Falco

„Wiener Blut“/„Data De Groove“

Warner (VÖ: 1.4.)

Österreichs Superstar strauchelt in die Neunziger.

„Wiener Blut“ war das erste Falco-Album, das sich schlechter verkaufte als sein Vorgänger. Vielleicht hatte man einfach genug von seinem Ego. Falco ist der größte Popstar, den Österreich je hervorgebracht hat, das stand 1988 längst fest. Er war zu groß für nur ein Land. Der Ansatz seines fünften Albums jedoch erschien provinziell, obwohl er immer lauter auftrat. In Zeilen wie „Wir hab’n die Medizin/ Der Dekadenz haben wir an Preis verlieh’n/ Dabei san wir moralisch überblieb’n/ Wir stehen und fallen und lieg’n“ wägt Falco ein Anrecht auf Exzess ab. Aber das tat er schon sechs Jahre zuvor, mit seinem Debüt, „Einzelhaft“.

Eine ironische Hymne an sich selbst, voller Insiderwitze und ohne „Wiener Blut“-Pathos

Nun machte Falco mit seinem Namen in einem Songtitel auf („Falco Rides Again“) – ein verzweifelter Versuch, als Markenbotschafter in eigener Sache relevant zu bleiben. Chancenlos auch die Produktion von Bolland & Bolland, die in einem orientierungslos erscheinenden Pop-Jahr wie Muckibuden-Rock klang. „Data De Groove“ von 1990 gilt in der Falco-Gemeinde als große Theorieleistung in Form eines Konzeptalbums über das „Computerzeitalter“. In Wirklichkeit ist es Falcos Spaßalbum, eine ironische Hymne an sich selbst, voller Insiderwitze und ohne „Wiener Blut“-Pathos.

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Die Titel des vom alten Weggefährten Robert Pronger eingerichteten Werks changieren zwischen Cyperspace-Quatsch im „Matrix“-Stil, lange bevor es „The Matrix“ gab („Neo Nothing – Post Of All“), und Wortspielen, verpackt in Keyboardminiaturen („Anaconda’mour“). „Expocityvisions“ ist eine Variation von „Der Kommissar“, „Tanja P. nicht Cindy C.“ ein Gruß, ausnahmsweise mal nicht an David Bowie, sondern an Prince. Die Deluxe-Editionen der lange vergriffenen Alben erscheinen mit allerlei Extended Versions und Neufassungen, mitsamt dem Brigitte-Nielsen- Duett „Body Next To Body“ in sechs Versionen. Für den Remix von „Do It Again“ wurde mit Shep Pettibone eine DJ-Größe der Achtziger verpflichtet, der Falcos Steely-Dan-Coverversion einen Schmatzbass verpasste.