfing: „It’s so easy, so fucking easy“, diese ganze Attitüde. So etwas hatte ich noch nie gehört.
Dann in „Nighttrain“ diese ganze Überheblichkeit und Attitüde. Und dann in „Out Ta Get Me“ diese Boshaftigkeit: „They won’t catch me.“ Diese Boshaftigkeit und diese Wut und diese Attitüde und dieses verdammte Ding. Dann gibt es noch „Mr. Brownstone“ und „Paradise City“. Das waren vier oder fünf Songs. Ich saß buchstäblich im Flugzeug, mit offenem Mund und Augen wie „Was zum Teufel habe ich gerade gehört?“ Diese 20 Minuten. Als ich dann aus dem Flugzeug stieg – es war ein Nachtflug –, rief ich meinen Kumpel in L.A. an und sagte: „Was?! Wer ist das? Wo kommt das her?“ Und das war der Beginn von etwas, das mein Leben verändert hat.
Iron Maiden, „The Number of the Beast“ (1982)
Für mich ist das Iron Maiden auf dem absoluten Höhepunkt. Es hat die besten Songs, die beste Produktion. Es wurde von Martin Birch produziert, der viele der alten Deep Purple-Alben und viel von Rainbow gemacht hat. Das war einfach der Höhepunkt. „The Number of the Beast“ ist wahrscheinlich die beste Single, die sie je veröffentlicht haben.
Natürlich gibt es auch die kommerziellere Single „Run to the Hills“, die ein großer Hit wurde. Dann gibt es den super tiefgründigen Track „Hallowed Be Thy Name“. Das ist einer dieser Metal-Epen, zusammen mit „Beyond the Realms of Death“ von Judas Priest und „Child in Time“ von Deep Purple, die fast schon eine Blaupause für Songs wie „Fade to Black“ von Metallica sind. „One“ und ‚Welcome Home (Sanitarium)‘.
Sie waren einfach cooler als andere Bands
Und dann gab es immer wieder coole Kleinigkeiten. „The Prisoner“ hat das Intro aus der TV-Serie, „22 Acacia Avenue“ war die Fortsetzung des Songs ‚Charlotte the Harlot‘ aus dem ersten Album. Und dies war die erste Platte mit Bruce Dickinson, dem neuen Sänger, der Paul Di’Anno abgelöst hatte, und hier kam alles zusammen. Produktion, Songwriting, Attitüde.
Es ist auch das letzte Album mit dem ursprünglichen Schlagzeuger Clive Burr, möge er in Frieden ruhen. Er hatte einen großen Einfluss auf mich. Er spielte viele dieser wirklich, wirklich hart klingenden Snare-Rolls. Und Sachen, die mich inspirierten, das Schlagzeug nicht als Finesse-Instrument zu sehen. Sondern mehr als etwas, das Gewicht und Attitüde hat. So etwas wie Air-Drumming-Momente. Er war eher auf der einfacheren Seite. Aber alles, was er gemacht hat, war super effektiv.
Ich habe immer offen darüber gesprochen, wie Iron Maiden Metallica inspiriert hat. Wir nennen sie immer als einen unserer wichtigsten Einflüsse. Sie waren einfach cooler als andere Bands. Hatten coolere Plattencover, coolere Verpackungen, coolere Tourbücher, coolere T-Shirts, coolere Bühnenproduktionen. Sie schienen immer einen Schritt weiter zu sein. Hatten coolere Lichtanlagen. Sie waren die fan-freundlichste Band. Ich erinnere mich, dass mein Freund eine Weihnachtskarte von Iron Maiden bekommen hat, auf der Eddie zu sehen war. Sie hatten dieses Image, das einfach verrückt und wirklich cool war. Und viel fan-freundlicher und durchdachter als das aller anderen Bands.
Judas Priest, „Unleashed in the East“ (1979)
Das ist Judas Priest auf dem Höhepunkt ihrer frühen Karriere. Viele Hardrock- und europäische Bands wollten irgendwann den amerikanischen Markt erobern und begannen, Singles zu schreiben. Kürzere Songs. Was nicht unbedingt schlecht war. Aber einige begannen, sich von ihren Wurzeln zu entfernen. Das hier ist Judas Priest in absoluter Bestform live. Noch vor den Hit-Singles.
Es gibt viele tiefgründige Stücke aus „Sad Wings of Destiny“. Natürlich ist der legendäre „Victim of Changes“ dabei. Es ist einfach die Energie und die stampfenden Riffs und das Down-Picking, wie bei „Highway Star“ von Deep Purple. Sie waren wahrscheinlich die erste Band neben AC/DC, die zwei Gitarren hatte, die das Gleiche spielten.
Andere Bands wie Motörhead und Deep Purple hatten einen Gitarristen, der verschiedene Parts spielte. Eher eine Art Layering. Aber bei Judas Priest spielten die Gitarristen zusammen und spielten denselben Riff. Das verdoppelte den Sound und machte ihn heavier, größer, dichter und eindringlicher. Und wenn man sich „The Green Manalishi“ ansieht, das diesen Heavy-Metal-Sound mit offenem E und Down-Picking hat – diese Jungs waren Vorreiter. Die Platte kam 1979 heraus. Aber der ganze Sound entstand schon 1976, 1977, 1978. Diese Jungs waren ihrer Zeit weit voraus. Für mich ist das immer noch das beste Album von Judas Priest, das man finden kann.
Mercyful Fate, „Melissa“ (1983)
Mercyful Fate waren natürlich eine wichtige, wegweisende Band für uns. Sie haben den Sound von Metallica maßgeblich geprägt. Und waren für viele Leute in der Hardrock-Underground-Szene eine der Bands, die ihnen einen Namen gemacht haben. Das war ihr erstes richtiges Album. Es hatte einen riesigen, riesigen Einfluss auf viele Bands der nächsten Generation. Darunter auch uns. Und sie waren auch gute Freunde und wurden zu Komplizen. Wir probten in ihrem Proberaum. Spielten zusammen Konzerte und nahmen sogar ein Medley aus all ihren Songs für eines der „Garage“-Alben von Metallica auf. Sie hatten zwei Gitarren, viele Harmonien und musikalische Experimente. Einige der Songs sind wirklich lang. Es gibt einen Song namens „Satan’s Fall“, der mindestens 10 Minuten lang ist.
Ihre Konzerte waren verrückt. [Frontmann] King Diamond rezitierte vor einem Song das Vaterunser rückwärts. Und bei einem der Songs hatten sie Gänsefedern und machten all diese rituellen Sachen, für die King Diamond sich total begeisterte. Er ist ein super cooler Typ. Wir standen einfach total auf die Musik. Sie war so frisch und originell. Wir liebten diese Jungs. Sie waren viele Jahre lang wirklich wie Brüder im Geiste.
Motörhead, „Overkill“ (1979)
Ich habe im Frühjahr 1979 von Motörhead gehört. Ich war in Kopenhagen, Dänemark, und bin in einen Plattenladen gegangen. Habe gefragt, ob ich ein paar Songs von dieser Band Motörhead hören könnte. Und dann begann der Song „Overkill“ mit dem Double-Bass-Drumming von Phil Taylor. So etwas hatte ich noch nie gehört. Es hat mich umgehauen.
Und diese Energie hielt an. Es war so roh. Ich hatte noch nie jemanden so singen hören wie Lemmy, und es war diese Fusion aus Punk, Rock und Metal, einfach verrückt. Das hat die Energie noch verstärkt und mit den fast übertriebenen, cartoonartigen Texten war es völlig übertrieben. Und die Konsistenz von „Overkill“ bis „Stay Clean“. Ich meine, „Stay Clean“ war jahrelang ein Live-Klassiker –, „I Won’t Pay Your Price“, „No Class“, das fast direkt aus dem ZZ Top-Repertoire stammen könnte, „Damage Case“, das [Metallica] gecovert hat. Und längere, tiefgründigere Stücke wie „Metropolis“ und „Limb From Limb“.
Es ist einfach wahnsinnig. Motörhead war die eine Band, bei der es egal war, ob man auf Rock, Prog, Pop, Punk, Fucking, ich weiß nicht, Ska stand. Man konnte sich darauf einigen, dass Motörhead einfach die Coolsten waren. Und für mich ist das definitive Motörhead-Album „Overkill“.
Rage Against the Machine, „The Battle of Los Angeles“ (1999)
Bei Rage Against the Machine ist für mich jedes einzelne Album unverzichtbar. Auf ihren ersten beiden Alben gibt es eine jugendliche und unglaublich antagonistische Energie. Aber was die Songschreibkunst und die Straffung all dessen angeht, wofür diese Band in meinen Augen steht, ist hier. Und hier kam alles auf höchstem Niveau zusammen.
The Battle of Los Angeles klingt einfach so verdammt authentisch. Es gibt keinen Filter. Es fühlt sich so instinktiv, impulsiv und aus dem Bauch heraus an. Bis zu diesem Zeitpunkt waren viele Hardrock-Alben sehr aufwendig produziert. Auch unsere eigenen. Es wurde viel Arbeit in sie gesteckt. Und dieses Album klingt einfach wie vier Leute, die in einem Raum Musik machen und bereit sind, die Welt zu erobern.
Die Konsistenz ist einfach unglaublich. Da gibt es „Testify“, „Calm Like a Bomb“, einen der großartigen Deep Tracks, „Sleep Now in the Fire“ und einige noch tiefere Stücke wie „Voice of the Voiceless“. Es ist einfach wahnsinnig. Und wenn Zack [de la Rocha] dich anschreit, klingt es, als stünde er direkt vor dir und würde mit dir reden. Alle großartigen Alben haben diese Eigenschaft, dass man das Gefühl hat, sie seien für einen selbst gemacht. Als würden sie einen direkt ansprechen.
System of a Down, „Toxicity“ (2001)
Das erste Album von System kam raus und hatte offensichtlich eine Menge Attitüde. Es war ein neuer Sound. Rick [Rubin, Produzent] war dafür verantwortlich. Man konnte hören, dass die Musik aus verschiedenen Wurzeln und Einflüssen stammte. Und ich wusste damals noch nicht, dass sie Armenier waren. Man hörte einfach verschiedene Dinge. Und dann kam „Toxicity“ raus, das zweite Album, und als man „Chop Suey!“ hörte, war das einfach unglaublich.
Als der Song im Radio und auf MTV gespielt wurde, dann der Titelsong „Toxicity“ und „Aerials“ und all die anderen, begann ich mich für das Album zu begeistern. Und als ich „They’re trying to build a prison … for you and me to live in“ hörte, war ich einfach nur … ah! Es war politisch, es war verrückt, es war schräg, es war energiegeladen, es war unglaublich gut geschrieben, aus songwriterischer Sicht. Das hat uns sehr inspiriert. Und ich fand es toll, dass die Songs so kurz und auf den Punkt gebracht waren. Denn damit hatten wir nie viel Glück, und es ist einfach eines der besten Alben aller Zeiten.
UFO, „Strangers in the Night“ (1979)
Das ist fast das definitive Hardrock-Live-Album. Viele Bands der Siebziger habe ich über ihre Live-Alben kennengelernt. Dann hat man sich die Studioalben besorgt. Die Plattenfirmen haben Bands wie Judas Priest, Blue Öyster Cult und UFO dazu ermutigt, schon sehr früh in ihrer Karriere, nach vier oder fünf Alben, Live-Alben zu veröffentlichen. Und diese wurden zu den definitiven Doppelalben der Mitte bis Ende der Siebziger. Viele dieser Bands wurden dazu ermutigt, schon sehr früh in ihrer Karriere Live-Alben zu veröffentlichen. Das war eine Möglichkeit, die Dynamik aufrechtzuerhalten.
Strangers in the Night ist das Live-Album von UFO, das mit „Natural Thing“ beginnt und dann einige Hits wie „Only You Can Rock Me“ und „Doctor Doctor“ enthält. „Love To Love“ ist ebenfalls einer dieser Songs, die unter die Kategorie Hardrock-Ballade fallen. Und dann gibt es noch „Rock Bottom“ mit einem siebenminütigen Gitarrensolo von Michael Schenker. Für viele Metal-Gitarristen, darunter auch Kirk Hammett, ist Michael Schenker einer dieser unbesungenen Helden, die nie so richtig den Durchbruch geschafft haben wie Randy Rhoads oder Jimmy Page oder wer auch immer. Aber für Musiker und Kollegen ist Michael Schenker für viele einer der ganz Großen. Und dieses Album hat einfach diese Stimmung. Man fühlt sich wie bei einem Live-Konzert. Das ist natürlich die beste Art von Live-Album.
Warrior Soul, „The Space Age Playboys“ (1994)
Warrior Soul haben bei Geffen Records angefangen und hatten das gleiche Management wie wir. Wir haben eine Reihe von Shows mit ihnen gespielt. Sie wurden von Geffen fallen gelassen, und dieses Album kam 1994 unabhängig heraus.
Wenn man „Rocket Engines“ auflegt, geht es verdammt frenetisch los. Es ist heavy, es ist punkig, es ist energiegeladen. Kory Clarke, der Leadsänger, spuckt Wort für Wort, Attitüde für Attitüde, einprägsame Textzeile für Textzeile. Und das hält eine verdammte Stunde lang an, oder wie lange das Album auch immer dauert. Es hört einfach nicht auf.
Auf den frühen Alben wurde er ein wenig politisch. Er spricht über Native Americans, er spricht über Charlie Manson, er spricht über die Unterdrückten. Aber auf dieser Platte wurde es fast punkig. Es war diese seltsame Fusion aus Punk und ein bisschen frühem New Yorker Glam Rock. Fast wie [New York] Dolls oder Stooges. Wenn ihr diese Platte noch nicht kennt, würde ich euch empfehlen, sie euch so schnell wie möglich zu besorgen und anzuhören.