Neil Young ehrt Ukraine – und stellt sich echtem Hurrikan

Neil Young dichtet Reagan-Ära-Protestsong „Long Walk Home“ für die Ukraine um – das Beach Theatre in Wantagh kämpft derweil mit Ausläufer eines Hurrikan

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Mitten in seinem Set im Jones Beach Theater in Wantagh, New York, setzte sich Neil Young am Samstagabend ans Klavier und spielte seinen Protestsong aus der Reagan-Ära „Long Walk Home“. Zum ersten Mal seit 1989.

Politische Botschaften im Wandel

Die Version blieb größtenteils dem Original von seinem 1987er Album „Life“ treu, doch eine entscheidende Zeile änderte er ab. Statt „From Vietnam to old Beirut…“ sang er nun „From Canada to Old Ukraine…“. Damit stellte Young die Verbindung zu seiner Unterstützung für die Ukraine her. Gemeinsam mit seiner Frau, Schauspielerin Daryl Hannah, engagiert er sich seit Beginn des Krieges öffentlich für das Land. Ursprünglich wollte Young seine „Love Earth Tour“ 2025 in der Ukraine starten. Er sagte die Pläne aber wegen der unsicheren Lage ab.

„Long Walk Home“ war schon 1987 ein deutliches Zeichen, dass Young seine anfängliche Sympathie für Ronald Reagan hinter sich gelassen hatte. 1990 erklärte er gegenüber MTV, er habe zwar einzelne Ideen Reagans gut gefunden. Etwa die Idee der Eigeninitiative in den Gemeinden. Doch mit „Long Walk Home“ und später noch deutlicher mit „Rockin’ in the Free World“ (1989) positionierte er sich klar gegen die konservative Politik.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

„Rockin’ in the Free World“ entstand als direkte Antwort auf George H.W. Bushs Wahlkampfparolen wie „Thousand Points of Light“ und „kinder, gentler nation“ – die Young in bitterer Ironie umdichtete. Beim Jones-Beach-Konzert schloss er den Abend mit eben diesem Song ab, ergänzt durch den Ruf „Take America Back!“, den er bereits im April bei einer Sanders/Ocasio-Cortez-Kundgebung geprägt hatte.

Raritäten und ein überfluteter Graben

Ein weiteres Highlight des Abends war „Singer Without a Song“, das Young zum ersten Mal seit zwölf Jahren spielte. Der Song ist auf keinem Album erschienen und tauchte nur kurz während der Crazy Horse Alchemy Tour 2012–2013 sowie bei einigen Benefizkonzerten auf.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Ungewöhnlich war auch die Situation im Zuschauerraum: Durch die Nachwirkungen des Hurrikans Erin stieg das Wasser im Bereich vor der Bühne langsam an. Der Graben vor der Bühne liegt unterhalb des Meeresspiegels, weshalb den Fans mit Stehplatzkarten alternative Sitzplätze angeboten wurden. So entstand das seltene Bild eines leeren, sich füllenden Pits direkt vor der Bühne, während Young spielte.

Tour geht weiter

Die „Love Earth Tour“ setzt Young am Montag am historischen Ort von Woodstock in Bethel, New York, fort – diesmal hoffentlich ohne Überflutung.

Andy Greene schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil