Blur kehren in Wembley als Klassiker zurück

Damon Albarn ist mit seiner Band wieder da - live, in 2D und mit einem wehmütigen, neuen Album.

Ursprünglich klang die Idee, die Generation Britpop im Wembley-Stadion zum rührigen Elterntref zu versammeln, nach einer Einladung zur traurigsten Party der Welt. Doch dann fanden sich bei der bald zur internationalen Tour angeschwollenen Blur-Reunion unverhoft auch die erwachsen gewordenen Kinder jener 20th Century Girls & Boys ein
und sangen aus vollen Kehlen deren melancholische Jahrtausendwechsel-Hymnen mit.

Hatten diese jungen Menschen sich beim Browsen durch das gestreamte Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart tatsächlich in die Nineties verirrt? Und warum hingen sie, die doch angeblich all die sexuell unfluiden,
für das Sterben des Planeten verantwortlichen Altvorderen verachten, plötzlich an den Lippen eines 55-jährigen Damon Albarn?

Sehnsucht nach einer (scheinbar) besseren Ära

„Du bist sehr schön/ But we haven’t been introduced.“ Aber ja doch, sie kannten diese Stimme schon die längste Zeit. Nur hieß sie damals 2D und begleitete als blauhaariger Cartoon-Sänger der Gorillaz ihre Kindheit. Wenn die Entdeckung von Albarns Vorleben als süßer blonder Blur-Frontboy in der Generation Z die Sehnsucht nach einer durch späte Geburt verpassten, scheinbar besseren Ära weckte, sollte das der Generation X eigentlich bekannt vorkommen.

War Britpop nicht einst von genau derselben Sehnsucht nach den Sixties beseelt gewesen? Dass Blur es auch noch schaften, auf ihrem Comeback-Album „The Ballad Of Darren“ diese kollektive Wehmut würdig zu vertonen, ist eine jener magischen Ironien, die nur der beste Pop zustande bringt.

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