Die 100 besten Musikerinnen aller Zeiten: Diana Ross – Essay von Antonio „L.A.“ Reid
Sie ebnete den Weg für die Janet Jacksons und Madonnas dieser Welt.
Seit fast 30 Jahren – letztlich meine ganze Karriere – suche ich nach einer neuen Diana Ross, und ich befürchte, ich habe noch eine längere Suche vor mir. Sie war hinreißend, sie war gertenschlank und hatte diese wundervollen Haare. Und vor allem: Sie hatte Glamour. Alles an ihr – das Aussehen, die Aura, ihr Verhalten – signalisierte den Star.
Die Supremes waren der Inbegriff des Motown-Sound. Man sagt, dass Diana einfach Glück gehabt habe, weil ihr all diese wundervollen Songs auf den Leib geschrieben wurden. Natürlich waren Holland-Dozier-Holland begnadete Songschreiber. Und wie wir alle wissen, waren die heimlichen Helden die Funk Brothers, Motowns Hausband. Sie nahmen diese großartigen Songs und gaben ihnen das klangliche Gesicht: „Where Did Our Love Go“, „Baby Love“, „Come See About Me“, „Stop! In The Name Of Love“, „I Hear A Symphony“. Zur damaligen Zeit dachten wohl viele Leute, es seien Fließbandprodukte, aber inzwischen wissen wir alle, dass es kleine Meisterwerke waren. Sogar die Intros waren einzigartig und besaßen ihre individuellen Hooks, die man nicht mehr aus dem Kopf bekam. Und natürlich gab es bei den Supremes noch zwei andere Sängerinnen, Mary Wilson und Florence Ballard, deren Beitrag nicht unterschätzt werden sollte.
Aber am Ende des Tages war es Dianas Stimme, bei der ich eine Gänsehaut bekam. Sie sang nicht wie Aretha Franklin, sondern war die große Stylistin, die einem Song ihren Stempel aufdrückte. Wenn sie „Where did our Love go?“ fragte, glaubte man die Verzweiflung in ihrer Stimme zu hören.
Bis zum heutigen Tag glaube ich, dass sie noch immer in die gegenwärtige Musiklandschaft passen würde. Sie ebnete den Weg für die Janet Jacksons und Madonnas dieser Welt. Noch immer bitte ich Sängerinnen im Studio, einen Song „wie Diana Ross zu singen“. Bis heute hat es noch keine geschafft.