Anwälte von abgeschobenen US-Kindern: Mütter seien „genötigt“ worden, sie mitzunehmen

Marco Rubio besteht darauf besteht, dass zwei abgeschobene Mütter aus Louisiana ihre Kinder freiwillig mitgenommen hätten. Die Anwälte der Familien sagen, dies sei eine Lüge.

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Drei Kinder mit US-Staatsbürgerschaft wurden laut Angaben ihrer Anwälte am vergangenen Freitag illegal aus Louisiana nach Honduras ausgeflogen. Diese Geschichte hat schnell landesweite Aufmerksamkeit erregt.

Anwälte: Kinder mit US-Staatsbürgerschaft ohne rechtliche Anhörung abgeschoben

Der Rechtsbeistand der beiden Familien aus Louisiana berichtet ROLLING STONE, dass beide Mütter hilflos gewesen seien. Sie gaben an, ihnen sei keine Möglichkeit gegeben worden, ihre Kinder mit US-Staatsbürgerschaft im Land zu behalten. Den Müttern sei mitgeteilt worden, dass ihre Kinder trotz ihrer Staatsbürgerschaft zusammen mit ihnen abgeschoben würden. Obwohl beide Familien über rechtmäßige Vormünder verfügten, die bereit waren, die Kinder in ihre Obhut zu nehmen.

Verteidigung durch Marco Rubio und Tom Homan: Die Darstellung der Regierung

Nachdem die Nachricht von den Abschiebungen am Wochenende landesweit Empörung ausgelöst hatte, traten Außenminister Marco Rubio und Donald Trumps Grenzbeauftragter Tom Homan im Fernsehen auf, um die Abschiebungen zu verteidigen. Sie bestanden darauf, dass die Mütter sich entschieden hätten, ihre Kinder mitzunehmen.

Rubio: „Mütter entschieden sich, Kinder mitzunehmen“

Rubio bezeichnete die Geschichte als „irreführend“ und sagte: „Drei US-Bürger im Alter von vier, sieben und zwei Jahren wurden nicht abgeschoben. Ihre Mütter, die sich illegal in diesem Land aufhalten, wurden abgeschoben. Die Kinder sind mit ihren Müttern gegangen.“

Homan: „Kein Gerichtsbeschluss, keine offizielle Abschiebung“

Homan ging sogar so weit zu sagen, dass die Kinder nicht abgeschoben worden sein könnten. Weil Abschiebungen von einem Einwanderungsrichter angeordnet werden.

Kritische Stimmen: Anwälte werfen Regierung bewusste Irreführung vor

Unterdessen sagen die Anwälte der Familien, dass ihren Mandanten weder ein ordentliches Verfahren gewährt wurde, noch Zugang zu Anwälten. Einer Anhörung. Oder sogar Telefonaten. Dies trotz mehrfacher Anträge, um die Abschiebungen zu verzögern, bis ein Richter ihre Fälle anhören kann.

Tragische Einzelschicksale: Krankheit, Trennung und Hilflosigkeit

Erin Hebert, Senior Associate bei der Anwaltskanzlei Ware Immigration in der Gegend von New Orleans, vertritt die Mutter des siebenjährigen Mädchens und des vierjährigen Jungen, der sich in aktiver Behandlung wegen metastasierendem Krebs befindet.

Der Fall des krebskranken Jungen ohne Medikamente

Der Junge ist das zweite krebskranke Kind mit US-Staatsbürgerschaft, das Trump in seiner zweiten Amtszeit bisher abgeschoben hat. Am Wochenende stand Hebert in Kontakt mit der Mutter, die sich derzeit mit ihren beiden Kindern in Honduras befindet. Der Vater der Kinder bleibt in den USA.

„Ihr wurde gesagt, dass sie mit ihren Kindern abgeschoben werde. Und sie fragte: ‚Warum meine Kinder?’“, berichtet Hebert. „Sie weigerten sich, ihr zu antworten. Sie gaben ihr keine Optionen. Keine Möglichkeit, Vorkehrungen zu treffen. Sie hat nie etwas unterschrieben. Hat ihnen nie die Erlaubnis gegeben. Sie hat nie angedeutet, dass sie wollte, dass sie mitkommen.“

Auswirkungen auf die Familien: Väter bleiben verzweifelt zurück

Am Donnerstagmorgen meldete sich die Mutter bei der US-Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) zu einer ihrer Meinung nach routinemäßigen Kontrolle. Weniger als 24 Stunden später saßen sie und ihre beiden Kinder in einem Flugzeug nach Honduras.

„Wir haben sofort daran gearbeitet, eine alternative Vormundschaft zu organisieren. Damit die Kinder nicht zusammen mit ihrer Mutter abgeschoben werden, sobald sie alle in Gewahrsam genommen werden“, sagt Hebert. Sie sagt, dass die ICE bereits vor der Meldung wusste, dass der Vierjährige in aktiver Krebsbehandlung war. Sie haben ihn ohne seine Medikamente und ohne Rücksprache mit seinen Ärzten aus dem Land gebracht.

Kinderrechte missachtet: Keine Möglichkeit auf Schutz und Obhut

Hebert gehört zu einer Gruppe von Rechtsexperten und Anwälten, die sich zusammengeschlossen haben, um zu verhindern, dass die beiden Familien abgeschoben werden. Zu dieser Gruppe gehört auch Gracie Willis vom National Immigration Project der National Lawyers Guild. Willis vertrat das zweijährige Kind der schwangeren Mutter, das abgeschoben wurde. Und in den Gerichtsunterlagen als V.M.L. geführt wird.

Sowohl Hebert als auch Willis versuchten, rechtliche Schritte einzuleiten, um die Abschiebung der Familien zumindest vorübergehend zu verhindern. Sie konnten jedoch erst nach deren Ankunft in Honduras mit ihren Mandanten sprechen.

„Es ist völlig klar, dass die Darstellung der Einwilligung durch die ICE zweifellos falsch und eine glatte Lüge ist“, behauptet Willis. „Die ICE hat den Müttern keine andere Alternative angeboten, als ihre Kinder mit US-Staatsbürgerschaft mitzunehmen. Sie hatten keine Wahl. Ihnen wurden keine Optionen angeboten.“

Rechtliche Reaktionen und neue Entwicklungen im Fall

Willis erklärt, dass die ICE eine Notiz vorgelegt habe, die angeblich von der Mutter von V.M.L. handgeschrieben sei. Darin stehe auf Spanisch: „Ich werde meine Tochter mit nach Honduras nehmen.“ Willis sagt, der Brief scheine auf einem Hotelnotizblock geschrieben worden zu sein. Wobei Teile geschwärzt worden seien, um den Namen und den Standort des Hotels zu verbergen.

„Das ist kein Ausdruck eines Wunsches. Kein Ausdruck einer Sehnsucht. Kein Ausdruck eines Verlangens“, sagt Willis. „Es ist ein Ausdruck einer Tatsache, die ihr von der ICE mitgeteilt wurde.“

Mich Gonzalez, der bei Sanctuary of the South arbeitet, ist einer der Anwälte der Mutter von V.M.L. „Beide Mütter haben deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie sich in dieser Situation unter extremem Druck fühlten, dass die ICE sie im Wesentlichen dazu gezwungen hat, diese Abschiebung mit ihren Kindern zu akzeptieren“, sagt Gonzalez. „Beide haben erklärt, dass die ICE ihre Anträge auf einen Telefonanruf, auf ein Gerichtsverfahren, auf ein Gespräch mit einem Richter und auf ein Gespräch mit irgendjemandem per Telefon, einschließlich Familienangehörigen oder möglicherweise Anwälten, wiederholt abgelehnt hat.“

„Diese Kinder sind US-Bürger. Sie können in die Vereinigten Staaten zurückkehren, wenn ihr Vater oder jemand anderes hier ist, der sie aufnehmen will“

In beiden Fällen blieben die betroffenen Väter in den USA. „Die Väter sind verzweifelt über diese grausame Trennung von ihren Familien“, sagt Gonzalez.

Am Sonntag war Rubio in der Sendung „Meet the Press“ zu Gast. Er deutete mehrfach an, dass die beiden Mütter sich bewusst dafür entschieden hätten, ihre Kinder mit US-Staatsbürgerschaft mitzunehmen, als sie abgeschoben wurden.

„Diese Kinder sind US-Bürger. Sie können in die Vereinigten Staaten zurückkehren, wenn ihr Vater oder jemand anderes hier ist, der sie aufnehmen will“, sagte Rubio. „Letztendlich wurden ihre Mütter abgeschoben, die sich illegal hier aufhielten. Die Kinder sind einfach mit ihren Müttern gegangen. Aber es war nicht so, wie Sie es darstellen, als hätten ICE-Beamte die Tür eingetreten, den Zweijährigen gepackt und ihn in ein Flugzeug geworfen. Das ist irreführend.“ (Das abgeschobene zweijährige Kind ist ein Mädchen.)

„Die Eltern treffen diese Entscheidung“

Rubio behauptete, dass Eltern, die abgeschoben werden, zwei Möglichkeiten haben. Entweder ihr Kind mitzunehmen oder es zurückzulassen. „Die Eltern treffen diese Entscheidung“, behauptete er. Und fügte hinzu, dass Journalisten sonst Schlagzeilen drucken würden wie: „USA halten Zweijährige, Vierjährige und Siebenjährige als Geiseln, während ihre Mutter abgeschoben wird.“

Willis widerspricht dem. „Minister Rubio wiederholt die gleichen Lügen der ICE, ohne jemals mit diesen Familien gesprochen zu haben.“

Gonzalez fügt hinzu: „Alle drei Kinder hatten das gesetzliche Recht, hier zu bleiben. Mit Menschen, die bereit und willens waren, sie aufzunehmen. Und mit dem gesetzlichen Recht, sie aufzunehmen. Und keinem von ihnen wurde diese Möglichkeit von der ICE gewährt.“

Homan trat in der Sendung „Face the Nation“ auf. Er wiederholte Rubios Behauptung, dass die Mütter sich entschieden hätten, ihre Kinder mitzunehmen. „Kein Kind mit US-Staatsbürgerschaft wurde abgeschoben“, sagte Homan. „Abgeschoben bedeutet, dass dies von einem Einwanderungsrichter angeordnet wurde.“

Politische und gesellschaftliche Folgen der Kinderabschiebungen

Ein Bundesrichter in Louisiana hat eine kurze Verfügung erlassen, in der er fragt, warum die Trump-Regierung die zweijährige V.M.L. nach Honduras geschickt hat. Obwohl ihr Vater versucht hatte, die Abschiebung seiner Tochter zu verhindern.

„Die Regierung behauptet, dass alles in Ordnung sei. Weil die Mutter möchte, dass das Kind mit ihr abgeschoben wird“, schrieb Richter Terry Doughty. ‚Aber das weiß das Gericht nicht.“

Doughty setzte eine Anhörung für den 16. Mai an. Er erklärte, er habe den „starken Verdacht, dass die Regierung gerade einen US-Bürger ohne sinnvolles Verfahren abgeschoben hat“. Und bekräftigte, dass es „illegal und verfassungswidrig ist, einen US-Bürger abzuschieben“.