Ende, aus: Der Echo wird abgeschafft

Der Echo-Skandal und die damit einhergehenden Rückgaben von Preisen ließen den Verantwortlichen keine Wahl: Der Echo ist Geschichte. Gleichzeitig kündigt der BMVI einen „Neuanfang“ an.

Den „Echo“ wird es nicht mehr geben. Das hat der Vorstand des Verbandes der Musikindustrie beschlossen. Der Verand reagierte damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe an das als antisemitisch kritisierte Rap-Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“.

Mehr zum Thema
Echo: Jetzt soll es Kollegah und Farid Bang auch auf Facebook an den Kragen gehen

Der Bundesverband Musikindustrie (BMVI) schrieb in einer Mitteilung, der Echo sei „viele Jahre ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen. Auch steht für den Vorstand außer Frage, dass Deutschland als drittgrößter Musikmarkt der Welt zur genre- und generationsübergreifenden Auszeichnung von Künstlerinnen und Künstlern weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht. Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird. Das um den diesjährigen ECHO herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole.“

Mehr zum Thema
Echo-Nachtreten: Kollegah verhöhnt Campino als „Zitteraal“ und „Flattermann“

Gleichzeitig ist von einem „Neuanfang“ die Rede. In der Stellungnahme heißt es, dass der Musikpreis noch eine Chance habe: „Für die Konkretisierung der Änderungen wird sich der Vorstand die erforderliche Zeit nehmen. Mit dem erklärten Ziel, den neuen Preis im Sinne aller Künstler sowie der gesamten Branche zu gestalten, soll es im Juni einen Workshop geben, um möglichst viele Ideen und Erwartungen aus der Branche beim Prozess der Neugestaltung einzubeziehen. Gleichzeitig ist der BVMI bereits an Institutionen herangetreten, um die gesellschaftlich notwendige Debatte über die Kunstfreiheit und ihre Grenzen mitzugestalten.“

Etliche Stars gaben ihre Echos zurück

Der Echo-Skandal begann damit, dass die Rapper Kollegah und Farid Bang, die in der Stellungnahme indirekt kritisiert werden („Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird“), für ihr Album „Brutal, jung, gutaussehend 3“ überhaupt nominiert wurden. Mit Zeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ standen die beiden in der Kritik. Manche Rezensenten, wie Linus Volkmann für „Musikexpress“, ertrugen den Event nur mit viel bitterem Humor.

Mehr zum Thema
Echo: Moritz Bleibtreu verteidigt Kollegah und Farid Bang

Als einziger Gast bei der Preisverleihung traute sich Campino, die Musiker für ihre Texte zu kritisieren – und wurde kurz darauf von Kollegah auf der Bühne verspottet. Gegen Ende der Verleihung präsentierten die Battle-Rapper auf der Bühne auch noch ihren Song. Es fand statt am 12. April, dem Holocaust-Gedenktag.

Plattenfirma beendet Zusammenarbeit

Schon kurz nach der Gala setzte die Bertelsmann Music Group (BMG)die Zusammenarbeit mit Kollegah und Farid Bang aus. Ein Sprecher teilte mit, dass auf ihrem Label keine weiteren Alben mehr mit den beiden Rappern, denen Antisemitismus, Homophie und Gewaltverherrlichung vorgeworfen wird, geplant ist.

Der „FAZ“ sagte Vorstandschef Hartwig Masuch: „Wir hatten den Vertrag über ein Album. Jetzt lassen wir die Aktivitäten ruhen, um die Haltung beider Parteien zu besprechen“.

Gleichzeitig nahm die BMG die beiden Rapper in Schutz: „Meine Mitarbeiter und ich stehen mit den Künstlern in Kontakt, und die distanzieren sich klar von jeder Form von Antisemitismus. Das tun wir auch“, so Masuch.

Die Entscheidung der Plattenfirma kommt insofern überraschend, als dass sie sich kurz zuvor noch vor Kollegah und Farid Bang gestellt hatte, ohne von einer Pausierung des Plattenvertrags zu sprechen.

Campino

In den Tagen nach der Veranstaltung gaben etliche Stars ihre Echos zurück, darunter Klaus Voormann, Daniel Barenboim und Marius Müller-Westernhagen.

Neuanfang auch bei „Echo Klassik“ und „Echo Jazz“

Die Marke Echo sei so stark beschädigt worden, heißt es weiter in der Mitteilung am Mittwoch, dass man nun einen vollständigen Neuanfang wolle, auch bei „Echo Klassik“ und „Echo Jazz“.

Der Vorstand werde die drei Preise in eine eigene Struktur überführen, die bisher involvierten Gremien würden ihre Tätigkeit einstellen. Die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe würden dabei vollständig verändert – beim neuen Musikpreis solle ab jetzt auch für den Pop-Bereich die Jury stärker in den Vordergrund rücken.

Echo auf Twitter:

X Corp. Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus X Corp.
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

AXEL SCHMIDT AFP/Getty Images
Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates