Luke Haines & Peter Buck
„Going Down To The River … To Blow My Mind“
Cherry Red (VÖ: 25.7.)
Versponnener Psych-Rock mit guten Nebenwirkungen.
Achtung, Alarm! Ein Großteil der Mächtigen dieser Welt scheint aus der Psychiatrie ausgebrochen zu sein, und wer das langsam kaum noch ertragen kann, der kann sich hier mal 41 Minuten mit Liedern entspannen, die sich den Witz nicht nehmen lassen. Hier kommt der zweite Teil einer Serie, die Haines und Buck selbst „psychiatric trilogy“ nennen. „All The Kids Are Super Bummed Out“ war 2022 eine herrlich groteske Zusammenfassung der verrückten Monate davor, mit Stücken wie „Won’t Ever Get Out Of Bed“ und „Waiting For The UFOs“. Die Suche nach außerirdischen Lebensformen geht jetzt weiter – oder sind sie längst unter uns? Jedenfalls klingt „Going Down To The River … To Blow My Mind“ manchmal so.
Seit es R.E.M. nicht mehr gibt, arbeitet Gitarrist Peter Buck an so vielen Projekten mit, dass man leicht den Überblick verlieren kann, doch mit dem britischen Exzentriker Luke Haines (The Auteurs, Black Box Recorder usw.) gelingen ihm die originellsten Alben. (Klar, dass auch sein brother from another mother, der Gitarrist Scott McCaughey, dabei ist, plus Linda Pitmon am Schlagzeug.) Haines schreibt die kryptischen Texte, und gemeinsam komponieren sie psychedelische Rocksongs, die so freudig zwischen Assoziations-Overkill und Paranoia schwanken, dass sie perfekt in unsere chaotische Zeit passen, ohne zu düster zu wirken – endlich mal Wahnsinn ohne negative Nebenwirkungen!
Mit „The Pink Floyd Research Group“ geht es gleich lustig los, danach drohen zwar „56 Nervous Breakdowns“ und „Nuclear War“, aber Haines singt so elegant und Buck spielt seine Jingle-Jangle-Rickenbacker so beschwingt, dass einen das wenig anficht. Solange die Musik nicht endet, ist noch nicht alles verloren.
Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 8/2025.