„Play“: Ed Sheeran macht weiter – aber es bleibt das alte Lied

Ed Sheerans Album „Play“ flirtet mit globalen Klängen, bleibt aber bei Balladenrezepten hängen – wenig echte Weiterentwicklung.

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Auf dem zuckergussrosa Cover seines achten Studioalbums „Play“ erklärt Ed Sheeran seine Ziele für das Projekt in einer schriftlichen Botschaft. „Mein Play bedeutet, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Play ist farbenfroh. Play ist Tanzen. Und Play ist nostalgisch.“ Kann ein Album die Vergangenheit hinter sich lassen und gleichzeitig nostalgisch sein? Ed hofft es jedenfalls.

Die stärksten Momente auf „Play“

Im Opener, passenderweise „Opening“ genannt, zieht der Multi-Platin-Singer-Songwriter eine klare Linie. Und lässt die emotionalen Kämpfe des 2023 erschienenen „− (Subtract)“ hinter sich. Stattdessen wendet er sich süd- und westasiatischen Rhythmen zu. Und schafft eine Fusion aus tanzbaren, optimistischen Popsongs, die die heitere Stimmung des Titels und des Covers widerspiegeln. Doch wie versprochen, ist „Play“ auch stark in Erinnerungen verwurzelt. Sheeran verbringt den Großteil des Albums damit, zu den Singer-Songwriter-Balladen zurückzukehren, die ihn berühmt gemacht haben. Für ein Projekt, das angeblich nach vorne schauen will, wirkt das etwas widersprüchlich.

Am spannendsten sind die kulturübergreifenden, experimentellen Songs, in denen Sheeran eine neue Pop-Welle trifft. „Sapphire“ lebt von einem glänzenden, unwiderstehlichen Rhythmus dank des iranisch-schwedischen Produzenten Ilya und Unterstützung des indischen Megastars Arijit Singh. Ebenso hat die verführerische Tanznummer „Symmetry“ einen pumpenden Beat, der jeden zum Tanzen bringt. Auch wenn man den Hindi-Refrain nicht versteht. Doch meist ist Sheeran bei diesen Weltmusik-Ausflügen weder George Harrison noch Paul Simon. Tracks wie „Azizam“ und „Don’t Look Down“ wirken deplatziert. Einfach, weil ihre hellen Sitar- und Flötenklänge gegen die melancholischeren, akustisch geprägten Stücke von „Play“ ankämpfen.

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Größtenteils findet Sheeran aber zu seiner Balladenform zurück. Abgesehen vom Rap-Part in „Opening“, der an frühe Karrieremomente wie „You Need Me, I Don’t Need You“ (2011) erinnert, und dem nachdenklichen Folkstück „Old Phone“, reist Sheeran musikalisch höchstens zurück ins Jahr 2017 und zu Divide. „Camera“ ist eine kitschige Hymne im Stil von „Perfect“, die künftige Hochzeits-Playlists dominieren dürfte, während „The Vow“ mit souligen Jazz-Anleihen und Hallmark-Texten („I thank the broken road that led me to you“) fast schon wie ein Rascal-Flatts-Song klingt. Nicht alles misslingt: In „In Other Words“ und „Slowly“ zeigt Sheeran einmal mehr sein Talent für detailverliebtes Songwriting in sanften Balladen.

Fazit: Viel Altbekanntes

Unterm Strich liefert „Play“ trotz kleiner Ausflüge in globalere Sounds doch wieder das altbekannte, radiotaugliche Singer-Songwriter-Programm, das Sheeran seit 15 Jahren prägt. „Been a long time on top, but I ain’t complacent/ If I look down, I can see replacements“, rappt er in „Opening“. Ironischerweise zeigt sich ausgerechnet im heutigen Pop-Umfeld, in dem zahlreiche Balladeure im Fahrwasser von Sheeran – wie Alex Warren und Teddy Swims – unterwegs sind, dass ausgerechnet er selbst keinen Weg findet, seine Musik wirklich weiterzuentwickeln.

Maya Georgi schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil