Jack White und Hasselhoff: Die Geschichte von „Looking for Freedom“

Wie Produzent Jack White und David Hasselhoff eine der ikonischsten Hymnen der Achtziger erschufen.

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Als Jack White Ende der 1980er Jahre die Single „Looking for Freedom“ produzierte, stand Deutschland an einem bedeutenden Punkt in seiner Geschichte. Dass ausgerechnet David Hasselhoff – damals vor allem als cooler TV-Charmeur aus „Knight Rider“ bekannt – zum Wende-Popstar avancieren würde, hätten wohl beide zu Beginn ihrer Arbeiten nicht für möglich gehalten.

„Tear down this wall“

Jack White war in den Achtzigern längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Während der 1970er Jahre hatte er schon etwa 1000 Lieder in der Schublade. Unter anderem schrieb er der deutschen Fußballnationalmannschaft anlässlich der Weltmeisterschaft 1974 den Song „Fußball ist unser Leben“ auf den Leib. Mit seinem Gespür für eingängige Melodien prägte er auch den deutschen Schlager maßgeblich mit.

Wer den Song ursprünglich sang

Interessanterweise war „Looking for Freedom“ keineswegs eine originäre Hasselhoff-Komposition. Bereits 1978 hatte der Sänger Marc Seaberg (mit bürgerlichem Namen Franz Seeberger) unter Whites Regie das Stück aufgenommen und landete damit sogar auf Platz 16 in den deutschen Charts. Aus popkultureller Sicht schlug seine Interpretation jedoch keine hohen Wellen.

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Zehn Jahre später erkannte Jack White noch einmal Potenzial, gab dem Song ein zeitgemäßes Arrangement und fand in Hasselhoff den idealen Interpreten. Sein Image, das zwischen kalifornischem Optimismus und deutschem Schlagerkitsch changierte, passte für ihn perfekt zum Song.

Dass die beiden überhaupt zusammenfanden, ist der Schwiegermutter von Jack White zu verdanken. Die sah Hasselhoff bei einem Fernsehauftritt und empfahl ihm, Kontakt mit dem Schauspieler aufzunehmen. Eine Chance, die sich Hasselhoff nicht entgehen ließ, denn seine bisherigen Schmonzetten-Alben waren in den USA gefloppt.

„Looking for Freedom“, das 1988 erschien, wurde schnell zu einem Welthit – nicht zuletzt, weil er zehn Jahre nach dem ersten Erscheinen plötzlich den Nerv der Zeit traf. Während Europa auf den Fall der Berliner Mauer zusteuerte, wurde der Song zur Hymne des Aufbruchs.

Dass Hasselhoff den Song schließlich auch am Silvesterabend 1989 auf der Berliner Mauer performte, machte ihn in den Augen vieler zu einem Freiheitskämpfer. Ob zurecht oder zufällig, darüber streitet man bis heute.

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„Es war eine Ehre für mich, dass ich da 1989 singen durfte. Allein die Anfrage war eine riesige Überraschung für mich. Ich sagte: Ich mach das nur, wenn ich wirklich AUF der Mauer singen darf. – David Hasselhoff

Der Song wurde zum globalen Phänomen

„Looking for Freedom“ hielt sich wochenlang an der Spitze der deutschen Charts, wurde in ganz Europa gespielt und machte Hasselhoff zum Pop-Idol. Für Jack White selbst stellt der Song einen seiner größten kommerziellen Erfolge dar. Heute, fast vier Jahrzehnte später, wirkt der Song wie ein Zeitdokument. Er erinnert an die unbändige und naiv-schöne Freude, die durch die Wiedervereinigung über Deutschland hereinbrach.

Weitere Highlights

Kristina Baum schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.