Radiohead: Thom Yorke reagiert erneut (ablehnend) auf Protest gegen Israel-Konzert

Der Frontmann von Radiohead reagierte in einem Interview auf die deutliche Botschaft von Filmemacher Ken Loach, der die Band in einem Statement aufrief, ihren kommenden Gig in Tel Aviv zu streichen.

Ken Loach schrieb am Wochenende in einem offenen Brief in der britischen Zeitung „The Independent“: „Radioheads sture Ablehnung, sich mit der Kritik an dem irrsinnigerweise in Tel Aviv angesetzten Konzert auseinanderzusetzen, macht auf mich den Eindruck, als wollten sie nur eine Seite wahrnehmen – und zwar jene, die Apartheid unterstützt…Radiohead müssen sich entscheiden, ob sie auf der Seite der Erpresser oder der Erpressten stehen wollen.“

Mehr zum Thema
Die 25 besten Songs von Radiohead
Der britische Regie-Veteran und mehrfache Preisträger der Goldenen Palme (zuletzt gewann sein Sozialdrama „Ich, Daniel Blake“ 2016 den Hauptpreis beim Filmfestival in Cannes) verschickte einen Link des Artikels auf Twitter an Thom Yorke. Nun hat der Sänger auf die nicht ganz so charmante Redeaufforderung reagiert.

X Corp. Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus X Corp.
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

„In einem Land aufzutreten bedeutet nicht, dass man die Politik der Regierung unterstützt“, so Yorke. „Wir spielen in Israel schon seit 20 Jahren und haben dabei mehrere Regierungen kommen und gehen gesehen, einige liberaler, andere weniger. Genauso ist es in Amerika. Wir billigen Netanjahu genauso wenig wie Trump, trotzdem treten wir noch in den USA auf.“

Protest bei Konzert von Radiohead in Glasgow

Vergangenen Freitag hatte ein Gig Radioheads beim TRNSMT Festival in Glasgow (Schottland) für Aufsehen gesorgt, weil einige Aktivistengruppen (Glasgow Palestine Action, Glasgow Palestine Solidarity Campaign und Radiohead-Fans, die sich für die Aktion mit den Demonstranten solidarisierten) palästinensische Flaggen im Publikum schwenkten. Ziel war es, die Briten daran zu hindern, in der kommenden Woche in Tel Aviv zu spielen. Yorke soll daraufhin nach Angaben von Fans, die in der ersten Reihe gestanden haben, deutlich die Worte „Some fucking people!“ gesagt haben. Außerdem wird behauptet, dass er kurzzeitig den Mittelfinger erhob.

Pro-Palästina-Aktivisten beim Konzert von Radiohead in Glasgow
Pro-Palästina-Aktivisten beim Konzert von Radiohead in Glasgow

Vor einigen Wochen hatten zahlreiche Künstler – darunter auch Ken Loach und Roger Waters – Radiohead mit einem offenen Brief dazu aufgerufen, sich an dem auch von vielen anderen Musikern unterstützten kulturellen Boykott Israels zu beteiligen, um damit der israelischen Regierung zu signalisieren, dass die Unterdrückung der Palästinenser ein Ende haben muss und die Gründung eines palästinensischen Staats vorangetrieben werden sollte.

„Musik, Kunst und Wissenschaft haben die Aufgabe, Grenzen zu überwinden.“

Wochenlang hatte die Band nicht darauf reagiert, bevor Thom Yorke in einem Interview mit der US-Ausgabe des „ROLLING STONE“ mit deutlichen Worten kritisierte, dass die Musiker immer noch selbst entschieden, wie sie mit solchen politischen Fragen umgehen. Außerdem beklagte der 48-Jährige die seiner Meinung nach schädliche Wirkung des Boykotts, weil sie einen Dialog zwischen den einzelnen Parteien eher unterbinde als fördere.

Kein wissenschaftlicher Austausch

Mehr zum Thema
Quentin Tarantino dreht Film über die mordende Manson-Familie
Teil des kulturellen Embargos ist nicht nur der Verzicht auf kulturelle Veranstaltungen in Israel selbst, sondern auch eine Unterbindung akademischen Austauschs. So wird Professoren aus dem Land beispielsweise untersagt, in Großbritannien Vorlesungen oder Vorträge zu halten.

Auch das erwähnte Thom Yorke noch einmal in seiner Reaktion auf Loachs Tweet: „Musik, Kunst und Wissenschaft haben die Aufgabe, Grenzen zu überwinden und nicht sie erst zu errichten, es geht um Aufgeschlossenheit und nicht Verbohrtheit, um das Teilen von Menschlichkeit, Dialogbereitschaft und die Freiheit, sagen zu dürfen, was man denkt.“

ANDY BUCHANAN AFP/Getty Images
Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates