Ranking: Die 10 besten Alben von Kiss

Die absolute Crème de la Crème von Kiss.

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Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums sind Jahrzehnte vergangen. Und fast genauso lange streiten sich Musikfans darüber, ob das geschminkte Kiss-Quartett aus New York City nun Rock-&-Roll-Götter oder bloß falsche Propheten auf Plateauschuhen sind.

2014 wurde die Band – in der Originalbesetzung mit Paul Stanley, Gene Simmons, Ace Frehley und Peter Criss (alias Starchild, Demon, Spaceman und Catman) – in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Dies schien zumindest vorübergehend einen Waffenstillstand zwischen der Kiss-Armee und den Kritikern herbeizuführen.

Eines steht fest. Hinter Make-up und Merchandisebergen steckt ein glitzernder Haufen sehr, sehr guter Musik. You want the best? You got the best. Hier sind die Top 10 Alben (Soloprojekte nicht mitgezählt) der Band, die viele für die „Hottest Band in the World“ halten – gestern, heute, für immer.

10. „Hot in the Shade“ (1989)

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Wenn Fans das beste Kiss-Album der No-Make-up-Ära wählen sollen, nennen sie meist entweder das erste – Lick It Up von 1983. Oder das letzte: Revenge von 1992. Doch während ersteres mit einem großartigen Titeltrack glänzt und ansonsten wenig bietet, und letzteres etwas zu sehr bemüht hart klingen will, steht Hot in the Shade als überraschend solides Hardrock-Werk der späten Achtziger auf eigenen Beinen.

Ironischerweise gehört es zu den übersehensten Alben von Kiss. Obwohl es mit „Forever“, einer Zusammenarbeit von Paul Stanley und Michael Bolton, den größten Hit dieser Ära hervorbrachte. Zwar ist die Tracklist mit 15 Songs zu lang. Aber einige Höhepunkte bestehen den Test der Zeit. Etwa der Slide-Gitarren-unterstützte Opener „Rise to It“ (mit Video, in dem Stanley und Simmons erneut das ikonische Make-up anlegen). Das antreibende „Silver Spoon“. Der von Eric Carr gesungene Track „Little Caesar“. Und die erste Single „Hide Your Heart“. Ein Song, der so gut war, dass er gleich dreimal aufgenommen wurde. Von Kiss, der walisischen Sängerin Bonnie Tyler und interessanterweise Ace Frehley.

9. „Alive II’“ (1977)

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Dieses Album erschien nur zwei Jahre nach Alive!. In der Zwischenzeit hatte Kiss, trotz intensiver Tourneen, drei weitere Studioalben veröffentlicht. Alive II, erneut ein Doppelalbum, wiederholt das Erfolgsrezept des Vorgängers. Aber mit einem komplett neuen Songset. Wodurch es womöglich das letzte Mal ist – wenn man annimmt, dass das Album ein einzelnes Konzert repräsentiert –, dass die Band „Rock and Roll All Nite“ nicht spielte.

Indem Kiss nichts von pre-Alive! aufnahm, demonstrierten sie auch, wie viel großartiges Material sie in kürzester Zeit produziert hatten. Darunter „Detroit Rock City“, „King of the Night Time World“, „Shock Me“, „Love Gun“ und „Shout It Out Loud“. Die vierte Seite, bestehend aus Studioaufnahmen und einem Cover, wirkt überflüssig. Sie enthält aber mit „Rocket Ride“ einen echten Geheimtipp. Eine Frehley-Komposition mit rotzigem, phasenreichem Gitarrenriff und typisch taumelndem Ace-Gesang.

8. „Rock and Roll Over’“ (1976)

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Nach den Studio-Exzessen von Destroyer entschied sich Kiss, ihren Sound wieder zurückzuschrauben. Sie engagierten Eddie Kramer, Produzent von Alive! und dem Kiss-Demo von ’73. Und nahmen in einem alten Theater nördlich von New York auf, um ein „Live“-Feeling einzufangen. Das Ergebnis: Rock and Roll Over. Schlanker, härter. Die zehn Songs glänzen mit Simmons’ „Calling Dr. Love“ und Stanleys „Makin’ Love“.

Letzteres mit einem Gitarrenriff, das entfernt an Aerosmiths „Toys in the Attic“ erinnert. Der größte Erfolg war aber eine Strategie, die sich bereits auf Destroyer bewährt hatte. Peter Criss als Leadsänger. Diesmal bei „Hard Luck Woman“, einer akustischen, „Maggie May“-artigen Ballade, die Stanley ursprünglich Rod Stewart anbieten wollte. Wie schon bei „Beth“ wurde daraus ein Top-20-Hit.

7. „Creatures of the Night“ (1982)

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Nach dem Disco-Ausflug Dynasty, dem Softrock von Unmasked und dem Konzeptalbum-Fehlschlag Music from „The Elder“ galt Creatures of the Night als Rückkehr zu alter Form. Tatsächlich markierte das Album die Geburt einer neuen, metallisch glänzenden Kiss-Version der Achtziger. Eric Carr, nun fester Bestandteil der Band, zeigte sich als energischer und dominanter Schlagzeuger im Vergleich zu Peter Criss.

Frehley war zwar noch auf dem Cover zu sehen. Aber längst ersetzt – durch eine Gitarrenriege um Vinnie Vincent. Das Ergebnis: weniger Party, mehr Wucht. Titel wie der treibende Opener, das hymnische „I Love It Loud“ (mit „We Will Rock You“-artigen Chor-Vocals) und das stampfende „War Machine“ zeigen Kiss auf Augenhöhe mit nahezu jeder Hardrock- oder Metal-Veröffentlichung des Jahres.

6. „Dressed to Kill“ (1975)

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Songwriterisch vielleicht nicht ganz so stark wie Hotter Than Hell, dafür fokussierter und klanglich ausgereifter. Und vor allem: fröhlicher – Tracks wie „Love Her All I Can“, „Room Service“, „Anything for My Baby“ und das abschließende „Rock and Roll All Nite“ sind reine Powerpop-Ekstase. Ein Album wie gemacht für die Bühne. Was auch kein Wunder ist. Charts-Erfolg war zwar noch in weiter Ferne, aber live wurde Kiss zunehmend zur Sensation. Kein Zufall also, dass gleich mehrere Songs Tourleben und Groupie-Erlebnisse feiern – etwa Simmons’ „Ladies in Waiting“ oder Stanleys „Room Service“, in dem der Starchild in Hotelzimmern, Flugzeugen und sogar zu Hause mit einer „sweet sixteen, lookin’ hot and mean“ Spaß hat. Bis plötzlich ihr Vater auftaucht.

5. „Hotter Than Hell“ (1974)

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Die Produktion (und das Cover) lassen zu wünschen übrig. Das Album floppte anfangs. Doch Hotter Than Hell enthält zahlreiche Kiss-Klassiker. Titeltrack und „Got to Choose“ liefern erstklassige Riffs mit einem Glam-Groove, der dadurch verstärkt wird, dass beide Songs klingen, als würde die Band in Zeitlupe spielen. Frehleys „Parasite“ und „Strange Ways“ zeigen eine härtere Gangart. So sehr, dass sie später von Anthrax bzw. Megadeth gecovert wurden. Und dann wäre da noch Simmons’ „Goin’ Blind“, so düster und schleppend, dass gleich zwei Grunge-Bands – die Melvins und Dinosaur Jr. – es in den frühen Neunzigern neu interpretierten.

4. „Love Gun“ (1977)

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Das letzte Studioalbum der goldenen Ära. Bevor Soloalben, Disko-Elemente, Mitgliederwechsel und Konzeptabenteuer begannen. Und doch: Love Gun enthält nicht nur großartige Songs wie das eröffnende „I Stole Your Love“. Oder den Titeltrack. Es ist auch ein echtes Bandprojekt. Erstmals singen alle vier Mitglieder Lead-Vocals (Frehleys „Shock Me“ ist ein Highlight – siehe Buckcherrys „Lit Up“, quasi ein Rip-off) und helfen sich auch instrumental. Stanley spielt Lead-Gitarre und Bass. Simmons Rhythmusgitarre. Produzent Eddie Kramer greift bei „Christine Sixteen“ sogar selbst in die Tasten. Ein Ein-Akkord-Piano, „gespielt wie ein Neandertaler“, so Kramer über Genes Coaching.

3. „Destroyer“ (1976)

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Nach Alive! schlugen Kiss mit Destroyer einen völlig neuen Weg ein. Hin zu aufwändig produzierten Studio-Sounds. Mit Bob Ezrin (Alice Cooper, Lou Reed) wurden Streicher („Beth“), Autounfallgeräusche („Detroit Rock City“) und Kinderchöre („Great Expectations“) integriert. Dazu das Simmons-Markenzeichen „God of Thunder“ (von Stanley geschrieben), „Shout It Out Loud“ und das explosive „King of the Night Time World“. Kiss auf dem Zenit. Auch wenn Risse sichtbar wurden. Session-Gitarrist Dick Wagner musste bei „Sweet Pain“ und „Beth“ einspringen, weil Ace Frehley nicht im Studio auftauchte.

2. „Alive!’“ (1975)

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Schon das Cover war spektakulär. Auch wenn das Album nicht ganz so „live“ ist, wie es scheint. Aber Illusion war schon immer Teil der Kiss-Magie. Mit Alive! brachten sie das komplette Live-Erlebnis Explosionen, Lichter, Feuer, Blut, Make-up – direkt in die Jugendzimmer. Die Tracklist ist ein Best-of der ersten drei Alben. Mit aufgedrehten Tempi und lautem Publikum, das die schwachen Studiofassungen – vor allem vom Hotter Than Hell-Material – übertönt. Die Version von „Rock and Roll All Nite“ mit ikonischem Ace-Solo gilt heute als die ultimative Variante.

1. „Kiss“ (1974)

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Das Debütalbum sprüht vor Energie und Enthusiasmus. Sogar mehr als das gefeierte Alive!. Und jeder Song sitzt (ja, auch die Nachpressung mit dem süßlichen Cover von „Kissin’ Time“). Der Opener „Strutter“, ein Glam-Pop-Stück von Stanley/Simmons, ist vielleicht der stärkste Kiss-Song überhaupt. Direkt dahinter folgt „Nothin’ to Lose“ mit melodischem Basslauf, Beatles-esken Harmonien und Gesangswechseln zwischen Demon, Starchild und Catman. Eine Hymne über… sagen wir mal: alternative Wege zur Liebe. Der wahre „Love Theme from Kiss“.