Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Carl Perkins – Essay von Tom Petty

Wer Rock’n’Roll aus den Fifties spielen will, spielt entweder Chuck Berry – oder er spielt Carl Perkins.

Seine Songs werden uns alle überleben. Auf Tracks wie „Blue Suede Shoes“ und „Honey Don’t“ übernahm er das traditionelle Country-Picking, übersetzte es aber in Rock’n’Roll. Und diese Innovationen auf der Gitarre werden bleiben: Wer Rock’n’Roll aus den Fifties spielen will, spielt entweder Chuck Berry – oder er spielt Carl Perkins.

Angesichts seiner Bedeutung für die Entwicklung der Rockmusik ist es erstaunlich, wie wenige Leute ihn wirklich kennen. Aber immerhin kannten ihn die wichtigen. Die Beatles nahmen fünf seiner Songs auf. Carl war so echt, wie man nur echt sein konnte – ein Rockabilly-Cat, wie er im Buche steht. Er erzählte mir, dass er noch Baumwolle gepflückt hat und den Blues von einem alten schwarzen Feldarbeiter lernte. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam, übte er Country-Sachen wie Roy Acuff auf der Gitarre, um dann aber die Noten zu dehnen – so wie er es vom Blues gelernt hatte. Er muss seinen Vater damit wohl auf die Palme getrieben haben. „Spiel die Sachen vernünftig, Junge“, habe er ihm gesagt, „oder spiel sie gar nicht.“ Aber für Carl war es eine organische Entwicklung, die nicht mehr rückgängig zu machen war. Er ging mit seiner Musik in die Honkytonks – und das waren noch richtige Honkytonks, wo das Bier aus großen Krügen getrunken wurde.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Als „Blue Suede Shoes“ gerade ein Hit zu werden schien und Carl in die „Ed Sullivan Show“ eingeladen wurde, hatte er einen schweren Autounfall auf dem Weg ins Studio. Elvis coverte den Song und schöpfte die Sahne ab. Viele Leute wissen auch nicht, dass er zehn Jahre lang mit Johnny Cash auf Tour spielte. Irgendwann in den Sechzigern hatte er dann ein Alkoholproblem und stellte die Gitarre zeitweise zur Seite, kam zum Glück aber doch aus seinem Loch wieder heraus.

Carls Witz und Wärme schlugen sich auch in seiner Musik nieder. Er war nicht der Typ, der sich selbst auf die Schulter klopfte. Als wir in den Neunzigern mal mehrere Konzerte im Fillmore spielten, überredete ich ihn, einmal mit uns auf die Bühne zu kommen. Vor dem Gig war er furchtbar aufgeregt: „Die Leute werden gar nicht wissen, wer ich bin.“ Ich sagte ihm: „Carl, sie werden dich lieben.“ Und als er dann auf der Bühne stand, blies er sie alle weg.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates