Ranking: Die schlechtesten „The Walking Dead“-Charaktere

Sehen Sie hier: die schlechtesten Figuren aus der TV-Umsetzung von „The Walking Dead“. Mit Tyreese, Tara, Jadis und Andrea.

„The Walking Dead“ ist zunächst eine Horror-Serie, dann eine Action-Serie, zuletzt eine Drama-Serie – die sich für Charakterentwicklungen immer weniger interessiert. Nur so ist zu verstehen, wie krude einzelne Figuren je nach Blut-und-Baller-Erfordernis verformt werden, damit sie in die Story passen. Carol Peletier als Beispiel für einen Charakter, den keiner mehr nachvollziehen kann: von der geschlagenen Hausfrau zur Killerin zur Gärtnerin, die Gewalt nicht mehr erträgt. Warum kann sie das dann nicht erklären?

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Deshalb ist es auch kein Wunder, dass vor allem solche Figuren am besten funktionieren, die entweder auf sehr hohem Niveau stagnieren (Michonne), oder bei denen in jeder Szene zu spüren ist, dass sie Verlusten nachtrauern (Shane, The Governor). Eine Übersicht der besten „TWD“-Persönlichkeiten finden Sie hier.

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In das folgende Ranking fließen daher nicht Charaktere ein, die von Anfang an uninteressant sind, wie der von vielen Fans verlachte T-Dog. Sondern solche, die sich am unglaubwürdigsten entwickelt haben, oder, wenn es für sie eine Vorlage gab, am schlechtesten aus dem Comic übertragen wurden. Die folgende Liste geht aktuelle von 11 (schlecht) bis 1 (grottenschlecht).

ROLLING-STONE-Ranking: Die schlechtesten „The Walking Dead“-Charaktere

11. Lizzie Samuels/Mika Samuels (Brighton Sharbino/ Kyla Kenedy)

Das „Annoying Kid“-Syndrom ist ein bei Produzenten gefürchtetes, nicht berechenbares Phänomen. Es geht um junge Menschen, die man nicht beschützenswert findet, sondern die einem einfach nur auf die Nerven gehen. So wie diese beiden Kinder, Lizzie und Mika. Die Serienmacher wollten an den zwei Mädchen eine Gewalttheorie untersuchen: Wie wirkt sich das Überleben unter Zombies aus, greifen Kinder selbst zur Gewalt?

Während ihrer Zeit im Gefängnis sind die Geschwister noch recht unbedeutend, erst nach der Flucht beginnt eine Odyssee, während der – man traut sich kaum das zu schreiben – ihr Ende, wenn auch nicht ihr Tod, schnell herbeigesehnt wird. Die psychotische Lizzie kann zwischen Untoten und Lebenden nicht unterscheiden, für sie sind alle Kreaturen, die sich bewegen, lebend. Früh dämmert einem, dass Lizzie den Beweis dafür erbringen könnte, indem sie ihre jüngere Schwester tötet. Sie ist sich ja sicher, dass sie dann zurückkehrt. Big Sis macht also in einer Tour Probleme.

Aber muss man die psychisch Kranke deshalb beseitigen? Als kontrovers gilt die Entscheidung der mütterlichen Carol, Lizzie sicherheitshalber zu töten, bevor sie noch mehr Menschen umbringt. Es demonstriert ihre Abkehr vom Glauben, dass junge Menschen sich ändern können – ob sie krank sind oder nicht. Geht Carol später nochmal auf diese sinnlose Hinrichtung ein? Natürlich nicht. Lesen Sie deshalb bitte weiter (bis mindestens Platz zwei).

10. Tara Chambler (Alanna Masterson)

Eine der vielen Figuren, deren Potential nicht ausgereizt wird. Wer war sie im früheren Leben? Das gab Tara sicherlich schon mal bekannt, nur hat sich das keiner gemerkt. Sie ist von allen Heldinnen die größte Stichwortgeberin – eine Helfershelferin, wenn andere in Not waren, Glenn oder Maggie. Erst in der siebten (!) Staffel erhielt die Ex-Polizeischülerin, von der kein Zuschauer mehr weiß, dass sie Ex-Polizeischülerin ist (auch wir mussten ihre Bio nachgeschlagen), zumindest für eine Episode die tragende Rolle.

In der Folge „Swear“ trifft sie auf eine nur von Frauen geführte Gemeinde, und dort überrascht ihre Figur durch Slapstick-Einlagen und One-Liner. Eine Facette, die vier Seasons lang in keiner Weise von ihr zu erahnen war. Es verstört vielleicht – verärgern tut es auf jeden Fall. Die Serienmacher hätten dieser unterdrückten Figur viel früher Raum zur Entfaltung geben müssen.

09. Sasha Williams (Sonequa Martin-Green)

Ok. Wo kommt Sasha nochmal her? Hatte sie vor der Apokalypse einen Freund? Was war ihr Job? Auch hier haben wir nachgeschlagen: Sie war Feuerwehrfrau. Hm. Und nun? Wir begleiten sie mittlerweile seit fast fünf Staffeln, dennoch gehört Sasha zur Manövriermasse der „TWD“-Figuren. Was wissen wir denn? Sie schießt gerne. Aber an keiner Story-Entwicklung war sie maßgeblich beteiligt, meistens ist sie die begleitende Freundin von Maggie.

Tyreese (kommt noch in der Liste) war ihr Bruder, nach seinem Tod hatte sie getrauert; Bob (kommt auch noch) war so etwas wie ihr Partner, auch da hatte sie getrauert. Vielleicht, um sie überhaupt irgendwie noch unterzubringen und zu jemandem in Beziehung zu setzen, wurde sie dann zur Liebschaft von Abraham. Auch der ist verstorben. Was geht gerade in ihr vor? Keiner weiß es, und die „Walking Dead“-Autoren wollen es anscheinend auch nicht darlegen. Ganz, ganz bitter. Ihr Opfertod in Staffel sieben – war er notwendig, oder folgte das vielleicht Williams‘ Wunsch, die Hauptrolle in der neuen „Star Trek“-Serie übernehmen zu können?

08. Bob Stookey (Lawrence Gilliard Jr.)

Der Ex-Armee-Sanitäter war verliebt in Sasha, die beiden haben sich tatsächlich auch mal geküsst. Die Zuschauer unterhielt Bob mit seinen Bemühungen, gegen die Alkoholsucht anzukämpfen – bei jedem Streifzug durch verlassene Läden gelang es ihm stets eine Flasche zu sichern. Dabei konnte es auch schon mal passieren, dass wegen ihm ein anderer draufgegangen ist.

Den „TWD“-Machern ist es nie gelungen, Bob zu einer zentralen Figur zu machen – die Episode „Alone“ (Staffel vier), in der die Einzelgänger-Erlebnisse Bobs geschildert werden, lässt einen seltsam teilnahmslos zurück. Wie zu oft wird der Kampf der Charaktere gegen ihre inneren Dämonen einfach so dargestellt, dass sie auf lange Wanderschaften durch die Wälder gehen.

Mit Bob wurde eine echte Chance verpasst, sich Gedankenspielen zu widmen: Was tun gegen Abhängigkeiten, wenn die Weltordnung eine neue  – und nicht mehr jeder Stoff verfügbar ist?

07. Jadis (Pollyanna McIntosh)

Keine einfache Aufgabe für McIntosh, eine Figur zu verkörpern, die in den Comics nicht existiert. Vielleicht scheitert sie deshalb. Sie und ihre Scavengers sind hochstilisiert, as comic as comic can. Eine auf der Schrotthalde lebende Bicolor-Hipster-Truppe, die sich in Schwarmformationenen fortbewegt und nur das Nötigste redet.

Jadis und ihre lakonischen Scavengers sollen gefährliche Unruhe verbreiten. Ihre Schlagkraft müssen sie jedoch erst noch unter Beweis stellen – abgesehen von einem Verrat an Rick haben diese Müll-Leute noch nicht viel gestemmt. McInstoshs Manierismen garantieren unfreiwillige Komik.

06. Gabriel Stokes (Seth Gilliam)

Wie wir schon sehr oft schrieben, ist der Priester so etwas wie der Hrundi V. Bakshi oder Inspektor Clouseau des „Walking Dead“-Universums. Was er auch unternimmt, er löst zuverlässig eine Vollkatastrophe aus. Lockt Zombies zu seiner Kirche, lässt Gemeinde-Tore offen, so kommen die Untoten überall rein. Wäre alles kein Problem – wenn seine Figur als lustiger Tollpatsch angelegt wäre.

Aber die Autoren konzipierten den Geistlichen als zweifelnde, ängstliche Person. Dennoch wurde zu keiner Zeit wurde versucht, Stokes‘ eine tiefere religiöse Interpretation der Zombie-Apokalypse in den Mund zu legen – eine verpasste Gelegenheit, das Unheil auch mal anders zu deuten. Den Schatten, den er mit sich rumschleppt: Er verbarrikadierte sich einst in seiner Kirche, die Gemeindemitglieder draußen wurden von Untoten gefressen. Mit Abkehr von Gott hat das aber nichts zu tun. Sondern mit schlichter Feigheit. Um so einen ins Ensemble zu holen, müsste man ihn nicht als Geistlichen anlegen.

Stattdessen weiß man jetzt schon: Wann immer dieser Mann die Bildfläche betritt, müssen sich die Menschen um ihr Leben sorgen.

05. Merle Dixon (Michael Rooker)

Merle war als Scheusal in Staffel eins derart überzeugend, dass man ihn nach seinem schnellen Verschwinden augenblicklich vermisst hat – erst in der dritten Season war der Hillbilly, nun mit Armprothese, wieder am Start. Und was für eine Verschwendung: Als Gehilfe des Governors büßt Merle seine Aura der Unberechenbarkeit ein. Er wird zum Helfershelfer degradiert, zum nahezu willenlosen Knappen. Gut möglich, dass die Autoren einfach nicht wussten, wie sie mit zwei Antagonisten gleichzeitig umgehen sollten.

Die Revolte des Brutalos kommt viel zu spät, und sie wirkt erzwungen – als hätte man Merle einfach wegschreiben wollen. Wie genau kam es zu seiner Einsicht, für die falsche Sache gekämpft zu haben? Warum lässt er, der hundertprozentige Rassist, ausgerechnet Michonne davon ziehen? Seine unglaubwürdige Entwicklung ist ein Ärgernis.

04. Andrea (Laurie Holden)

Keiner Figur war im Vergleich zur Vorlage ein kürzeres Leben vergönnt. In den Comics ist Andrea noch immer eine wichtige Stütze, super Scharfschützin, neue Lebensgefährtin von Rick und diejenige, die meist den kühlen Kopf behält, wenn die Gemeinde sich mal wieder Rachefantasien hingeben will. Rick selbst sagt, dass er Andrea mehr liebt, als er Lori je geliebt hatte. Die Apokalypse schweißt zusammen.

In der Serie legt sie zunächst einen guten Start hin, ihre Schuldgefühle gegenüber der verstorbenen kleinen Schwester Amy sind bewegend, ihre Auseinandersetzungen mit Dale auf dem Punkt. Doch als Andrea in Woodbury ihre Affäre mit dem Governor beginnt, streift sie ihre Unabhängigkeit ab und wird zum Anhängsel. Sie will die Wahrheit, die Grausamkeit ihres Geliebten, nicht sehen.

Höhepunkt der Lethargie: Sie kommt zu spät in die Pötte, um sich zu befreien – sie wurde an einen Stuhl gefesselt, vor ihren Augen stirbt ein Infizierter, der sich bald verwandeln würde. Andrea redet lieber mit ihm, bis es soweit ist.

Ihr Tod kommt dennoch überraschend. Wollte Holden sich aus der Serie rausschreiben lassen?

03. Tyreese Williams (Chad Coleman)

In den Comics war Tyreese der erste harte Brocken für Rick. Ein fairer, aber impulsiver Football-Spieler. Während der gemeinsamen Zeit im Zufluchtsort des Gefängnisses schlägt er Rick nicht einmal, sondern gleich zweimal zusammen. Er verliert seine Familie, aber er holt sich Ziehkinder.

Vor allem wurde Tyreese zum ersten großen Toten in den  „Walking Dead“-Comics. Mit ihm starb die Gewissheit, dass die Helden lange aushalten – das Gesetz der Serie besagte von nun an, dass es jeden treffen kann. Der Governor schlug ihm, obwohl wir alle nicht daran glaubten, den Kopf ab (ein ähnliches Schicksal ereilt Hershel in der TV-Fassung).

Im Fernsehen wird aus dem Anführer ein schreckhafter Babysitter, der mit seiner Körpermasse nicht richtig umzugehen weiß und ständig wankt. Chad Coleman interpretiert ihn mit stets aufgerissenen Augen und einem „Oh!“ auf den Lippen. Sein Tod ist unspektakulär, es kommt einem vor, als habe auch Coleman sich aus der Serie rausschreiben wollen.

Wieder ein Charakter, der so nachlässig inszeniert wurde, als hätten die Macher am Schluss nicht mehr gewusst, wohin mit ihm.

02. Carol Peletier (Melissa Suzanne McBride)

Eine Figur mit riesigem Potential: Die Geschichte der verprügelten Ehefrau, die nach dem Tod des Mannes und in der Zombiewelt die Karten neu mischen darf, bietet genug Anreize. Als dann auch noch Tochter Sophia infiziert wird, muss Carol ihr altes Leben endgültig begraben.

Die Autoren jonglieren Carol Peletier seitdem planlos durch die Gegend. Ihr Siechtum müssen wir seit mittlerweile drei Staffeln ertragen. Keine Perspektiven, keine Veränderungen. Nur zunehmende Schweigsamkeit und Verhärtung. Ein Facepalm-Moment: Als sie wie Rambo eine Bande Krimineller ausschaltet und dabei auch noch weinen muss.

Falls Carol doch noch irgendeine Art Tiefsinn in sich birgt – langsam wäre es an der Zeit dies zu zeigen.

01. Morgan Jones (Lennie James)

Ist es jetzt wieder okay, Leute zu töten? Oder darf man sie lediglich kampfunfähig machen? Verletzen – nicht verletzen? Seit Morgan seine psychotische Zeit durchstanden hat (er war behelmter Ritter der Kokosnuss in einer nur noch von ihm bewohnten Stadt), lehrt er allen, die es nicht wissen wollen, seine Weltanschauung. Die feindselige Gang der „Wolves“ blickte da nicht mehr durch. Deren Räuber aber nutzten gerne mehrmals die Gelegenheit, dem stets palavernden Friedensbringer zu entflüchten.

Dabei fing es recht viel versprechend an. Unter der Ägide von Frank Darabont lernten wir Morgan in der allerersten „TWD“-Episode kennen. Die Angst davor, seine zombifizierte Frau zu töten, ließ keinen kalt.

Nun ist er ein Dampfplauderer. Morgans Einflüsse: Aikido und DIY-Philosophie. Zitat: „It’s not about what I think. People can — they can try and set you in the right direction, but they can’t show you the way. You know, you got to find that for yourself, and… I thought I had it. I did. But I’m – I’m just fumbling through.“ Stimmt.

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