Bloc Party spielen ihr Debütalbum „Silent Alarm“ live – auch in Deutschland

Die Band um Sänger Kele Okereke zelebriert die Songs von „Silent Alarm“ in sechs europäischen Städten und schaut auch in Berlin vorbei.

Komplette Platten auf Konzerten zu spielen ist nicht wirklich ein neuer Trend. Patti Smith hat es schon getan. Bruce Springsteen („The River“) und U2 („The Joshua Tree“) haben sogar eine eigene Tour daraus gemacht. Neu hingegen ist, dass Bands, die noch nicht einmal 20 Jahre zusammen sind, bereits auf den Retro-Zug aufspringen. Oder ist die Live-Darbietung einer kompletten LP eher eine liebevolle Verneigung vor der Kunstform des Albums, das in Zeiten von Spotify und Co. auszusterben droht?

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Nun wollen auch Bloc Party daran erinnern, dass sie einst eine ziemlich makellose Debütplatte rausgehauen haben. Die Band um Sänger Kele Okereke wird im Oktober 2018 „Silent Alarm“ in voller Länge auf einer eigenen Europa-Tournee spielen, wie die Musiker am Montag (19. März) auf Facebook bekannt gaben. Ein Jubiläum ist es allerdings nicht, liegt die Veröffentlichung doch gerade einmal 13 Jahre zurück.

Bloc Party im Jahr 2005
Bloc Party im Jahr 2005

„Silent Alarm“ live: Bloc Party spielen Konzert in der Columbiahalle in Berlin

Die Mini-Tour startet am 15. Oktober in Amsterdam und führt Bloc Party nur drei Tage später auch nach Berlin in die Columbiahalle. Tickets gibt es ab Freitag (23. März).

Mit neuer Besetzung (Schlagzeuger Matt Tong, der viel zu dem kristallklaren Klang der frühen Bloc Party beitrug, und Bass-Spieler Gordon Moakes sind schon längst nicht mehr dabei) brachte die Gruppe zuletzt 2016 den Longplayer „Hymns“ heraus. An die Erfolge aus der Vergangenheit konnten Bloc Party aber weder künstlerisch noch kommerziell anknüpfen.


Für Nostalgiker gibt es hier die Original-ROLLING-STONE-Rezension zu „Silent Party“ von Bloc Party 

Bring deinen Körper auf die Bloc Party und believe the hype, denn es ist alles wahr, was man sich auf den Fluren hinter zittriger Hand zuflüstert! So früh im Jahr konnte man selten einen ersten Eintrag in die „Bestes Album“-Spalte des Jahrespolls verzeichnen. Doch der Reihe nach: Bloc Partys Single „Helicopter“ ließ Ende letzten Jahres bereits aufhorchen, und als Vorgruppe von Interpol konnte man Großbritanniens serious block, Sänger Kele Okereke, und seine Männer schon beim Show-Stehlen beobachten. Die ganze Pracht entfaltet sich allerdings erst jetzt, nämlich auf voller Album-Länge.

Bloc Party - Silent Alarm
Bloc Party – Silent Alarm

„Silent Alarm “ ist ein einziger kreativer Spasmus, ein Brückenschlag zwischen New York 79, UK ’83, ja sogar der NDW und nicht zuletzt dem Besten von heute. Macht das Werk beim ersten Hören noch etwas nervös, erschließen sich beim dritten, vierten Durchlauf die wunderschönen Texturen unter der eigenwilligen Rhythmik. Sirenengleiche Gitarrenläufe (hallo, The Edge!), ein hyperaktiver Bass, von düsentriebscher Erfindungsgabe beseelte Drums (hallo, Robert Görl!) – und das alles in satte Hits modelliert.

Der Refrain von „Like Eating Glass“ verfolgt dich bis unters Kopfkissen, das Gitarren-Solo aus „Positive Tension“ bringt jede Discokugel zum Implodieren, und wenn Kele in „Price Of Gas“ (Dick Dale meets DAF meets Gary Numan) „We’re gonna win this“ singt, sich dabei nicht recht zwischen „Three imaginary Boys“ und „Outlandos d‘ Amour“ entscheiden kann, dann ist diese Zeile so unumstößlich wahr wie der Album-Titel absurd.

Selten zuvor waren Liebeslieder so tanzbar, waren New-Wave(!)-Hits so tief. Beweg deinen Arsch… und dein Herz wird folgen.

Von Ingo Scheel 

Phillip Massey FilmMagic
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