AC/DC

Black Ice

Sony

Keine weiteren Fragen: AC/DC definieren, was Hardrock ist.

AC/DC sollen endlich wieder richtig rocken, befand Brendan O’Brien, als er beschloss, das neue AC/DC-Album „Black Ice“ zu produzieren. Doch was hatte die Band seiner Meinung nach all die Jahre davor gemacht? Allzuviel Blues war ja weder auf „Stiff Upper Lip“ (2000) noch auf „Ballbreaker“ (1995) zu hören. Bei den Australiern geht es freilich immer nur um Abstufungen, um marginale Veränderungen des Sounds, und das seit 1980. AC/ DC ist Hardrock ist AC/DC, jenseits dieser Gleichung gibt es schon lange nicht mehr viel, und das ist sowohl ein Kompliment als auch ein Fluch.

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Mit Brian Johnson kam der gepresste Gesang, u nd harte Arbeit ersetzte lässigen Schmutz. In den besten Momenten klang die harte Arbeit immer noch verdammt gut, in den schlechteren klangsie nur mühsam. „Black Ice“ liegt dazwischen, tendiert aber zurunterhaltsamen Kraftmeierei – was auch daran liegt, dass Johnson sein Pensum diesmal leichter zu schaffen scheint. Manchmal klingt er fast entkrampft.

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Dass gleich i n vier Songtiteln das Wort „Rock“ vorkommt, wurde ja allerorten aufgezählt, aber AC/DC halten tatsächlich das Versprechen, das sie damit geben. Alle 15 Songs (zu viele freilich!) preschen voran, immer gniedelt Angus Young fröhlich vor, und die anderen folgen ihm gern. Mit seinem Bruder Malcolm hat er wieder viele solide Stücke geschrieben, die nicht alle so dynamisch sind wie „Rock N Roll Train“ oder „War Machine“. Besonders lustig geht es dafür bei „Anything Goes“ zu, man hört förmlich die Arena grölen. Und wem fallen schon noch solche Zeilen ein: „She digs Rock’n’Roll/ She likes Rock’n’Roll/ You want Rock’n’Roll/ I need Rock’n’Roll/ Everyday/ And all through the night.“ Oder: „Decibel/ Oh, decibel/ That’s the history of Rock’n’Roll.“ Solchen Stumpfsinn muss man erst mal mit der gebotenen Entschlossenheit rüberbringen.

Ein Spaßverderber kann jetzt fragen: Warum soll man „Big Jack“ hören, wenn es schon „The Jack“ gibt? Klingt nicht wieder jeder neue AC/DC-Song („Rocking All The Way“) wie ein alter AC/DC-Song („Highway To Hell“‚), nur nicht ganz so gut? Welchen „Rock N Roll Dream“ haben die überhaupt noch? „Black Ice“ ist natürlich nicht viel mehr als Selbst-Kopie und Legenden-Verwaltung, aber immerhin auf hohem Niveau. Und wer seine Konzerte in knapp zwölf Minuten ausverkauft, stellt sich wahrscheinlich sowieso keine Fragen mehr.