Danny Wilson

„Complete Danny Wilson“

Cherry Red (VÖ: 28.2.)

Das Gesamtwerk des schottischen Pop-Trios.

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Die Grenze zwischen Kult und okkult ist, was Rockbands angeht, manchmal sehr schmal: Was an einer Band mysteriös oder magisch sein soll, erschließt sich Anhängern, die man aus neutraler Distanz eher als Sektierer betrachten kann. Bands, die (wie etwa Radiohead, Television, King Crimson) weithin Kultstatus genießen, haben sich diesen in aller Regel redlich verdient und über die Jahre hinweg nicht wieder zerstört. Da der Begriff längst inflationär benutzt wird, ist Skepsis angebracht, wenn bislang unbekannten Bands im PR-Sprech Kultstatus zugebilligt wird.

Wie superb das Trio stimmlich harmonierte, war immer wieder bewundernswert

Das Pop-Trio Danny Wilson ist so ein Fall, in dem eine Band neuerdings zum einen als maßlos unterbewertet gepriesen und gleichzeitig zum Kult erklärt wird. Benannt hatten sich die Schotten nach dem völlig obskuren Film „Meet Danny Wilson“, in dem Frank Sinatra 1952 unter anderem Evergreens wie „I’ve Got A Crush On You“ und „She’s Funny That Way“ gesungen hatte. Songwriter Gary Clark war schon in jungen Jahren mit den immergrünen Sinatra-Aufnahmen vertraut, sein Vater seinerseits großer Fan. Allerdings schwebte ihm zeitlose Klassik einer ganz anderen Art vor, als er Pop- und Bossanova-Songs für seine Band zu schreiben begann. „Ruby’s Golden Wedding“ erinnerte mehr an Begräbnisse in New Orleans als an berühmte Hochzeitmärsche. Manche, wie „A Girl I Used To Know“, klangen wie klassische Musical-Nummern, andere, wie „I Won’t Be Here When You Get Home“, wie eine verschollene Steely-Dan-Aufnahme.

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Becker/Fagen inspirierten unüberhörbar „I Was Wrong“, den großen Ohrwurm der zweiten LP, „Bebop Moptop“. Wie superb das Trio stimmlich harmonierte, war immer wieder bewundernswert. Das hatte auch damit zu tun, dass sie im Studio bei den Aufnahmen schon in ihren Anfängen einen beachtlichen Perfektionswahn entwickelt hatten. Zusammen mit den Single-B-Seiten, Demos, Remixes und einem Mitschnitt aus dem Londoner Town & Country Club liegt hier das komplette Vermächtnis des Trios vor.

Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 3/25.